Entscheidung aus Liebe
verspielten Kater eher faul war.
„Siehst du, jetzt hast du die Tinte umgeworfen, du böser Kater! " sagte Chloe tadelnd. Nachdem sie das Tier am Nackenfell genommen und auf den Boden gesetzt hatte, fuhr sie fort, ihren Brief zu schreiben.
Was sollte sie Papa nur schreiben? Wie konnte sie von ihrem Alltag berichten, ohne die Traurigkeit zwischen den Zeilen durchscheinen zu lassen, die von ihr Besitz ergriffen hatte?
Seufzend blickte sie aus dem Fenster. Das eigenwillige Kätzchen sprang noch einmal auf den Tisch und lief neugierig darauf herum. Chloe fiel es schwer, diesem niedlichen Tier ernsthaft böse zu sein. „Sarah, komm und nimm Harry zu dir!" rief sie.
Das kleine Mädchen eilte herbei und trug ihr Haustier in das Spielzimmer, und Chloe starrte wieder das unbeschriebene Blatt Papier an. Schließlich entschied sie sich dafür, nur über die Kinder zu schreiben und nichts von ihren eigenen Erlebnissen zu erwähnen. Papa war kein Narr und würde es sicher bemerken, aber jede Vermutung war besser, als wenn sie die Wahrheit gestand.
Dennoch - wofür sollte sie sich schämen? Was war ihr Verbrechen, die Liebe? Ihre Mutter hatte sie dazu erzogen, stets ihre Gefühle zu zeigen. Chloe fragte sich, ob sie die Liebesnacht mit Jareth bereute. Nein, niemals. Sie war nicht dazu bereit, auch nur einen einzigen Augenblick davon zu bereuen. Wenn diese eine gemeinsame Nacht alles war, was sie von ihm bekam, dann würde sie wenigstens die Erinnerung daran wie einen Schatz bewahren, ihr ganzes Leben lang.
„Miss Chloe", sagte Rebeccah, die mit einem schmalen Gegenstand in der Hand ihr Schlafzimmer betrat. „Schauen Sie, was ich in einem Schrank gefunden habe."
Chloe interessierte sich zunächst mehr für den Staub, der die Kleidung des Mädchens bedeckte. „Rebeccah, ich habe dir doch schon so oft gesagt, du sollst nicht in den Schränken herumklettern." Rebeccah ignorierte die Rüge und legte stolz ein kleines, ledergebundenes Buch auf Chloes Tisch. „Was ist denn das?" fragte Chloe.
„Das ist ein Buch!", erwiderte das Mädchen, sehr zufrieden mit sich selbst.
„Ja, das kann ich sehen. Warum hast du es mir gebracht?"
„Weil viele Geheimnisse darin stehen müssen. Vielleicht sogar eine Schatzkarte." „Oh, wirklich?"
„Miss Chloe, verstehen Sie es denn nicht? Das Buch war versteckt, also muss es etwas Wundervolles enthalten. Bitte lesen Sie es mir vor."
Chloe seufzte und nahm das Buch in die Hand, das leicht modrig roch. Während sie die erste Seite aufschlug, sagte sie: „Wahrscheinlich ein Buch, das jemand versehentlich in den Schrank ... "
Auf der Seite stand: „Tagebuch von Charles David Witherspoon Hunt IV, Marquess of Harwether, gegenwärtiger Erbe des Duke of Strathmere".
„Was steht denn darin, Miss Chloe? Sagen Sie es mir, bitte, bitte!" Rebeccah trat unruhig von einem Bein auf das andere und sah ihre Gouvernante erwartungsvoll an.
Chloe schloss das Buch. „Es ist das Tagebuch deines Vaters, aus der Zeit, als er noch ein Junge war."
Diese Mitteilung war für Rebeccah wundervoller als selbst geheime Schatzkarten, was man ihrer Miene deutlich ansehen konnte. Als sie Chloe bat, es vorzulesen, schüttelte diese den Kopf. „Nein, ich werde es dir nicht vorlesen, Rebeccah. Wenn du älter bist, darfst du es haben und selbst darin lesen. Aber die Dinge, die in diesem Buch stehen, waren die privaten Gedanken eines kleinen Jungen. Ich glaube nicht, dass dieser Junge wollte, dass ein fünfjähriges Mädchen und deren Gouvernante seine Geheimnisse erfahren, sogar wenn dieses Mädchen seine Tochter ist."
„Aber ... "
„Nein, cherie. Erst, wenn du älter bist. Nun sei ein braves Mädchen und stell dieses Buch in das Regal."
Mit beleidigter Miene stapfte Rebeccah aus dem Raum.
Sie war gerade durch die Tür gegangen, als Gerald das Spielzimmer betrat und lautstark rief: „Warum seid ihr Damen denn an einem so schönen Tag wie diesem im Haus?"
„Hallo, Cousin Gerald!" rief Rebeccah erfreut. Chloe legte die Schreibfeder nieder und verließ ihr Schlafzimmer. Sie lächelte, als sie bemerkte, wie schnell sich das Kind von seiner Enttäuschung vor wenigen Augenblicken erholt hatte.
„Wie geht es Lady Anne?" fragte Gerald.
„Ich habe ihr schon einen Trick beigebracht", sagte Rebeccah, ergriff Geralds Hand und zog ihn hinüber zu dem großen Kissen, auf dem sich die Kätzchen zusammengerollt hatten. Nach einer Weile stellte sie jedoch missmutig fest, dass die Tiere sich nicht freiwillig bei ihrem
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