Entscheidung aus Liebe
Nickerchen stören ließen.
Chloe mischte sich ein, da sie nicht mit ansehen konnte, wie Rebeccah die kleine Katze quälte. „Lass Lady Anne schlafen, Rebeccah. Schließlich ist sie noch ein Baby." Lady Anne schien die Störung gelassen hinzunehmen, da sie zufrieden die Augen schloss und sich in das Kissen kuschelte, sobald Rebeccahs Bemühungen geendet
hatten.
„Du musst sanfter mit Lady Anne umgehen", befahl Chloe. Trotzig lief Rebeccah davon und beklagte sich über diesen schrecklichen Tag, an dem ihr auch gar nichts erlaubt werde.
Chloe blickte Gerald an und wandte dramatisch den Blick gen Himmel. Gerald lächelte zurück. Sie hatte nichts gegen seine Gesellschaft, besonders an einem so einsamen Tag wie heute, obwohl sie seine Konversation nicht gerade anregend fand. Am liebsten erzählte er von seinen früherem zügellosen Leben in London. Sie war der Ansicht, dass er es zu offensichtlich vermisste, um sich wirklich von Grund auf geändert zu haben, wie er stets behauptete.
„Ich bin hierher gekommen, um euch alle zu einem Ausflug
einzuladen. Das Wetter ist viel zu schön, um im Haus zu bleiben. Was haben Sie
denn gerade so Wichtiges getan?"
„Ich habe versucht, einen Brief zu schreiben", entgegnete ihm Chloe.
„Ach, heben Sie sich das für einen anderen Tag auf, an dem es regnet. Wir haben frischen Schnee, wahrscheinlich den letzten dieses Winters."
Chloe entschied, dass ihr die Ablenkung willkommen war. „Kinder, wollen wir nach draußen gehen und im Schnee spielen?"
Sarahs erfreutes Gesicht war Antwort genug, während Rebeccah nur mit den Achseln zuckte. Doch wenn sie in einer Stimmung wie dieser war, bedeutete diese Geste, dass sie von dem Vorschlag ebenfalls begeistert war.
Es erwies sich als schwierige Aufgabe, die Mädchen passend für das kalte Wetter anzukleiden. Es dauerte eine Dreiviertelstunde, bis sie aufbruchbereit waren. Zusammen gingen sie die Dienstbotentreppe herunter, und ihre Stiefel verursachten einen Lärm wie ein ganzes Soldatenregiment. Rebeccahs Aufregung wuchs, und schließlich rannte sie mit Sarah durch den Hintereingang und in den Garten.
Chloe seufzte und folgte ihnen zusammen mit Gerald. Als sie um die Ecke bogen, stießen sie beinahe mit Jareth zusammen, der aus der entgegengesetzten Richtung kam.
„Jareth!" rief Gerald überrascht. „Du hattest wohl dieselbe Idee wie wir, nicht wahr?"
„Nur ein kurzer Spaziergang", antwortete er schroff. Dann wandte er sich ab, um möglichst schnell die Flucht zu ergreifen.
„Möchtest du dich uns nicht anschließen, Cousin? Wir werden eine Schneeburg oder etwas dergleichen bauen."
„Burgen baut man aus Sand", verbesserte ihn Chloe freundlich. „Aus Schnee bauen die Mädchen immer ein Fort."
„Na gut, dann eben ein Schneefort. Wir könnten deine Hilfe gebrauchen, Jareth." Jareth weigerte sich, Chloe anzusehen. Stattdessen schien er angestrengt die Baumkronen zu studieren. „Nein. Ich habe viel Arbeit", murmelte er.
„Du gönnst dir wohl niemals eine Pause, wie?"
Statt einer Antwort brachte er so etwas wie ein höfliches Lächeln zustande, bevor er noch einmal nickte und mit langen Schritten auf das Haus zuging.
Chloe stand wie angewurzelt im Schnee und sah ihm hinterher.
Gerald schüttelte besorgt den Kopf. „Dieser Mann nimmt seine Position viel zu ernst. Wenn ich Duke wäre, hätte ich mit Sicherheit mehr Spaß als er."
„Er glaubt wohl, dass Spaß verboten ist", bemerkte Chloe trocken.
„Dann ist er ein Narr."
Chloe erwiderte nichts, da sie ihm in dieser Hinsicht ausnahmsweise Recht geben musste.
20. KAPITEL
Das Ende des Winters kam, und der Frühling begann mit längeren, regennassen Tagen. Das feuchte Wetter brachte neue, grüne Triebe und Knospen zum Vorschein, als das Osterfest nahte. Nach den Feiertagen war es trocken genug, um einen Ausflug zu wagen. Bei dieser Gelegenheit hatte Chloe eine Idee.
Es war etwas, an das sie schon lange gedacht hatte. Sie bat einen der Diener, einen Tisch und Stühle neben der Pferdekoppel aufzustellen; außerdem arrangierte sie mit Daniel, dass einige der Stallburschen an diesem Tag die Pferde auf die Koppel führten. „Nehmt euer Lieblingsspielzeug mit, Kinder", sagte sie zu den Mädchen. „Wir werden heute eine ganz besondere Teeparty feiern!"
Jareth und der Sheriff saßen im Salon und sprachen über die Fortschritte der Ermittlungen.
„Leider haben wir den Mann mit dem Ring immer noch nicht gefasst, Euer Gnaden. Wir haben aber gehört, dass er sich
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