Entscheidung in Cornwall
mehr als fünfzig Wochen auf der Bestseller-Liste gestanden hatte. Der Verkauf der Taschenbuchrechte hatte alle Rekorde gebrochen. Die Filmrechte waren ebenfalls verkauft, und die Autorin Carol Mason hatte selbst das Drehbuch geschrieben. Es sollte das Musical dieses Jahrzehnts werden.
Seit Monaten hatte es von Küste zu Küste die wildesten Spekulationen darüber gegeben, wer die Musik schreiben würde. Den Auftrag zu bekommen war der Coup des Jahrzehnts, eine solche Chance bekam man im Leben nicht zweimal. Die Geschichte war traumhaft schön, und für die Hauptrolle war der absolute Stern des Theaterhimmels Lauren Chase verpflichtet worden. Und die Musik … Ramona hatte schon ein paar halb fertige Lieder im Kopf. Vorsichtig griff sie nach der Kanne und schenkte Tee nach. So etwas fällt einem nicht einfach in den Schoß, ermahnte sie sich. Vielleicht meint er etwas ganz anderes.
»Du schreibst die Musik für ›Fantasie‹?«, sagte sie endlich zögernd. Und wieder trafen sich ihre Blicke. Sein Blick war klar, zuversichtlich und leicht belustigt, der ihre dunkel, zurückhaltend und leicht verblüfft. »Ich habe eben erst erfahren, dass Lauren Chase verpflichtet wurde. Wohin ich auch komme, rätseln die Leute daran herum, wer wohl die Tessa und wer den Joe spielen wird.«
»Jack Ladd«, sagte Brian, und Ramonas Verblüffung verwandelte sich in Freude.
»Großartig!« Sie griff nach Brians Hand und hielt sie fest. »Das wird ein Riesenerfolg. Ich freue mich wahnsinnig für dich.«
Und das war absolut ehrlich gemeint. Brian sah und hörte es. Es war typisch für sie, sich über das Glück eines anderen so rückhaltlos zu freuen, ebenso wie sie mit anderen litt, wenn sie Unglück hatten. Ramona war ein tief veranlagter und sehr gefühlvoller Mensch, und sie hatte sich nie gescheut, ihre Gefühle offen zu zeigen.
Ihre Natürlichkeit hatte seit jeher einen großen Teil ihrer Anziehungskraft ausgemacht. Für den Augenblick hatte sie vergessen, dass sie Brian gegenüber auf der Hut sein wollte. Sie hielt ihn bei den Händen und lächelte ihn an.
»Deshalb bist du also in Kalifornien«, sagte sie. »Hast du schon mit der Arbeit angefangen?«
»Nein.« Er schien sich etwas zu überlegen und verflocht dann die Finger mit den ihren. Ihre Hände waren feinknochig und schmal. »Das Angebot war ernst gemeint, Ramona«, sagte er. »Ich brauche dich.«
Sie wollte ihm die Hände entziehen, doch er hielt sie fest. »Du hast noch nie jemanden gebraucht, Brian«, antwortete sie, aber es gelang ihr nicht, so leicht und ungezwungen zu sprechen, wie sie eigentlich wollte. »Und mich am allerwenigsten.«
Brian packte noch fester zu, und sie presste die Lippen zusammen, weil er ihr wehtat. Doch er ließ sie sofort los.
»Es geht hier nur um berufliche Dinge, Ramona«, sagte er.
Sie fuhr leicht zusammen, weil seine Stimme so heftig klang. »Berufliche Dinge erledigt gewöhnlich mein Agent«, sagte sie. »Du erinnerst dich doch noch an Henderson, oder?«
Er sah sie mit einem langen, festen Blick an. »Ich erinnere mich an alles«, erwiderte er. In ihre Augen trat ein schmerzlicher Ausdruck, und obwohl er rasch wieder verschwand, fügte Brian hinzu: »Tut mir leid, entschuldige, Ramona.«
Sie zuckte mit den Schultern und griff nach ihrer Teetasse. »Alte Wunden, Brian. Doch meiner Ansicht nach hätte Henderson es erfahren, wenn es ein offizielles Angebot gegeben hätte.«
»Es gibt eins«, antwortete Brian. »Aber ich habe Henderson gebeten, zuerst selbst mit dir sprechen zu dürfen.«
»Ach?« Ihr Haar war nach vorn gefallen und bedeckte ihr Gesicht wie ein Vorhang. Mit einer schnellen Kopfbewegung schleuderte sie es wieder nach hinten.
»Weil ich dachte, du würdest ablehnen, wenn du hörtest, dass es um eine Zusammenarbeit mit mir geht.«
»Ja«, gab sie zu, »da hast du recht, du kennst mich gut genug.«
»Und das«, sagte er, »wäre unglaublich dumm. Das weiß Henderson so gut wie ich.«
»Ach, tatsächlich!« Ramona sprang zornig auf. »Ist es nicht fantastisch, wie jeder glaubt, über mein Leben bestimmen zu können? Wart ihr beide euch einig, dass ich zu dumm bin, um diese Entscheidung allein zu treffen?«
»Nicht unbedingt«, entgegnete Brian kühl. »Wir waren uns nur darin einig, dass du, dir selbst überlassen, mehr auf deine Gefühle hören würdest als auf deinen Verstand.«
»Na, großartig. Bekomme ich zu Weihnachten Halsband und Leine?«
»Benimm dich gefälligst nicht wie ein Idiot!«
»So, jetzt bin
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