Entscheidung fuer die Liebe
wieder okay.“ Sie wagte nicht Alexander anzuschauen. Noch jetzt spürte sie die Berührung seiner Lippen, den Griff seiner Hände um ihren Körper. „Ich muss was trinken.“ Sie schleppte sich in den Schatten und trank das Glas leer, das Heiner ihr reichte. Mit dem Ergebnis, dass sie einen Schwips bekam. Sekt auf nüchternen Magen habe ich noch nie vertragen, dachte Nina. Aber das war ihr egal. Alexanders Attacke unter Wasser hatte ihr gezeigt, dass er sich genauso nach ihr sehnte wie sie sich nach ihm. Nach dieser Erkenntnis konnte sie sogar in Heiners Armen einschlafen.
Alexander lag etwas abseits, auch er schlief. Momentan haben wir keine Chance hier wegzukommen, dachte er. Er herrschte Flaute, kein Lüftchen regte sich. Aber Al exander wusste, dass der Wind gegen Abend zurückkehren würde.
Als Heiner wieder die Au gen öffnete, kräuselten sich Wellen auf dem Meer. „Wir haben Wind“, rief er.
Alexander sprang auf, Nina öffnete schlaftrunken die Augen. Schnell trugen sie Körbe und Kühltaschen zum Schlauchboot. Zehn Minuten später legten sie ab.
„ Juhu“, rief Heiner, als die Jacht übers Wasser schoss. Nina hielt sich krampfhaft fest. Ein bisschen weniger Wind wäre mir lieber, dachte sie und blinzelte in die Sonne, die jetzt erträglich war. Ich möchte wissen, was Alexander für mich empfindet, dachte sie. Nur ein Flirt? Nur Verlangen? Oder ist es mehr? Ihr Blick huschte zu Alexander. Der war beschäftigt, denn der Wind nahm immer noch zu.
Als die Küste von Bali vor ihnen auftauchte, atmete Nina erleichtert auf. Sie war gern auf dem Wasser, aber nicht bei Sturm und jetzt hatten sie Sturm. Es kostete Heiner und Alexander alle Kraft, die Segel einzuholen. Die kurze Fahrt mit dem Schlauc hboot wurde zum waghalsigen Risiko, das Heiner und Alexander lachend bewältigten.
„Toll war das“, rief Heiner, als sie endlich Land betraten.
Alexander nickte. „So einen Wind habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Wir treffen uns nachher beim Essen“, rief er Nina und Heiner zu und war verschwunden.
Nach dem Abendessen ging Nina zum Strand. Sie musste allein sein. Heiner telefonierte mit ihrem Vater, Alexander war im Haus verschollen.
Es war erst acht Uhr abends und schon vollkommen dunkel. Nina schaute hinauf zum Himmel und blieb überwältigt stehen. Vollmond. Sein silberner Schein tanzte auf den Wellen und Nina spürte den unwiderstehlichen Wunsch, ins Meer zu tauchen. Während sie noch überlegte, ob sie sich ausziehen sollte, hörte sie Schritte. Unwillig drehte sie den Kopf und – schnappte nach Luft.
Es war Alexander, der aus de m Garten kam. „Ich habe gespürt, dass du hier bist“, sagte er leise. Ist das nicht wundervoll?“ Er deutete aufs Meer.
„Traumhaft“, bestätigte Nina. „Ich komme mir vor wie in einer Märchenwelt.“ Nur we rden Märchen niemals wahr, fügte sie in Gedanken hinzu.
Alexander sagte nichts. Er stand einfach nur vor ihr und schaute sie an. Sacht, ganz sachte streckte er dann den Arm aus und nahm ihre Hand. „Gehen wir ein Stück.“
Sie schlenderten am Strand entlang bis zu einem Hindutempel.
Vor dem Tempel blieb Alexander stehen. „Manchmal ist man versucht, zu ihren Gö ttern zu beten“, murmelte er nachdenklich.
„Und worum würdest du sie bitten?“
„Um die Erfüllung meines Traumes“, sagte Alexander ohne Nina anzusehen. Als er doch den Kopf drehte, erschrak sie. Sein Blick war so verzweifelt, dass sie unwillkürlich die Hand hob, um seine Wange zu streicheln. Alexander legte sein Gesicht in ihre Handfläche. „Es ist so falsch und so aussichtslos“, brach es aus ihm heraus. „Außerdem ist Heiner mein Bruder.“
„Was… was meinst du?“ fragte Nina atemlos.
„Meine Liebe zu dir“, sagte Alexander leise. „Ich darf dich nicht lieben.“
Nina hielt die Luft an.
„Aber ich liebe dich“, fuhr Alexander fort. „Ich liebe dich so sehr, dass ich manchmal nicht mehr atmen kann.“ Er zog Nina an sich.
Mit geschlossenen Augen lauschte Nina seinem Herzschlag. Er liebte sie. Ihr Traum war wahr geworden. Sie hob den Kopf, schaute ihm in die Augen und flüsterte: „Ich liebe dich auch.“
Er nickte. „Ich weiß. Ich spüre es mit jeder Faser meines Körpers. Deine Liebe und dein Verlangen. Aber es darf nicht sein.“ Verzweifelt schüttelte er den Kopf und - löste sich abrupt von ihr.
Auch Nina sah ihn: Heiner. Er kam den Strand entlang. Wenn er mich jetzt fragt, s age ich ihm die Wahrheit, dachte Alexander in einem Anflug von
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