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Entscheidung auf Mallorca

Entscheidung auf Mallorca

Titel: Entscheidung auf Mallorca Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.C. Bergius
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Bogen wurde er nach vorne geschleudert. Um ihn herum splitterte es. Der Scheinwerfer erlosch. Er bildete sich ein, den Schrei eines Kindes zu hören.
     
    Minutenlang lag Wulf regungslos am Boden des Bootes, das nur unwesentlich beschädigt war und mit höchster Geschwindigkeit auf das Kap Formentor zulief. Ihm dröhnte der Schädel. Eine Zeitlang bemühte er sich vergeblich, sich zurechtzufinden. Doch dann sah er die hagere Gestalt seines Begleiters, die sich gespenstig gegen den nächtlichen Himmel abhob. Augenblicklich wußte er, wo er sich befand und was geschehen war. Wir haben Menschen in den Tod gejagt, dachte er voller Entsetzen. Der Kerl ist ihr Mörder. Ich wurde mitschuldig. Herrgott, was soll ich tun? Ich werde zur Polizei gehen müssen. Mir wird nichts anderes übrigbleiben.
    Er richtete sich auf und fühlte einen stechenden Schmerz im Hinterkopf.
    Der Sonnenbebrillte bemerkte, daß Wulf sich bewegte. »Haben Sie was abbekommen?« rief er.
    Wulf fand nicht die Kraft zu antworten.
    »Mich würde es nicht wundern«, fuhr sein Begleiter fort. »Und ich wäre nicht einmal traurig darüber. Sie wissen hoffentlich, daß Sie mich hindern wollten, das Polizeiboot zu rammen.«
    Wulf erhob sich. »Ich wollte, ich hätte es verhindern können.«
    Der Hagere schwieg, und Wulf spürte, daß ihm ein nicht wiedergutzumachender Fehler unterlaufen war.
    Das hätte ich nicht sagen dürfen, haderte er mit sich. Jetzt hab’ ich ihn darauf aufmerksam gemacht, daß ich ihm gefährlich werden kann. Womöglich überlegt er nun, ob es nicht besser wäre, mich zu erledigen. Ich bin ja der einzige, der ihn belasten könnte.
    Angst überfiel ihn. »Sie müssen mich verstehen«, schrie er gegen den Fahrtwind an. »Als ich Sie hindern wollte, glaubte ich, daß beim Rammen auch unser Boot zum Teufel gehen würde. Wie komme ich dazu, kampflos abzukratzen, sagte ich mir.«
    »Sie haben mich für einen Angsthasen gehalten?«
    »Das nicht. Ich nahm aber an, Sie wären kopflos geworden. Von der christlichen Seefahrt verstehe ich ja nichts.«
    »Das hab’ ich gemerkt. Sie konnten natürlich nicht wissen, daß der Bug unseres Bootes verstärkt wurde. Im äußersten Notfall, und der war heute gegeben, ist Rammen immer noch das sicherste Mittel. In der Regel ist derjenige, der von der Seite gefaßt wird, außer Gefecht gesetzt.« Er lachte. »Was meinen Sie, wie beschäftigt die Herren Schnüffler jetzt sind?«
    »Glauben Sie, daß deren Boot absackt?«
    Der Sonnenbebrillte lachte. »Polizeiboote gehen so schnell nicht unter. Wir haben übrigens Glück gehabt. Die Kerle müssen geschlafen haben. Mit dem Scheinwerfer sind sie umgegangen, als hätten sie noch nie so ‘n Ding in der Hand gehabt. Und nicht einen einzigen Schuß haben sie abgegeben. Oder haben Sie was gehört?«
    Wulf war es, als fiele ihm ein Stein vom Herzen. »Nein«, antwortete er. »Und Sie sind wirklich davon überzeugt, daß denen nichts passiert?«
    »Das möchte ich nicht gerade behaupten. Der Kommandant wird bestimmt strafversetzt. Blöder als er … Aber seien wir ihm dankbar. Wenn er auf Draht gewesen wäre, hätte man uns jetzt beim Wickel.«
    Wulf wollte eben etwas erwidern, als er sich an den Schrei erinnerte, den er inmitten des Krachens und Splitterns zu hören geglaubt hatte. »Und was ist, wenn es kein Polizeiboot war?« fragte er besorgt.
    »Kein Polizeiboot? Ich habe Ihnen doch gesagt, daß auf dieser Seite der Insel … Wie kommen Sie überhaupt darauf?«
    Wulf zögerte. »Ich kann es nicht beschwören, bilde mir aber ein, den Schrei eines Kindes gehört zu haben.«
    »Wird das Zwitschern der Engel gewesen sein, die bei Ihnen vorsprachen, als Sie Ihren Salto vollführten.« Der Sonnenbebrillte schüttelte den Kopf. »Schrei eines Kindes! Ausgerechnet in der Nacht vor der felsigen Nordküste von Mallorca! So ‘n Quatsch.«
    »Und wenn ich mich nicht täusche?«
    »Hören Sie auf mit Ihrem Blödsinn.«
    »Haben Sie nicht selbst gesagt, daß mit dem Scheinwerfer umgegangen wurde, als hätte derjenige, der ihn bediente, nicht Bescheid gewußt? Und sind Sie nicht der Auffassung, daß kein Schuß abgefeuert wurde?«
    Es dauerte eine ziemliche Weile, bis der Hagere antwortete. »Sie können einem ganz schön zusetzen«, sagte er mit veränderter Stimme. »Denn wenn Sie sich nicht täuschen … Nein!« schrie er plötzlich. »Das ist Wahnsinn! Was sollte ein Boot zu dieser Zeit …? Ich will von Ihrer Idiotie nichts mehr hören, bekomme sonst noch einen

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