Entscheidung in Cornwall
entspannt. »Ich bin nicht mehr die mit großen Augen in die Welt staunende Zwanzigjährige, Brian.«
»Nein, natürlich nicht. Du bist jetzt eiskalt, abgebrüht und müde, nicht wahr?«
»Abgebrüht schon«, antwortete sie. »Die erste Lektion hast du mir gegeben.«
Er zog ausgiebig an der Zigarette und betrachtete dann nachdenklich die Glut. »Vielleicht habe ich das getan«, sagte er. »Und vielleicht hast du es gebraucht.«
»Ach, erwartest du, dass ich mich jetzt bei dir bedanke?«, warf sie ihm an den Kopf, und er sah sie wieder erstaunt an.
»Vielleicht.« Er kam zu ihr herüber, blieb einen Augenblick vor ihr stehen und ließ sich dann neben ihr auf das Sofa fallen. Plötzlich lachte er laut auf. »Gütiger Himmel, Ramona, du hast diese verdammte Sprungfeder noch immer nicht reparieren lassen!«
Ihre Anspannung ließ nach, und sie lachte mit ihm. »Ich will es so haben, es gefällt mir.« Mit einer lebhaften Kopfbewegung warf sie das Haar nach hinten. »Es ist persönlicher.«
»Von der Unbequemlichkeit ganz zu schweigen.« Er lächelte sie an.
»Ich setze mich nie darauf.«
»Das überlässt du arglosen Gästen, wie?« Brian rutschte von der kaputten Sprungfeder herunter.
»Stimmt«, antwortete Ramona. »Ich will, dass die Leute sich bei mir wie zu Hause fühlen.«
Als Julie das Tablett mit dem Tee brachte, saßen die beiden freundschaftlich vereint nebeneinander auf dem Sofa. Ihr Blick suchte nach den Anzeichen einer versteckten Anspannung in Ramonas Gesicht, fand jedoch keine. Zufrieden ließ sie sie wieder allein.
»Wie ist es dir ergangen, Brian? Hast wahrscheinlich viel zu tun gehabt?« Ramona zog die Beine unter sich und beugte sich vor, um Tee einzuschenken.
In dieser Haltung hatte Brian sie unzählige Male gesehen. Fast gewalttätig drückte er die Zigarette aus. »Ja, ziemlich viel.« Es war eine Untertreibung, doch er wollte mit den fünf Alben, die er inzwischen herausgebracht hatte, und den drei anstrengenden Tourneen nicht auftrumpfen. Im letzten Jahr hatte er mehr als zwanzig Lieder geschrieben und getextet.
»Du hast in London gelebt?«
»Hauptsächlich.« Er zog fragend die Brauen hoch.
»Ich lese die Fachzeitschriften«, sagte sie milde. »Tun wir das nicht alle?«
»Ich habe dein Fernseh-Special vom letzten Monat gesehen«, sagte er, lehnte sich auf dem Sofa zurück und schaute sie offen an. Ramona fand, dass seine Augen jetzt nicht blau, sondern eher grün waren. »Du warst hervorragend.«
»Letzten Monat?« Sie sah ihn verblüfft an. »Es wurde doch in England gar nicht ausgestrahlt.«
»Ich war in New York. Hast du alle Lieder für das Album geschrieben, das du gestern aufgenommen hast?«
»Alle, bis auf zwei.« Ramona griff nach ihrer Tasse. »›Right now‹ und ›Coming Back‹ stammen von Marc. Er kann eine Menge und weiß, worauf es ankommt.«
»Ja.« Brian sah sie fest an. »Weiß er es auch bei dir?« Ramona fuhr herum. »Ich lese Fachzeitschriften«, sagte er.
»Das ist aber eine rein persönliche Sache.« Ihre Augen waren dunkel vor Zorn.
»Direkter ausgedrückt … es geht mich nichts an, nicht wahr?« Er trank einen Schluck Tee.
»Du hast recht, wie immer, Brian.«
»Danke, mein Schatz.« Er setzte die Tasse ab. »Doch meine Frage war rein beruflich gemeint. Ich muss wissen, ob du im Moment irgendeine Beziehung hast.«
»Beziehungen sind etwas Persönliches, sie haben mit dem Beruf nichts zu tun. Frag mich nach meinen Tanzstunden.«
»Später vielleicht. Ramona, ich brauche in den nächsten drei Monaten deine ungeteilte Hingabe.« Er lächelte gewinnend, doch Ramona wehrte sich gegen seinen Charme.
»Das«, sagte sie, ihre Tasse auf dem Tisch abstellend, »nenne ich Offenheit … brutale Offenheit sogar.«
»Es ist aber im Moment kein unsittlicher Antrag«, versicherte er. Er rutschte in die Sofaecke und machte es sich dort bequem. »Ich schreibe die Musik und das Arrangement für ›Fantasie‹. Ich brauche einen Partner.«
3. K APITEL
Zu sagen, dass Ramona überrascht war, wäre eine lächerliche Untertreibung gewesen. Ihre Augen schienen größer zu werden und begannen zu glänzen. Brian fand, dass sie jetzt die Farbe von Torfrauch hatten. Ramona rührte sich nicht, sah ihn nur starr an, ihre Hände lagen locker auf den Knien.
Ihre Gedanken überschlugen sich, und sie bemühte sich, ganz ruhig dazusitzen und in ihrem Kopf wieder Ordnung zu schaffen.
»Fantasie.« Das Buch, das in ganz Amerika die Herzen im Sturm eroberte – ein Roman, der
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