Entscheidung der Herzen (German Edition)
wusste um die Liebe zwischen Cassian und Cathryn. Eine Liebe, vor der er Ehrfurcht hatte, denn sie schien ihm gröβer und tiefer als alleLieben, von denen er je gehört hatte. Auβerdem war Cassian sein Freund. Sein bester Freund sogar, auch wenn sein Vater, Lord Arthur, diese Freundschaft nur zögernd billigte. Aber ihm, David, machte es nichts aus, dass Cassian Katholik war, während seine Familie der anglikanischen Kirche angehörte. Es gab sowieso nur einen Gott, und aufweiche Art und Weise man an ihn glaubte, war doch völlig egal. Die Hauptsache war doch, ein ehrbarer Mann zu sein, der sich so gut es eben gerade ging, an die zehn Gebote hielt. Das war zumindest Davids Meinung. Und deshalb antwortete er auch: »Sir Baldwin Humbert hat um die Hand Cathryns angehalten.«
»Was? Wie bitte? Was sagst du da?« Cassians Stimme wurde bei jedem Wort lauter.
»Ja, gestern war es. Auf einem Fest in der benachbarten Grafschaft.«
»Und? Was hat Lord Arthur dazu gesagt?«
David sah verlegen auf den Boden und scharrte mit der Spitze seines Stiefels in einer Ritze zwischen den Pflastersteinen herum. »Was hat er schon tun können?«
Cassian packte David an den Schultern und schüttelte ihn. »David, um Gottes Willen, rede! Was ist passiert? Wie hat Lord Arthur entschieden? Und wohin, bei Gott, soll Cathryn? In welches Kloster wird sie gebracht?«
David schüttelte Cassians starke Hände, die sich in seine Schulter gekrallt hatten, ab, dann erwiderte er: »Mein Vater hat zugestimmt. Cathryn ist Sir Baldwin Humbert versprochen.«
»Oh Gott!!« Cassian schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Sag, dass das nicht wahr ist!«
»Doch. Es ist wahr. Ginge es nach dem Willen Sir Baldwins, so wären sie wohl heute schon vor den Altar getreten.Aber Cathryn hat sich geweigert. Ja, sie hat sogar berichtet, dass sie schon bei dir gelegen hat, dass du ihr Mann bist.«
»Nein!«
»Doch!«
Cassian sah in die Richtung, in der die Kutsche verschwunden war und wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte. Weinen, weil die Frau, die er so sehr liebte, nicht mehr in seiner Nähe war, oder lachen, weil sie sich so entschieden dagegen gewehrt hatte, einen anderen zu heiraten.
»Mein Vater ist überaus wütend auf dich. Ehrlos hat er dich genannt. Ehrlos und hinterhältig. So, als hättest du dich mit dem Beilager in seine Geldlade geschlafen.«
Cassian nickte. »Ich kann es ihm kaum verdenken. Erzähl weiter. Berichte mir jedes Wort. Ich muss alles wissen, David.«
»Nach Cathryns Geständnis und ihrer beharrlichen Weigerung, Sir Baldwin zu heiraten, kam meine Mutter schlieβlich auf die Idee, Cathryn für ein Jahr in ein Kloster zu schicken.«
David lächelte und breitete ein wenig verlegen die Arme aus. »Sie ist ein wenig sentimental, meine Mutter, weiβt du. Sie glaubt wohl, dass in einem Jahr viel geschehen kann. Im Augenblick schindet sie Zeit. Offiziell heiβt es allerdings, dass Cathryn ihre Erziehung vervollkommnen muss, um Sir Baldwin tatsächlich eine angemessene Ehefrau zu sein.«
»Aber wie, um alles in der Welt, konnte Lord Arthur Baldwins Antrag zustimmen?«
Cassian schüttelte verständnislos den Kopf. »Erkläre es mir! Jeder weiβ, was für ein Schuft Sir Humbert ist. Dein Vater aber ist ein ehrbarer Mann, dem der Stolz seines Namens über alles geht.«
David zuckte mit den Achseln und sah verlegen zur Seite. »Meine Familie hat während des Krieges ein paar verfolgtenRoyalisten im Jagdhaus Unterschlupf gewährt. Es handelte sich um eine junge Familie. Die Frau war hochschwanger und hatte bereits zwei kleine Kinder. Sie war krank, hatte Fieber. Hätte mein Vater sie wie tollwütige Hunde davon jagen sollen? Wir sind Anglikaner und leben nach der Heiligen Schrift. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. Hätten wir gegen die Schrift verstoβen sollen?«
»Nein, natürlich nicht. Royalisten, Katholiken, Anglikaner, wir alle sind Christen, Menschen, Engländer.«
»Siehst du. Sir Baldwin aber ist da anderer Meinung. Er hat herausgefunden, dass mein Vater die Familie im Jagdhaus versteckt hielt, den Arzt und die Hebamme zu ihnen geschickt hat. Nun erpresst er ihn. Entweder, er bekommt Cathryn zur Frau oder er teilt dem Parlament in Nottingham, dem er angehört, mit, was mein Vater getan hat. Du weiβt, was das heiβt?«
»Wer weiβ das besser als ich? Mehr als die Hälfte seines Vermögens kann deinen Vater dieser Akt der Nächstenliebe kosten.«
»Jetzt weiβt du auch, warum Lord Arthur dem Antrag
Weitere Kostenlose Bücher