Entscheidung fuer die Liebe
Verzweiflung.
Da stand Heiner vor ihm und sagte: „Walter ist einverstanden.“
„Womit?“ Alexander wusste nicht, wovon sein Bruder sprach.
„Mit der Fusionierung zu unseren Bedingungen.“
„Ach so.“ Schlagartig kehrte Alexander in die Gegenwart zurück.
„Wir können also alles in die Wege leiten“, fuhr Heiner aufgekratzt fort.
„Gut.“ Alexander räusperte sich. „Dann kommt eine Menge Arbeit auf uns zu. Willst du das nicht verschieben? Du hast Urlaub.“
Heiner schaute Nina an. „Was meinst du?“
„Es stört mich nicht, wenn du arbeitest“, sagte Nina. „Dann mache ich einen Einkaufsbummel oder ich lese. Mach dir um mich keine Sorgen.“
„Ist sie nicht wunderbar?“ fragte Heiner und legte den Arm um Ninas Schultern.
Alexander konnte nur nicken. Seine Stimme war eingerostet. Langsam folgte er den beiden zurück zum Haus.
Der nächste Tag war ein Sonntag. Trotzdem frühstückten Nina und Heiner allein.
„Alexander ist in Kuta in seinem Büro“, sagte Heiner. „Ich lasse mich später auch hinfahren. Natürlich nur, wenn du nichts dagegen hast?“ fragend schaute er Nina an.
„Nein, nein“, sagte sie rasch. „Fahr nur. Ich verbringe den Tag am Strand. Nach dem aufregenden Tag faulenze ich heute gern.“
„Danke.“ Heiner drückte ihre Hand und hauchte einen Kuss auf ihre Stirn.
Nach dem Frühstück fuhr er los. Beim Mittagessen war Nina allein, doch das machte ihr nichts aus. Sie hing ihren Gedanken nach und die beschäftigten sich mit Alexander. Bei Vollmond am Strand hatte er ihr seine Liebe gestanden. Eine Nacht lang war Nina unendlich glücklich gewesen. Der Morgen hatte sie in die Gegenwarte zurückkatapultiert. Wir dürfen uns nicht lieben, dachte sie. Das können wir Heiner nicht antun. Er ist Alexanders Bruder und mein Verlobter. Lustlos stocherte sie in ihrem Salat.
Da klingelte ihr Handy. Es war Heiner. „Wir schaffen es nicht, zum Lunch heimz ukommen. Macht es dir was aus allein zu essen?“
„Ich habe schon gegessen“, sagte Nina.
„Tut mir Leid“, murmelte Heiner. „Aber Alexander will verreisen, vorher ist noch eine Menge zu erledigen.“
„Er will ver reisen?“ fragte Nina alarmiert. „Wohin?“
„Australien“, antwortete Heiner arglos.
„Für länger?“
„Ja“, murmelte Heiner.
Nina ließ ihr Handy fallen. Der sonnige Tag hatte sich in eine düstere Schattenwelt verwandelt. Alexander wollte verreisen. Für länger. Nina begriff, was er ihr damit sagen wollte. Wir dürfen diese Liebe nicht zulassen. Wir müssen sie vergessen.
„Nina“, rief Heiner. „Bist du noch da?“
„Ja“, flüsterte sie. „Wir sehen uns heute Abend.“
„Ja, bis dann.“ Die Verbindung war unterbrochen.
Reglos saß Nina da. Unfähig, sich zu rühren. Nur ein Gedanke beherrschte sie: Alexander will unsere Liebe vergessen. Er hat sich dagegen entschieden. Für die Familie, für seinen Bruder. Kann ich ihm das verübeln?
Nein, dachte Nina. Ich muss Alexander vergessen, aber gerade das konnte sie nicht.
Verzweifelt lief sie hinauf in ihr Zimmer und warf sich aufs Bett. Dort weinte sie hemmungslos.
Als Heiner und Alexander an diesem Abend nach Hause kamen, lag Nina schon im Bett. Es war spät und die beiden waren müde.
„Nina schläft schon“, murmelte Heiner nach einem Blick in ihr Zimmer.
Alexander nickte. „Ich bin auch müde. Es war ein langer Tag.“
„Ja, aber wir haben viel erledigt. Wenn Ninas Eltern kommen…“ Ihm fiel ein, dass Nina noch gar nichts davon wusste.
„Hast du ihr nicht gesagt, dass ihre Eltern kommen?“ fragte Alexander.
„Vergessen“, gab Heiner zu. „Ich sage es ihr morgen.“
In dieser Nacht t räumte Nina wieder von Alexander. Sie hatte lange wach gelegen und gegrübelt ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Ihre Situation war aussichtslos. Sie liebte Alexander, aber sie durfte ihn nicht lieben. Und sie wollte auch nicht mehr von ihm träumen. Doch ihre Fantasien machten sich selbständig. Nach einer traumlosen Schlafphase kehrte sie zurück in Alexanders Arme.
Im Traum kam er ihr entgegen und breitete die Arme aus. „Wir sind allein“, flüsterte er. „Allein auf einer Insel im Indischen Ozean. Es gibt nur uns, die Sterne und das Meer.“
Glücklich sank Nina in seine Arme, roch den vertrauten Duft seiner Haut, spürte seine harten Muskeln und sehnte sich nach seinen Lippen. „Ich habe mich so nach dir gesehnt“, flüsterte Alexander, hob sie auf und trug sie in einen tropischen Dschungel.
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