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Entscheidung der Herzen (German Edition)

Entscheidung der Herzen (German Edition)

Titel: Entscheidung der Herzen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Thorne
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der Baker Street.«
    Nachdem die Magd ihr noch den Weg erklärt hatte, bedankte Cathryn sich wohlerzogen und ging sofort los. Ihren Eimer lieβ sie beim Brunnen zurück.
    Sie lief durch die engen, ungepflasterten Gassen von Soho, vorbei an Schmutz und Abfällen, die die Bewohner der schäbigen Häuser und Katen direkt vor ihre Häuser kippten. Doch schon bald wurde die Gegend besser. Die Kinder, die auf der Straβe spielten, trugen saubere, ungeflickte Kleider, die Häuser waren nicht groβ, aber ordentlich verputzt. Cathryn war in das Viertel der einfachen Handwerker gelangt. In den offenen Fenstern der Werkstätten wurden ihre Waren präsentiert, Mägde mit gefüllten Weidenkörben kamen vom Markt, Hausfrauen schwatzten über die Straβe hinweg mit ihren Nachbarinnen. Ein paar herrenlose Hunde liefen, die Nase dicht am Boden, durch die Gassen auf der Suche nach ein paar Abfällen.
    Standen in den offenen Fenstern der Häuser in Soho Vogelkäfige, so befanden sich hier Blumentöpfe. Cathryn lächelte, als sie das sah. Sie war zwar erst seit zwei Tagen in London, dieser riesigen Stadt mit ihren Tausenden von Einwohnern, doch hatte sie die Grundregeln, nach denen das Leben in Soho funktionierte, schon bald gelernt. Hinter den Fenstern mit den Vogelkäfigen verbargen sich die kargen Zimmer der Freudenmädchen. Die Vögel dienten als Zeichen, dass sie auf Kundschaft warteten und Cathryn hatteschon mehr als einen Mann sagen hören: »Ich gehe zu den Vögeln.«
    Zuerst hatte sie nicht verstanden, was damit gemeint war, doch Cassian hatte ihr lachend erklärt, dass dies die Umschreibung für den Umstand war, dass ein ehrbarer Mann zu den Huren, zum Vögeln ging.
    Sie lief lächelnd weiter, erreichte schon bald die Baker Street und war geblendet von der Pracht der Häuser. Prächtige Bauten, die sich über mehrere Stockwerke zogen, die Fenster mit Blei verglast, die Türen sorgfältig gestrichen und mit blank geputzten Türklopfern aus Messing versehen. Sie selbst war in einem Schloss aufgewachsen, welches gröβer war als die Häuser dieser Straβe. Und doch wirkten diese Häuser hier prächtiger, prunkvoller und moderner.
    Sie zögerte und fürchtete beinahe, weiter zu gehen. Sie war eine Lady, das schon, aber eine vom Land. Die vielen Menschen, die prachtvollen Straβen und Bauten, die gutgekleideten Frauen mit ihren hochmütigen Gesichtern erschreckten sie. Am liebsten wäre sie umgekehrt, wäre die Gassen zurück in das ärmliche Zimmer gerannt und hätte sich Cassian an die Brust geworfen. Doch Cathryn wäre nicht Cathryn, die junge Lady von den Jourdan-Manors, gewesen, hätte sie kehrtgemacht.
    Endlich fasste sie sich ein Herz und klopfte an dem roten Haus.
    Die Tür wurde sogleich geöffnet und eine ältere Magd mit schlohweiβen Haar bellte: »Ja? Was willst du? Wir geben nichts!«
    Sie schickte sich an, Cathryn die Tür vor der Nase zuzuschlagen, doch Cathryn stellte wagemutig einen Fuβ dazwischen. »Fragen wollt ich, ob Ihr nicht eine fleiβigeWäscherin gebrauchen könnt!«, sagte sie mit einigem Nachdruck.
    Die Magd musterte ihre zierliche Gestalt von oben bis unten, dann sagte sie barsch: »Warte hier. Ich muss die Herrschaft fragen.«
    Cathryn wartete eine ganze Weile, und als sie gerade beschlossen hatte, zu gehen, da man sie offensichtlich vergessen hatte, wurde die Tür wieder aufgerissen.
    »Morgen früh zur sechsten Stunde kannst du dich hier melden. Wir werden sehen, ob du geeignet bist.«
    Dann schlug sie die Tür zu.
    Cathryn lächelte. »Ich habe es geschafft«, murmelte sie. »Beim ersten Anlauf habe ich es geschafft. Cassian wird stolz auf mich sein. Vielleicht können wir schon in ein paar Wochen aus diesem grässlichen Zimmer ausziehen.«
    Sie eilte zurück zum Brunnen, nahm den Eimer, den Gott sei Dank niemand gestohlen hatte, kehrte in ihre Unterkunft zurück und begann, das Zimmer zu putzen.
    Schon bald brannten ihr die Hände von der scharfen Lauge, doch Cathryn lieβ sich nicht beirren. Sie kroch auf den Knien über den Boden, wischte in jeder Ecke, bis schlieβlich alles glänzte. Sie schüttelte den Strohsack so lange, bis sich die Klumpen aufgelöst oder besser verteilt hatten, dann nahm sie ein paar von den wenigen Pfund, die sie von ihrem Vater mit auf die Reise bekommen hatte, und ging auf den Markt.
    Sie kaufte einen kleinen Strauβ Wiesenblumen und ein groβes Stück Tuch, das sie zu Hause auf den alten Strohsack legte. Die Blumen stellte sie in einen Tonkrug und schon, fand sie,

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