Entscheidung aus Liebe
war es auch wieder verschwunden. Er war plötzlich todernst. „Für einen Mann wie Sie, Jareth, ist das Leben eines Dukes so, als würde man Sie lebendig begraben."
Jareths ganze Aufmerksamkeit richtete sich nur noch auf einen Punkt: Claremonts Augen. Diese kleinen, kalten Augen beobachteten ihn aufmerksam und warteten nur auf ein Zeichen seiner Schwäche. Stattdessen sagte er nur: „Sind Sie den ganzen Weg nach Strathmere gekommen, nur um mir das zu sagen?" Er bemühte sich, gelangweilt zu wirken.
Falls Claremont erwartet hatte, eine zufrieden stellendere Reaktion von seinem
Opfer zu erhalten, so zeigte er seine Enttäuschung zumindest nicht. „Nein. Ihre erste Annahme war richtig. Ich beabsichtige, Ihnen etwas abzukaufen, aber es ist nicht die Kohlenmine. Außerdem ...", er legte eine dramatische Pause ein, wobei er amüsiert lächelte, „bin ich fest entschlossen, sehr nett zu fragen."
„Was wollen Sie?"
„Einen Ihrer Besitze in Herefordshire. Ein wertloses Stück Land, mit nichts als einigen Kühen und einem verfallenen Manor aus dem Mittelalter." Er sprach so beiläufig, als würde es ihn nicht besonders interessieren. Doch gerade dieses Verhalten weckte Jareths Misstrauen. „Es gibt dort einen nett gelegenen Bauernhof, den ich gerne weiter ausbauen würde. Ich brauche ein hübsches kleines Landhaus, in das ich mich zurückziehen kann, wenn mir der Trubel Londons zu viel wird. Vielleicht wird es Sie überraschen, dass ich vorhabe, den Landedelmann zu spielen, der größtenteils die Landschaft genießt und sich harmlosen Vergnügungen hingibt."
Jareth fragte sich, was dieses lächerliche Spiel bedeuten sollte. Claremonts Lügen waren leicht zu durchschauen. Doch was war seine wirkliche Absicht?
Er erinnerte sich an den Besitz, von dem Claremont sprach. Es war ein gewaltiges Stück Land, das Charles nur wenige Monate vor seinem Tod erstanden hatte. Jareth hatte bereits geplant, es neben einigen anderen Besitztümern zu verkaufen, um das nötige Kapital für neue Industrien aufzubringen, die er in Strathmere aufbauen wollte.
So sehr es ihm auch widerstrebte, Claremont den Besitz zu überlassen - falls er diese Gelegenheit nicht beim Schöpfe packte, würde es bedeuten, dass er sich ins eigene Fleisch schnitt. „Was bieten Sie mir für das Land?"
Claremont lächelte zufrieden, da es ihm gelungen war, das Interesse des Dukes zu wecken. Die Summe, die er für den Besitz bot, bestätigte Jareths Vermutung, dass der Marquess dieses Land nicht zum bloßen Vergnügen wollte. Ein Landedelmann, pah! Er machte das Angebot viel zu attraktiv, um es abzulehnen.
Plötzlich kam ihm ein Gedanke. D'Arc hatte erwähnt, dass ihm Charles den Spaß verdorben hatte. War es möglich, dass Charles dieses Land nur gekauft hatte, um Claremont zu ärgern?
Nun, selbst wenn dies der Fall gewesen war, so würde es Jareth nicht in seiner Entscheidung beeinflussen. Was auch immer Charles' Gründe gewesen waren, nun trug Jareth die Verantwortung über Strathmere. Und wenn es seinen Bewohnern dienlich war, wenn er das Kapital aus diesem Verkauf zu ihrem Wohl verwendete, dann würde er seine negativen Gefühle Claremont gegenüber eben für einen Augenblick vergessen müssen. Das Geschäft passte ausgezeichnet in seine Pläne, daher informierte er den Marquess, dass er dem Handel zustimmte - vorausgesetzt, dessen Anwalt würde ihm einen annehmbaren Vertrag zukommen lassen.
Claremont lächelte. „Exzellent. Ich werde sofort nach London aufbrechen, um alles in die Wege zu leiten."
„Gute Reise, Claremont", sagte Jareth, während er sich abwandte.
„Und Ihnen wünsche ich eine gute Gesundheit, Euer Gnaden. Seien Sie vorsichtig,
wenn Sie ausreifen oder in einer Kutsche fahren. Es ist höchst beunruhigend, dass selbst ein so komfortables Gefährt wie die herzogliche Kutsche manchmal ... nun, unzuverlässig sein kann."
Jareth wirbelte wütend herum, doch Claremont hatte den Raum bereits verlassen. Sein boshaftes Kichern hallte jedoch hörbar von den Wänden der Eingangshalle wider.
Chloe scheuchte das vorwitzige Kätzchen nun schon zum wiederholten Male an diesem Tag zur Seite. Dieses gehörte Sarah. Jedes Mädchen hatte darauf bestanden, sein eigenes Haustier zu bekommen. Rebeccah hatte Sarahs Kätzchen auf den Namen Harry getauft. Er war ein hübscher, braun-weiß gefleckter kleiner Kater, der erstaunlich frech war. Rebeccah dagegen besaß eine grau gestreifte Katze, die den edlen Namen Lady Anne trug und im Gegensatz zu dem
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