Entscheidung der Herzen (German Edition)
sah das Zimmer viel freundlicher aus.
Ihre Laune besserte sich und Cathryn blickte weniger sorgenvoll in die Zukunft. Sie würden es schon schaffen, da warsie sich sicher. Eines Tages, eines baldigen Tages würde sie mit Cassian in einem hellen Haus wohnen, sie würden heiraten und vielleicht sogar Kinder haben.
Doch als sie sein bedrücktes Gesicht sah, als er nach Hause kam, sank ihr gerade erwachter Mut erneut.
»Wie war es? Hast du Arbeit gefunden?«, fragte sie.
Cassian nickte. »Ja, das habe ich. Zumindest für ein paar Tage. Ich habe im Hafen etwas gefunden. Schiffe werde ich beladen. Schwere Fässer aus den Hafenkontoren an Deck rollen.«
Cathryn stand auf und legte ihm eine Hand auf den Arm. »Aber warum freust du dich denn gar nicht?«, wollte sie wissen.
»Ich kann es nicht ertragen, dich ein solches Leben führen zu lassen. Ich habe Angst um dich, Angst um unsere Liebe.«
Cathryn lachte, doch es war kein fröhliches Lachen. »Du musst keine Angst haben. Auch ich habe eine Anstellung gefunden. Ich kann mich ab morgen als Wäscherin verdingen. Und du wirst sehen, schon in ein paar Wochen werde wir diese trübselige Behausung verlassen können.«
»Wäscherin?«, fragte Cassian entgeistert. »Du willst Wäscherin werden?«
»Warum nicht? Eine Arbeit ist so gut wie die andere.«
»Meinst du, dass du diese schwere Arbeit bewältigen kannst?«
»Die Arbeit auf den Jourdan-Manors war auch nicht immer leicht. Ich bin zwar zart gebaut, aber an Kräften mangelt es mir nicht.«
Sie sprach die Worte voller überzeugung und es gelang ihr sogar, Cassian zum Lächeln zu bringen. Sie strich ihm überdie Schulter und sah mit Erschrecken, dass sich sein Gesicht noch immer vor Schmerzen verzog, sobald sie die Wunde an seiner Schulter berührte. Die Stelle fühlte sich heiβ an. So heiβ, als hätte sich die Wunde entzündet. Ich werde morgen bei einem Apotheker ein paar Kräuter kaufen und ihm einen Umschlag machen, dachte sie, doch die Sorge um Cassians Verwundung lieβ sich nicht so einfach vertreiben.
Sie hatte erst drei Stunden als Wäscherin gearbeitet, da fragte sie sich, wie lange ihre Kraft noch reichen würde.
Sie war am Morgen pünktlich zur Stelle gewesen und die alte Magd hatte ihr sofort vier Eimer in die Hand gedrückt.
»Geh zum Brunnen und hole Wasser. Geh so oft, bis die beiden Zuber bis zum Rand gefüllt sind.«
Schon beim ersten Mal schwankte Cathryn unter der Last der vier vollen Wassereimer. Beim zweiten Gang hatte sie das Gefühl, dass ihre Arme immer länger wurden und beim dritten Mal schnitten ihr die Henkel der schweren Gefäβe so stark in die Hände, dass sie bald voller roter Striemen waren. Ihr Kleid klebte vor Schweiβ an ihrem Leib, ihr Haar hing in unordentlichen Strähnen herunter. Sie schwankte bei jedem Schritt und musste immer öfter stehen bleiben, die Eimer absetzen und die schmerzenden Arme reiben.
Doch endlich war der Zuber voll und die Magd schüttete Lauge hinzu, um anschlieβend die Schmutzwäsche hineinzuschmeiβen.
Sie gab Cathryn ein Brett und eine Bürste. »Da«, sagte sie. »Der Herr ist sehr streng. Sieh zu, dass du auch alle Flecken herausbekommst. Nimm die Bürste, nimm Sand und Lauge. Danach spülst du die Wäsche zwei Mal in klarem Wasser.Wenn alle Lauge herausgespült ist, wringst du die Stücke aus und legst sie auf die Bleiche zum Trocknen. Während die Wäsche trocknet, füllst du die Zuber erneut und wäschst die Kleidung der Mägde und Knechte. Bis du damit fertig bist, sind die Sachen auf der Bleiche getrocknet. Du holst sie herein und glättest sie mit einem heiβen Stein. Wenn die Glocken zum Mittag läuten, kommst du in die Küche. Dort isst das Gesinde. Danach gehst du zurück an die Arbeit. Bis zum Abendläuten musst du fertig sein, eher darfst du nicht gehen. An jedem Samstag bekommst du deinen Lohn. Zerreiβt du ein Wäschestück oder übersiehst einen Fleck, so zieht der Herr dir was vom Lohn ab. Am Sonntag hast du frei, damit du in die Kirche gehen kannst. Hast du noch Fragen?«
Cathryn schüttelte den Kopf. Die Magd ging und Cathryn begann, die Wäschestücke über das Waschbrett zu ziehen. Sie stellte sich ungeschickt dabei an, immer wieder rutschten die Sachen zurück in das beiβende Laugenwasser. Die Bürste entglitt ihren Händen, die Seife fiel zu Boden. Doch endlich war die erste Hälfte sauber. Cathryn hatte mit solcher Kraft die zahlreichen Flecken bearbeitet, dass ihre Schultern und ihr Rücken rasend schmerzten und sie
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