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Entscheidung in Cornwall

Entscheidung in Cornwall

Titel: Entscheidung in Cornwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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ich also schon ein Idiot?« Ramona wandte sich ab und begann im Zimmer auf und ab zu marschieren. Sie hatte noch immer das gleiche quecksilbrige Temperament wie früher, war ganz Bewegung und Energie. »Ich weiß wirklich nicht, wie ich es so lange ohne deine hübschen Komplimente ausgehalten habe, Brian.« Sie wirbelte herum und sah ihn an. »Warum, in aller Welt, willst du unbedingt mit so einer gefühlsduseligen Idiotin zusammenarbeiten?«
    »Weil du«, sagte Brian und stand ebenfalls auf, »eine unglaublich gute Liedermacherin bist. Und jetzt halt den Mund!«
    »Aber selbstverständlich«, antwortete sie und ließ sich auf dem Klavierstuhl nieder. »Da du mich so nett darum bittest.«
    Er zündete sich eine zweite Zigarette an und paffte große Rauchwolken, während sein Blick unverwandt auf ihrem Gesicht ruhte. »Das ist eine wichtige Aufgabe, Ramona«, sagte er. »Gehen wir nicht leichtsinnig damit um. Weil wir uns einmal sehr nahestanden, wollte ich selbst mit dir sprechen und es keinem Vermittler überlassen, und ich wollte nicht telefonieren, ich wollte dir dabei in die Augen sehen. Verstehst du das denn nicht?«
    Ramona ließ sich mit der Antwort lange Zeit. »Vielleicht«, sagte sie schließlich.
    Brian kam lächelnd näher. »Später wollen wir allen anderen schmückenden Beiwörtern noch ›stur‹ hinzufügen. Jetzt möchte ich dich nicht noch einmal wütend machen.«
    »Dann möchte ich dich gern etwas fragen, bevor du etwas sagst, das mir Anlass gibt, wieder wütend zu werden.« Ramona legte den Kopf schief und sah ihm forschend ins Gesicht. »Erstens: Warum willst du mit jemanden zusammenarbeiten? Weshalb willst du den Ruhm teilen?«
    »Es handelt sich nicht um Ruhm, sondern um Arbeit, mein Schatz. Um fünfzehn Lieder.«
    Sie nickte. »Gut. Dann zweitens: Warum willst du ausgerechnet mich, Brian? Warum suchst du dir nicht jemanden aus, der schon mal ein Musical geschrieben hat?«
    Seine Antwort bestand darin, dass er sich neben sie auf den Klavierstuhl setzte und wortlos zu spielen begann. Die Töne schwebten durch den Raum wie Geister. »Kennst du das?«, fragte er, wandte den Kopf und sah Ramona in die Augen.
    Sie brauchte nicht zu antworten. Stumm stand sie auf und entfernte sich ein Stück. Es war zu schwer, neben ihm an dem Klavier zu sitzen, an dem sie gemeinsam dieses Lied komponiert hatten. Sie wusste noch genau, wie sie miteinander gelacht hatten, wie zärtlich seine Augen geblickt hatten und wie geborgen sie sich in seinen Armen gefühlt hatte. Es war das einzige Lied, das sie zusammen geschrieben und zusammen aufgenommen hatten.
    Auch nachdem die Melodie verklungen war, kam Ramona nicht zur Ruhe und ging unablässig im Zimmer hin und her. »Was hat ›Wolken und Regen‹ damit zu tun?«, wollte sie wissen.
    Er hatte eine Saite in ihr zum Klingen gebracht, er hörte es ihrer Stimme an, und er hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen, weil er ihre Abwehr geschwächt hatte. »Dort hängt eine goldene Schallplatte als Ergebnis dieser zwei Minuten und dreiundvierzig Sekunden, Ramona. Wir arbeiten gut zusammen.«
    Sie machte kehrt und sah ihn an. »Das war einmal«, sagte sie.
    »Es wird wieder so sein.« Er stand auf und kam auf sie zu, machte diesmal jedoch keine Anstalten, sie zu berühren. »Ramona, du weißt genau, wie wichtig das für deine Karriere sein könnte. Und dir muss klar sein, dass du für das Projekt ein Gewinn wärst. ›Fantasie‹ braucht genau deine Begabung.«
    Sie wollte, konnte kaum glauben, dass ihr etwas angeboten wurde, das sie so sehr wollte. Doch wie konnte sie wieder mit ihm arbeiten? Ständig in engem Kontakt mit ihm sein? Würde sie es schaffen? Würde sie es ertragen?
    Sollte sie ihre innere Ruhe beruflichem Ehrgeiz opfern? Aber ich liebe ihn doch nicht mehr, gab sie sich selbst zu bedenken. Unentschlossen biss sie sich auf die Unterlippe.
    »Denk an die Musik, Ramona«, sagte Brian.
    »Das tue ich«, sagte sie. »Ich denke aber auch an uns. Ich weiß nicht, ob es gut für mich wäre«, fügte sie freimütig hinzu.
    »Ich kann dir nicht versprechen, dich nicht zu berühren.« Er war verärgert, das verriet sein schroffer und schneidender Tonfall. »Aber ich kann dir versprechen, mich dir nicht aufzudrängen. Genügt dir das?«
    Ramona wich der Antwort auf seine Frage aus. »Wann würden wir anfangen, wenn ich einverstanden wäre? Meine Tournee beginnt demnächst.«
    »Ich weiß, in zwei Wochen. Sechs Wochen später gibst du dein letztes Konzert. Wir könnten also

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