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Entscheidung auf Mallorca

Entscheidung auf Mallorca

Titel: Entscheidung auf Mallorca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.C. Bergius
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schweigend die Treppe hinab. Erst, als niemand mehr in ihrer Nähe war, fragte der Hagere: »Woher wußten Sie, daß ich deutsch spreche?«
    Wulf strich sich über die Nase. »Erinnern Sie sich an den Tag, an dem ich auf der Terrasse des ›Impledo‹ eine Leica verkaufte?«
    Der Herr betrachtete ihn prüfend.
    »Durch einen merkwürdigen Umstand erregten Sie meine Aufmerksamkeit. Obwohl augenleidend, setzten Sie sich so, daß Sie die Zeitung mit der Sonne im Rücken lesen mußten. Wie ist das möglich, fragte ich mich. Das erhöht doch die Blendwirkung.«
    »Interessant«, bemerkte der Hagere.
    »Die Folge: Ich beobachtete Sie. Dabei sah ich, daß Sie dem Spanier Alfonso, der die Kamera kaufen wollte, Zeichen gaben. Von diesem Moment an stand für mich fest, daß Sie der eigentliche Käufer waren.«
    Wulfs Begleiter räusperte sich.
    »Bald darauf erkannte ich auch, daß Sie die deutsche Sprache beherrschen.«
    Der Sonnenbebrillte blieb stehen.
    »Es war ganz einfach. Denn unmittelbar nachdem ich den Preis genannt hatte, nickten Sie Alfonso zu. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Portier meine Forderung aber noch nicht übersetzt.«
    »Mein Kompliment«, sagte der Hagere. »Doch nun zu Ihnen. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich möchte Sie bitten, mich in eines Ihrer Geschäfte einzuschalten.«
    »In eines meiner Geschäfte?«
    »Ja. Ich hab’ mehr Geld ausgegeben, als ich verantworten konnte, und sitze nun fest. Und Sie verkaufen nicht nur Fotoapparate. Darf ich daran erinnern, daß Sie mir seinerzeit mit Ihrem Sportwagen den Weg verstellten, damit man mich nicht schnappte?«
    Der Hagere zog ein Tuch aus der Tasche.
    »Wir trafen uns ebenfalls in einem entlegenen Haus, in dem Roulett und auch anderes gespielt wird«, fügte Wulf frech hinzu.
    Der Sonnenbebrillte fuhr sich über die Stirn. »Merkwürdig, daß ich Sie dort nicht gesehen habe.«
    »Meine Beobachtungsgabe ist offensichtlich besser als Ihre«, antwortete Wulf großspurig und dachte: Gut, daß ich ihm nicht sagte, daß wir uns dort nur in der Einfahrt begegnet sind. Jetzt hat er eine Nuß, die er nicht knacken kann.
    »Wer führte Sie dort ein?«
    Wulf gab sich den Anschein, als müsse er darüber nachdenken. »Ich weiß es nicht mehr«, sagte er nach einer Weile.
    Wenn er den Namen nicht nennt, dürfte man sich auf ihn verlassen können, überlegte der Hagere. »Sind Sie allein?«
    »Nein. Ich bin mit einer Freundin hier.«
    »Weiß Sie von Ihren diversen Beobachtungen?«
    Wulf schüttelte den Kopf.
    »Entschuldigen Sie meine Neugier, aber … Sie sitzen fest?«
    »Ja.«
    »Sehr?«
    »Es geht.«
    »Haben Sie einen Wagen?«
    Wulf sah ihn fragend an.
    »An einem Auto kann man viel verdienen. Für einen VW zahle ich zehntausend Mark.«
    »Und anschließend geht der Verkäufer baden, weil ihm der Löschungsvermerk im ›Carnet‹ fehlt.«
    »Für wen halten Sie mich? Wenn ich einen Wagen übernehme, werden die Papiere in Ordnung gebracht, und der Abschnitt, der normalerweise an der Grenze herausgetrennt wird, wandert zur richtigen Stelle.«
    Wulf pfiff durch die Zähne.
    »Das Auto darf nur nicht versichert sein.«
    »Warum nicht?«
    »Weil der Wagen zu irgendeinem Zeitpunkt daheim als gestohlen gemeldet werden muß. Sie verstehen: damit er für alle Zeiten verschwindet. Wurde er versichert, dann beginnt eine peinliche Untersuchung. Es könnte ja ein Versicherungsbetrug sein. Ist er hingegen nicht versichert, kommt niemand auf den Gedanken, den Bestohlenen zu verdächtigen. Er macht ja keine Ansprüche geltend.«
    Wulfs Wangen waren vor Erregung gerötet. »Das Geschäft können wir tätigen. Ich bringe Ihnen einen funkelnagelneuen Wagen, wenn Sie mir tausend Mark Vorschuß geben. Damit wäre ich im Moment wieder flott.«
    Der Sonnenbebrillte grinste. »Nehmen Sie es mir nicht übel, aber für so naiv hätte ich Sie nicht gehalten.«
    Wulf sah ihn verwundert an.
    »Nun machen Sie nicht solche Unschuldsaugen. Bringen Sie den Wagen, dann …«
    »Ohne Geld kann ich doch nicht nach Hause fahren und einen Wagen holen«, unterbrach ihn Wulf.
    »Ist das meine Schuld?«
    »Natürlich nicht.« Er sah sein Gegenüber flehend an. »Haben Sie keine andere Möglichkeit?«
    Der Hagere nagte an seinen Lippen und betrachtete Wulf von oben bis unten. »Können Sie gut schwimmen?«
    »Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen, aber ich machte die Prüfung für Rettungsschwimmer.«
    »Trauen Sie sich hundert Meter bei Seegang zu?«
    Wulf setzte eine spöttische Miene auf.

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