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Entscheidung der Herzen (German Edition)

Entscheidung der Herzen (German Edition)

Titel: Entscheidung der Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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…«, er brach ab und grinste über das ganze Gesicht, ehe er fortfuhr. »… und die Weiber dort sind auch nicht zu verachten. Was immer Ihr wollt, in London bekommt Ihr es.«
    Cassian zögerte einen winzigen Moment, dann fragte er: »Nun, ist London groβ genug, um dort ein zurückgezogenes Leben führen zu können?«
    Der Kutscher hob die Augenbrauen. »Seid Ihr etwa auf der Flucht? Was habt Ihr angestellt?«
    Cassian lächelte ein wenig verlegen. »Ein Mädchen hab ich entehrt. Kann sein, dass ihre Familie mich holen will, damit ich sie heirate. Doch dafür fühle ich mich noch zu jung.«
    Der Kutscher lachte. »Recht hast du, Kerl. Bist noch zu jung. Musst erst noch vom Leben kosten. Recht hast du.«
    Er lachte keckernd, doch dann wurde er ernst. »Sei unbesorgt. London ist groβ. Niemand wird dich dort finden. Wirst ja nicht im Nobelviertel absteigen, oder? Ich rate dir, suche dir eine Bleibe in Soho. Nicht die feinste Gegend, aber so bevölkert von Leuten aus dem ganzen Land, dass niemand fragt, woher man kommt oder wohin man will.«
    Der Kutscher winkte Cassian, näher zu kommen. Dann raunte er ihm ins Ohr. »Die Mädchen aus Soho sind berühmt für ihre Liebeskünste. Geh in den »Schwarzen Bock«. DasHaus liegt in der Nähe der Themse. Dort findest du alles, was du brauchst.«
    Cassian zögerte. »Ich möchte mich schon amüsieren. Aber ehrbar bleiben will ich auch.«
    Der Kutscher spuckte aus. »Bist ein Junge vom Land, was? In Soho gibt es auch kleine Zimmer in anständigen Häusern, in denen man dich in Ruhe lässt. Wirst schon was finden. Bist ja nicht auf den Mund gefallen und starke Fäuste hast du auch. So mancher junge Bursche hat schon in London sein Glück gemacht.«
    Dann erhob er sich ächzend, drückte eine Hand ins Kreuz und schlurfte in Richtung Stall.
    Cassian blickte ihm nachdenklich nach, dann wandte er sich in die andere Richtung, lief zu einem kleinen Waldstück und legte sich unter einen Baum, um ein wenig zu schlafen.
    Es war schon dunkel, als der Schrei eines Waldkauzes ihn aufweckte.
    »Wenn ein Käuzchen schreit, stirbt ein Mensch«, murmelte er leise vor sich hin, verscheuchte diesen Gedanken jedoch im selben Augenblick. »Ammengeschwätz! Jede Stunde stirbt irgendwo ein Mensch. Wahrscheinlich sogar in jeder Minute. Und ganz sicher ist stets irgendwo ein Kauz in der Nähe.«
    Er stand auf, ging zu einem kleinen Bach in der Nähe und schüttete sich mit beiden Händen Wasser ins Gesicht. Er prustete, dann trank er, strich sich die Kleider glatt und ging langsam auf leisen Sohlen zurück zur Herberge.
    Das Haus lag bereits still und dunkel, die Fackel vor dem Eingang war erloschen. Im oberen Stockwerk, dort, wo die beiden Wachmänner schliefen, waren die hölzernen Läden vor das Fenster geschlagen.
    Auch auf dem Hof und in den Ställen herrschte Ruhe. Cassian sah den Kutscher, der sich neben seinen Pferden ins Stroh gelegt hatte und laut schnarchte.
    Leise ging Cassian zu seinem Hengst, der ihn mit einem leisen Schnauben begrüβte. Er klopfte ihm sanft auf den Hals, bevor er um jeden einzelnen Huf feste Lappen band, um das Klappern der Eisen auf dem Pflaster des Hofes zu dämpfen. Als er fertig war, band er den Hengst los und führte ihn genau unter Cathryns Fenster.
    »Bleib stehen«, befahl er. »Rühr dich nicht von der Stelle.«
    Wieder schnaubte der Hengst, als hätte er jedes Wort verstanden.
    Cassian eilte in den Hof der Herberge zurück und entfernte vorsichtig eine Leiter, die zum Heuboden führte. Er schleppte das schwere, hölzerne Ding zur Vorderfront des Hauses und lehnte es dort an die Wand. Er hatte Glück. Die Leiter war lang genug, sodass er ohne Schwierigkeiten zu Cathryns Fenster gelangte.
    Zuvor hatte er bereits kleine Steinchen geworfen und gewartet, bis Cathryn sich zeigte. Leise öffnete sie das Fenster und strahlte ihn an.
    »Cassian! Ich habe gehofft, dass du kommst. Oh, ich habe es so sehr gehofft.«
    »Pscht! Sei leise. Jetzt bin ich da. Komm, steig aus dem Fenster. Gib mir deine Hand, ich halte dich.«
    Cathryn raffte ihren schlichten Rock und stieg vorsichtig aus dem Fenster. Sie nahm Cassians Hand, die sich stark und warm anfühlte. Eine Hand, an der man sich festhalten konnte. Eine Hand, die stark genug war, um einen Holzscheit zu spalten und zugleich so zart sein konnte, dass sie glaubte,ihre Knochen würden unter diesen Händen wie Eis in der Sonne schmelzen.
    Sie hatten den Fuβ der Leiter noch nicht erreicht, schwebten noch zwischen Himmel und

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