Entscheidung der Herzen (German Edition)
Wegbiegung endlich ein Wagen auftauchte.
Am liebsten hätte Cassian vor Freude gejubelt, doch er zügelte sein Pferd, strich sich den Staub vom Wams und ritt gemessenen Schrittes näher.
Als er auf gleicher Höhe mit dem Gefährt war, warf er einen Blick in das Innere der Kutsche. Er sah Cathryn und ihr Anblick schnitt ihm ins Herz. Sie saβ gegen das Polster gelehnt und hatte die Augen geschlossen. Doch ihr Gesicht war verweint, die Nasenspitze rot, die Augenlider geschwollen. Am liebsten hätte er den Kutscher zum Halten gezwungen, um die Liebste in den Arm nehmen und trösten zu können. Doch er beherrschte sich. Wollte er Cathryn noch einmal sprechen, so war kluges Vorgehen von Nöten.
Cassian wusste ja, in welcher Begleitung Cathryn reiste. Er erkannte die zwei Wachmänner an ihren Uniformen mit dem Stadtwappen von Leicester. Bedienstete des Rates mochtensie sein, Schergen vielleicht sogar. Cassian sah mit kundigen Blick auf die staubigen Stiefel der Wachleute, sah die darin versteckten Messer und die Musketen, die unter einer Decke verborgen neben ihnen lagen. Sie trugen mit Ketten verstärkte Uniformen und sahen mürrisch drein. Ihre Schultern waren breit und die groβen Hände schienen das Zupacken gewohnt zu sein.
Lord Arthur hat an alles gedacht und wollte wohl nichts dem Zufall überlassen, dachte Cassian mit Respekt.
»Hey, Reiter!«, rief einer der Schergen aus dem offenen Kutschenfenster. »Was glotzt du so? Sieh zu, dass du weiter kommst. Hier gibt es nichts zu sehen.«
»Fragen wollte ich Euch nach einer Herberge. Der Gaul ist müde. Kennt Ihr eine Unterkunft in der Gegend?«, fragte Cassian höflich.
Während der eine ihn noch immer mit strengen Blicken musterte und jede fadenscheinige Stelle des abgetragenen Wamses zu bemerken schien, gab der andere die gewünschte Auskunft: »Eine Meile weiter ist eine Herberge. »Zum Weiβen Hirsch« heiβt sie. Wir selbst werden dort die Nacht verbringen. Sie ist nicht besonders komfortabel, aber sauber.«
Cassian dankte dem Mann und ritt davon. Er war erleichtert, dass Cathryn wohl vom Weinen so erschöpft war, dass sie während des kurzen Wortwechsels nicht erwacht war. Er hatte befürchtet, sie würde so überrascht sein, dass sie nicht verbergen konnte, Cassian zu kennen. Doch unerkannt zu bleiben, schien ihm besonders wichtig, denn in seinem Kopf reifte ein Plan.
Nein, er würde sich nicht damit zufrieden geben, ein Jahr lang auf Cathryn zu warten. Die Zeit war zu lang. Er entbehrte sie doch jetzt schon jeden Tag, jede Stunde, sogarjede einzelne Minute. Sie ein ganzes Jahr nicht zu sehen, das würde er nicht ertragen. Und wer wusste denn schon, was nach diesem Jahr kommen würde? Seine Situation würde sich in dieser Zeit bestimmt nicht grundlegend geändert haben. Als Ehemann würde er auch nach diesem Jahr nicht in Frage kommen. Sir Baldwin Humbert würde sie zur Frau bekommen. Und das konnte Cassian nicht zulassen. Unter keinen Umständen!
Alles würde er tun, um der Geliebten dieses Schicksal zu ersparen. Oh, wenn er nur daran dachte, wie Sir Baldwin mit seinen festen Händen an Cathryns Pfirsichbusen fingerte, wie er seinen ewig feuchten Mund auf ihre weichen, warmen Lippen presste! Und wenn er an das strenge, freudlose Leben dachte, welches seine Liebste in diesem bigotten, puritanischen Haushalt zu führen gezwungen sein würde! Sie würde für den Rest ihres Lebens in schwarzen Kleidern gehen müssen und alle Freude wäre ihr verboten. Nein, es war nicht so, dass Cathryn süchtig nach Vergnügungen, nach Tand und Putz war. Sie war einfach nur eine lebensfrohe, temperamentvolle junge Frau, die es verstand, dem Leben die schönsten Seiten abzugewinnen. An Baldwins Seite würde ihre Lebenslust verdorren wie eine Blume, der man das Wasser nahm.
Nein, Cathryn sollte weder in einem Kloster verkümmern, noch Baldwins Weib werden. Cathryn war seine Frau. Nicht vor den Menschen, aber doch vor Gott. Mit ihm würde sie leben und seine Kinder zur Welt bringen.
Er würde dafür sorgen, dass es ihr an nichts mangelte. Noch konnte er es nicht, aber bald schon, sehr bald, da war er sich sicher, würde er Cathryn alles bieten können, was sie zum Leben brauchte.
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Kapitel 4
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A ls die kleine Reisegesellschaft in der Herberge »Zum Weiβen Hirsch« eintraf, saβ Cassian bereits in der Schankstube und hatte eine Schüssel Bohnensuppe und einen Kanten Brot vor sich stehen.
Er saβ vornübergebeugt, sodass ihm das Haar in die Stirn fiel und ein Teil
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