Entscheidung im Palast des Prinzen
keinen Moment.
Einige Minuten später zog Alexej die Zügel an, und sie hielten auf einer Lichtung, die auf einer Anhöhe lag. Im Schein des aufgehenden Vollmonds bot sich ein atemberaubender Blick.
„Wenn das Wetter für die Jahreszeit normal wäre, hätten wir diesen kleinen Ausflug nicht unternehmen können“, sagte Alexej. „Aber es hat erst vor Kurzem noch einen Schneesturm gegeben.“
„Ich bin froh, dass es geschneit hat.“ Lächelnd sah sie zu ihm auf, und er strich ihr mit seiner behandschuhten Hand über die Wange. Paige erbebte, aber nicht vor Kälte … Wenn Alexej sie berührte, hatte sie immer das Gefühl, in ihrem Bauch würde ein Feuer entzündet. Ihr war überall warm, und als sie daran dachte, wie er ihr Ohrläppchen liebkost hatte, begannen auch noch ihre Wangen zu glühen. In der Bibliothek am Fenster hätte sie sich beinahe zu ihm umgedreht und ihm gesagt, er solle die Schlittenfahrt vergessen und sie stattdessen in sein Schlafzimmer bringen. Glücklicherweise hatte sie dieser Gedanke so erschreckt, dass sie ihn nicht auszusprechen wagte.
„Vielleicht ist der Schnee extra für dich gefallen“, sagte Alexej leise und beugte sich zu ihr.
Wieder wurde ihr ganz heiß. Es war falsch, ihn zu begehren, und trotzdem war dieser Moment einfach magisch. Sie setzte sich auf und … hielt den Atem an, als ein wehklagendes Heulen die Stille durchbrach.
„Wölfe“, erklärte Alexej. „Es gibt nicht mehr so viele wie früher, aber wenn es dunkel wird, lassen sie von sich hören.“
„Sollten wir nicht lieber umkehren?“ Ein weiteres Heulen erklang in der Ferne, und eines der Pferde schnaubte nervös.
„Mach dir keine Sorgen. Wir sind nicht weit vom Palast entfernt, und ich habe eine Waffe dabei. Außerdem gibt es da draußen genug für sie zu fressen.“
„Ich weiß nicht, ob mich das beruhigt.“ Als Paige zu ihm aufsah, stellte sie fest, dass er sie irgendwie merkwürdig anblickte. „Was ist los, Alexej?“
„Du siehst aus, als würdest du hierher gehören. Ich wusste, dass dir Weiß besser steht als Schwarz. Der Mantel und die Mütze bilden einen wunderbaren Kontrast zu deinen geröteten Wangen, den strahlenden Augen und den Lippen, die …“, er ließ den Blick zu ihrem Mund gleiten, „… die unbedingt geküsst werden müssen.“
„Alexej …“, begann sie, aber der Rest des Satzes verlor sich in seinem Kuss.
Eigentlich hätte sie ihn abwehren sollen, aber sie wollte von Alexej berührt werden. Er stöhnte leise auf, als sich ihre Zungen trafen. Mit einem Arm zog er sie an sich, während er die Zügel nur noch mit einer Hand hielt. Paige umfasste seine Mantelaufschläge und ließ den Kopf in den Nacken sinken. Sie sollte ein schlechtes Gewissen haben, stattdessen ließ sie sich von ihren Gefühlen davontragen und schob Alexej eine Hand in den Ausschnitt des Mantels. Das schien ihm zu gefallen, und er bahnte sich küssend einen Weg zu ihrem Ohr.
„Du bist so schön, Paige, und ich will dich. Jetzt, heute Abend.“
Paige fühlte sich wie beflügelt, und noch einmal trafen sich ihre Münder zu einem Kuss. Egal, was die Zukunft bringen mochte – diesen Augenblick wollte sie auskosten. Sie würde Alexej nicht für immer haben, aber heute Abend würde er ihr gehören. Und warum auch nicht? Sie verdiente ein Stück vom Glück, selbst wenn es nur einen Abend währte.
Die Stimme der Vernunft meldete sich leise, aber Paige weigerte sich, auf sie zu hören. Das hatte sie in den vergangenen acht Jahren getan, und es hatte ihr nur Einsamkeit und Herzschmerz gebracht.
„Ich gehöre dir, Alexej!“, erklärte sie mit zitternder Stimme.
Hinter ihnen heulten die Wölfe, aber neben Alexej fühlte sich Paige sicher und warm. Im Handumdrehen waren sie wieder beim Palast. Alexej reichte einem Pferdepfleger die Zügel und hob Paige vom Schlitten. Dann rannten sie wie Kinder ins Haus. Alexej hielt Paige an der Hand, zog sie die große Treppe hinauf und oben durch eine Tür, die er anschließend ins Schloss warf. Während er Paige rückwärts zum Bett schob, flogen seine Finger förmlich über die Knöpfe ihres Mantels. Gleich darauf machte er bei ihrem Jackett weiter.
„Ich wollte dich aus diesem hochgeschlossenen Anzug schälen, seitdem ich dich heute Morgen darin gesehen habe“, raunte er. Mantel und Jackett landeten auf dem Boden, es folgten Mütze und Schal. Die Handschuhe zog sich Paige selbst aus, damit sie Alexej so schnell wie möglich richtig spüren konnte. Heute Morgen habe
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