Entscheidung aus Liebe
angeblich noch in der Gegend aufhalten soll. Meine Männer und ich unternehmen nach wie vor alles, was in unserer Macht steht, um ihn zu finden."
„Ausgezeichnet, Sir", erwiderte Jareth. „Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe." Er saß am Fenster und erhaschte einen Blick auf Chloe, die mit den Kindern über den Rasen ging. Erleichtert stellte er fest, dass Gerald nicht bei ihnen war.
Jareth wandte sich wieder dem Mann zu, der ihm gegenüber am Tisch saß. „Es gibt da noch eine andere ernste Angelegenheit, über die ich mit Ihnen sprechen muss, Sheriff. Es betrifft den tödlichen Unfall meines Bruders und meiner Schwägerin."
Der Sheriff sah ihn erstaunt an. „Den Unfall? Nun, wie kann ich Ihnen helfen?"
„Wurde irgendetwas an oder in der Kutsche gefunden, das
einen Hinweis darauf geben könnte, wie der Unfall verursacht wurde?"
Seit Claremonts Besuch hatte sich Jareth immer wieder gefragt, ob er die Sache nicht besser ruhen lassen sollte. Dennoch konnte er den Verdacht nicht vergessen, der ihm ganz unvermittelt in den Sinn gekommen war und seine Gedanken seitdem beschäftigte. Zuerst hatte er sich eingebildet, dass dies nur auf die grausamen Worte Claremonts zurückzuführen war, die er womöglich mit genau dieser Absicht ausgesprochen hatte. Trotzdem hatte der Marquess mit seiner letzten Bemerkung keinen Zweifel daran gelassen, wie sehr er Charles gehasst hatte. Seit diesem Tag wurde Jareth von einer ständig wachsenden Unruhe geplagt.
„Es entstand so viel Schaden, Euer Gnaden, dass ich gar nicht weiß, wo ich mit meinem Bericht anfangen soll. Die linke Tür war weg, als wir die Kutsche auf dem Boden der Schlucht fanden. Dieser Tatsache verdanken die Kinder wahrscheinlich ihr Leben. Wie Sie wissen, fielen sie während des Sturzes der Kutsche relativ früh heraus und blieben auf einem Felsabsprung liegen. Bei unseren Untersuchungen haben wir herausgefunden, dass die Kutsche danach in einen tieferen Abgrund der Schlucht stürzte und auf den Felsen zerschmettert wurde." Er sah Jareth entschuldigend an. „Ich bedaure, so taktlos sein zu müssen, Euer Gnaden."
„Ich danke Ihnen für Ihre Rücksicht, Sir, aber augenblicklich bin ich nicht an Ihrem Taktgefühl interessiert. Ich benötige Informationen. Gab es vielleicht Spuren oder andere Hinweise auf der Straße, die erkennen ließen, wie der Fall der Kutsche überhaupt zustande kam?"
„Nun, es war eine schmale, felsige Straße mit vielen Kurven, die genau an der Schlucht entlang führte. Ihr Bruder und Ihre Schwägerin hatten Freunde auf der anderen Seite des Waldes, oben am Fluss. Aus diesem Grund benutzten sie oft diese Straße, wie mir zu jener Zeit berichtet wurde."
„Dann hätte also jemand, der ihnen auflauern wollte, genau gewusst, dass sie dort vorbeifahren würden."
Der Sheriff schwieg für einen langen Moment. „Denken Sie das wirklich, Euer Gnaden? Dass dieses Unglück vielleicht gar kein Unfall war?"
Die Vermutung des Mannes war richtig, aber das war noch lange nicht alles, was Jareth dachte. Claremont hatte ihn auf
die Idee gebracht, dass der Tod seines Bruders vielleicht geplant gewesen war. Vielleicht hatte damals jemand einen Grund dazu gehabt, Charles umbringen zu wollen. Jemand wie Claremont zum Beispiel. Natürlich musste er damals schrecklich wütend gewesen sein, als ihm Charles beim Kauf dieses Landes in Herefordshire zuvorgekommen war. Es war möglich, dass er daraufhin versucht hatte, den Mann aus dem Weg zu räumen, der für seine beschämende Entlassung aus der Universität verantwortlich gewesen war.
Aber er war nicht der Einzige, der ein Motiv für Charles' Ermordung gehabt hätte. Gerald hatte immer von dem Titel des Duke of Strathmere geträumt, und natürlich von dem beachtlichen Vermögen, das damit verbunden war. Ob er Charles getötet hatte und nun dasselbe für Jareth plante, wenn einige Zeit vergangen war? Mittlerweile war Jareth zu der Annahme gekommen, dass der Überfall im Garten möglicherweise kein Zusammentreffen mit einem Dieb gewesen war, sondern ein Anschlag auf sein Leben. Chloe hatte ihm vielleicht das Leben gerettet, indem sie in jener Nacht - wörtlich - über ihn gestolpert war.
Der Mann mit dem silbernen Ring war der Schlüssel zu allem. Jareth hätte darauf wetten können, dass ihn jemand angeheuert hatte. Warum war er an diesem Tag nach Strathmere gekommen, und was hatte ihn dazu veranlasst, so schnell die Flucht zu ergreifen? Schließlich hatte der Mann um ein Gespräch mit ihm gebeten. Jareth
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