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Entscheidung in Cornwall

Entscheidung in Cornwall

Titel: Entscheidung in Cornwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Telefons unterbrach Julies Gedanken über eine Lektion in Selbstvertrauen. »Das Gespräch kommt über deine Privatleitung«, sagte sie zu Ramona und drückte auf den Knopf. »Hallo?« Ramona schien zu erstarren, entspannte sich aber wieder, als sie Julie lächeln sah. »Hi, Henderson. Ja, sie ist hier. Bleib dran. Dein fleißiger Agent will dich sprechen, Ramona.«
    Julie legte den Hörer auf den Schreibtisch, stand auf und schlüpfte in ihre Sandalen. Als Ramona sich eben aus dem tiefen Sessel erhob, klingelte es an der Haustür.
    »Ich schätze, das ist Brian«, sagte Ramona und ließ sich mit bewundernswerter Leichtigkeit in den Sessel fallen, den Julie eben geräumt hatte. »Sagst du ihm bitte, dass ich gleich komme?«
    »Aber selbstverständlich.« Julie verließ das Zimmer, doch Ramonas Stimme folgte ihr in die Diele hinaus.
    »Wo habe ich sie liegen lassen? In deinem Büro? Also ich weiß wirklich nicht, warum ich überhaupt eine Handtasche trage, Henderson.«
    Julie lächelte. Ramona hatte ein besonderes Talent dafür, etwas zu verlieren: ihre Handtasche, ihre Schuhe, ihren Pass. Ob etwas wichtig oder unwichtig war, es war ihr egal. Musik und Menschen erfüllten ihre Gedanken, materielle Dinge vergaß sie leicht.
    »Hallo, Brian«, sagte Julie, als sie die Tür öffnete. »Nett, dich wiederzusehen.« Ihr Blick blieb jedoch kühl, und sie lächelte nicht.
    »Guten Tag, Julie.« Sein Gruß klang viel wärmer und herzlicher. Sie merkte es zwar, ignorierte es aber.
    »Komm rein«, sagte sie. »Ramona hat dich erwartet. Sie kommt sofort.«
    »Schön, wieder hier zu sein«, sagte er. »Ich habe das alles vermisst.«
    »Ach! Tatsächlich?«
    Er musterte sie mit einem anerkennenden Blick. Julie war eine langbeinige junge Frau mit glatt am Kopf anliegenden honigblonden Haaren und braunen Augen. Sie war älter als Ramona, fast gleichaltrig mit Brian und genau der Typ, zu dem er sich sonst hingezogen fühlte: elegant, intelligent, und sie strahlte einen kühlen Sex aus. Aber zwischen ihnen hätte nie etwas anderes als Freundschaft sein können, denn Julie liebte Ramona zu sehr. Ihre Loyalität war noch immer die gleiche, wie er feststellte.
    »Fünf Jahre sind eine lange Zeit, Julie.«
    »Ich bin nicht ganz sicher, ob sie lange genug war«, entgegnete sie mit einer leichten Schärfe in der Stimme. Der alte Groll drang wieder an die Oberfläche. »Du hast sie verletzt.«
    »Ja, das weiß ich.«
    Mit dieser Haltung stieß er bei Julie auf Respekt, doch sie verdrängte diese Regung. »Du bist also zurückgekommen«, sagte sie leise.
    »Ich bin zurückgekommen«, stimmte er zu. »Hast du es denn nicht erwartet? Nicht geglaubt?«
    »Sie hat es nicht geglaubt«, erwiderte Julie und ärgerte sich über sich selbst, weil sie ihn dadurch gewarnt hatte. »Und nur darauf kommt es an.«
    »Julie, Henderson schickt meine Tasche«, sagte Ramona und kam mit ihren schnellen, nervösen Schritten auf die beiden zu. »Ich habe ihm zwar gesagt, es sei nicht der Mühe wert, da sowieso nichts drin ist außer einem Kamm und einer ungültigen Kreditkarte. Hallo, Brian.« Sie reichte ihm beide Hände wie im Tonstudio, doch jetzt fiel es ihr leichter, seine Berührung zu ertragen.
    Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht, die Schuhe anzuziehen und sich die Lippen frisch zu schminken. Ihr Lächeln war ungezwungener und glich mehr jenem, das in seinem Gedächtnis lebte. »Ramona!« Er zog ihre Hände an die Lippen, und sie versteinerte sofort. Brian ließ sie los. »Können wir im Musikzimmer miteinander reden?« Er lächelte freundlich. »Ich habe mich dort immer sehr wohlgefühlt.«
    »Aber natürlich.« Ramona wandte sich zur Tür. »Möchtest du etwas trinken?«
    »Eine Tasse Tee, wenn’s geht.« Er lächelte Julie charmant zu. »Du hast immer ausgezeichneten Tee gemacht.«
    »Ich bringe ihn hinein.« Ohne das Lächeln zu erwidern, ging Julie in die Küche. Brian folgte Ramona ins Musikzimmer.
    Bevor Ramona zum Sofa gehen konnte, berührte Brian sie leicht an der Schulter. Es war eine Geste, die sie bat zu warten. Sie drehte sich zu ihm um und sah, dass er das Zimmer mit der ihm eigenen Gründlichkeit lange betrachtete. Diesen Gesichtsausdruck kannte sie von früher. Die Gründlichkeit war bei einem scheinbar so lockeren und lässigen Menschen ziemlich ungewöhnlich. In ihm lebten jedoch ein Eifer und ein Feuer, die manchmal an den zähen Londoner Gassenjungen erinnerten, der sich seinen Weg zur Spitze, seinen Weg zum Ruhm verbissen erkämpft

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