Entscheidung in Cornwall
ein bemerkenswertes Team um sich. Wie haben Sie es nur geschafft, Larry Keaston dazu zu bringen, dass er die Choreografie übernimmt? Er hat sich doch vor fünf Jahren ins Privatleben zurückgezogen.«
»Bestechung und Hartnäckigkeit«, antwortete Jarett leichthin und sah zu dem ehemaligen Tänzer hinüber. »Ich will ihn überreden, einen kleinen Part zu übernehmen.« Wieder lächelte Jarett durchtrieben. »Er ist ganz würdevolles Widerstreben, aber in Wirklichkeit wünscht er sich nichts sehnlicher, als wieder vor der Kamera zu stehen.«
»Und wenn Sie ihn nur dazu bringen, vor der Kamera einen einzigen Schritt zu machen, wird das der größte Coup des Jahrzehnts«, stellte Ramona bewundernd fest. Er bringt es fertig, dachte sie. Er weiß, wie man so etwas macht.
»Er ist ein großer Ramona-Williams-Fan«, sagte Jarett und sah, dass sie große Augen bekam.
»Ein Fan von mir? Machen Sie Witze?«
»Durchaus nicht.« Er warf ihr einen seltsamen Blick zu. »Keaston möchte Sie kennenlernen.«
Ramona sah Jarett und dann wieder Larry Keaston an. Wie oft hatte sie als Kind, in einem kleinen Zimmer vor dem flimmernden Schwarzweißfernseher sitzend, seine Filme gesehen, während sie darauf wartete, dass ihre Mutter nach Hause käme. »Das brauchen Sie mir nicht zweimal zu sagen«, erklärte sie Jarett und hakte ihn unter.
Die Zeit verging schnell, und Ramona begann sich zu amüsieren. Sie unterhielt sich lange mit Larry Keaston und stellte fest, dass das Idol ihrer Kindheit sympathisch und humorvoll war. Er hatte einen sehr angenehmen Bostoner Akzent und drückte sich äußerst gewählt aus. Sie sprach auch kurz mit Jack Ladd und musste jetzt nur noch Lauren Chase kennenlernen, als sie in einer Ecke des Zimmers Wayne entdeckte, der still vor sich hin trank.
»Von allen verlassen?«, fragte sie ihn und blieb bei ihm stehen.
»Ich beobachte die Massen, meine Liebe«, antwortete er und trank einen Schluck Whisky Soda. »Es ist erstaunlich, wie unmöglich sich intelligente Menschen anziehen … die meisten jedenfalls. Schau dir doch Lela Marring an …« Er wies mit dem Kopf auf eine die meisten Männer überragende Brünette in einem engen rosa Minikleid. »Ich begreife nicht, wie sich eine Frau mit ihrer Figur im Kleidchen einer Fünfjährigen der Öffentlichkeit präsentieren kann.«
Ramona unterdrückte ein Lachen. »Sie hat sehr schöne Beine.«
»Ja, und sie sind wenigstens anderthalb Meter lang.« Er ließ den Blick weiterwandern. »Ach ja, und dort haben wir Marshall Peters, der einen neuen Stil kreieren möchte: Brusthaar und roten Satin.«
Jetzt musste Ramona doch lachen. »Nicht jeder hat deinen guten Geschmack, Wayne.«
»Selbstverständlich nicht«, pflichtete er ihr bei, warf sich leicht in die Brust und zündete sich eine seiner eigens für ihn importierten Zigaretten an.
»Mir gefällt, was dein neuester Schützling trägt«, sagte sie und nickte zu dem Mannequin hinüber, das sich mit dem Star einer beliebten Fernsehserie unterhielt. Das Model war in hauchdünne schwarz-goldene Filigranspitze gehüllt. Der Schnitt des Kleides erinnerte an die Mode der Vierzigerjahre. »Ich könnte schwören, dass die Kleine nicht älter ist als achtzehn, Wayne. Worüber redest du eigentlich mit ihr?«
Er warf Ramona einen langen, spöttischen Blick zu. »Soll das ein Witz sein?«
»Wenn’s einer ist, dann ein unfreiwilliger.«
Er tätschelte ihr die Wange und hob wieder sein Glas. »Julie ist mit ihrer neuesten Eroberung hier, wie ich gesehen habe«, sagte er, nachdem er einen Schluck getrunken hatte. »Einem südländischen Typ mit hohen Wangenknochen.«
»Schuhe«, antwortete Ramona vage und ließ die Blicke durch den Raum schweifen. Fast ungläubig blieben sie auf einem Mädchen in einer hautengen Lederhose haften, zu der es ein mit Flitter und Pailletten besetztes T-Shirt trug. Die Augen hatte es dick mit schwarzem Mascara umrandet, und die riesige Brille war herzförmig. Da Ramona wusste, dass Wayne entsetzt sein würde, wollte sie seine Aufmerksamkeit auf die vogelscheuchenartige Erscheinung lenken. Doch da entdeckte sie Brian.
Er hatte sie schon gesehen, wahrscheinlich beobachtete er sie sogar schon länger.
Ob er auch daran dachte, dass sie sich auf einer Party wie dieser kennengelernt hatten …?
Es war Ramonas erste Hollywood-Party gewesen, und sie war einfach überwältigt. Um sie herum wimmelte es von Leuten, deren Stimmen sie aus dem Radio und deren Gesichter sie vom Bildschirm oder von der
Weitere Kostenlose Bücher