Entscheidung in Cornwall
Gelächter. Damit die Rauchwolken entweichen und die warme Nachtluft ungehindert zirkulieren konnte, standen die Terrassentüren weit offen.
Die weitläufigen Rasenflächen wurden von bunten Lichtern hell erleuchtet. Ramona interessierte sich mehr für die Leute, sah sich aber trotzdem rasch im Raum um.
Er war ganz in Weiß gehalten – Wände, Möbel und Teppiche, alles weiß – mit ein paar scheinbar willkürlich verstreuten Blickfängen in leuchtendem Grün. Ramona fand es fantastisch, hätte aber nicht für eine Million Dollar in diesem Zimmer leben mögen. Nie hätte sie zum Beispiel die Füße auf den eleganten Acryltisch legen können. Sie entdeckte Wayne mit einem seiner mageren Mannequins im Arm. Also mussten die Gerüchte wahr sein, dass er die Kostüme für »Fantasie« entwerfen sollte. Ramona erkannte noch eine Menge anderer Leute: Produzenten, zwei große Stars, die sie schon in unzähligen Filmen gesehen hatte, einen Choreografen, den sie nur vom Sehen und dem Namen nach kannte, einen Drehbuchautor, der fast auf jeder großen Party anzutreffen war, und noch ein paar andere, die Ramona aber nichts bedeuteten.
Sie machte sich auf die Suche nach Julie und ihrem Millionär und wurde sofort in den heftigsten Strudel gezogen.
Ramona musste Dutzende von Leuten begrüßen, bekam Handküsse und Küsse auf die Wange gehaucht. An Flucht war nicht zu denken, es musste durchgestanden werden. Sie fühlte sich in Gesellschaft weniger Leute immer wohler als inmitten einer Menge – es sei denn, sie stand auf der Bühne.
Jemand berührte ihren Arm, sie drehte sich um und stand vor ihrem Gastgeber.
»Hallo«, sagte sie und freute sich, dass sie die Chance hatte, sich allein mit ihm zu unterhalten.
»Hallo. Ich dachte schon, Sie schaffen es nicht.«
Ramona sagte sich, dass es sie nicht überraschen durfte, weil er trotz der vielen Leute ihr Fehlen bemerkt hatte. Steve Jarett entging nichts. Er war ein kleiner schlanker Mann mit einem blassen, leidenschaftlichen Gesicht, der trotz seines dunklen Bartes nicht wie siebenunddreißig, sondern mindestens zehn Jahre jünger aussah. Er galt als Perfektionist, als wahre Landplage, wenn er drehte, aber er machte wunderschöne Filme. Angeblich verfügte er über unerschöpfliche Geduld, was bedeutete, dass er eine Szene so oft drehen ließ, bis sie seinen Vorstellungen entsprach.
Vor fünf Jahren hatte er die gesamte Filmindustrie mit einem Streifen aufgerüttelt, für den ihm nur ein sehr niedriger Etat zur Verfügung gestanden hatte und der dennoch der absolute Hit des Jahres geworden war. Er hatte für diesen ersten Film mehrere Oscars eingeheimst, und seither standen ihm alle Türen offen, die man ihm vorher immer vor der Nase zugeworfen hatte. Jetzt hatte Steve Jarett die Schlüssel zu jeder einzelnen dieser Türen in der Hand und wusste genau, wann er welchen benutzen musste.
Er nahm Ramonas Hände in die seinen und betrachtete forschend ihr Gesicht. Er war es gewesen, der darauf bestanden hatte, dass Brian Carstairs die Musik für »Fantasie« schrieb, und er war sehr einverstanden gewesen, als Brian ihm sagte, dass er mit Ramona zusammenarbeiten wolle.
»Fantasie« war sein erstes Musical, und er wollte nichts falsch machen.
»Lauren ist hier«, sagte er schließlich. »Haben Sie sie schon kennengelernt?«
»Nein, aber ich würde mich freuen.«
»Ich möchte, dass Sie sie wirklich gut kennenlernen, das richtige Gefühl für sie bekommen. Ich habe Kopien von allen Filmen und allen Platten, die sie gemacht hat. Vielleicht sollten Sie sie sich ansehen, bevor Sie anfangen, die Musik zu schreiben.«
Ramona legte die Stirn in Falten. »Ich glaube nicht, dass ich einen ihrer Filme versäumt habe, trotzdem sehe ich sie mir gern noch einmal an. Sie ist gewissermaßen das Herz der Geschichte.«
Er strahlte plötzlich. »Genau. Jack Ladd kennen Sie?«
»Ja, wir haben schon zusammen gearbeitet. Sie hätten keinen besseren Joe finden können.«
»Er muss zehn Pfund abnehmen«, sagte Jarett und nahm ein Kanapee von einem Tablett. »Im Augenblick ist er deshalb nicht besonders gut auf mich zu sprechen.«
»Aber er nimmt die zehn Pfund ab«, stellte Ramona fest.
Jarett lachte hinterhältig. »Gramm für Gramm. Wir gehen in dasselbe Trainings-Center. Ich liege ihm ständig damit in den Ohren, dass Joe ein aufstrebender junger Autor ist, kein satter Genießer.«
Ramona lachte leise und steckte ein Stückchen Käse in den Mund. »Übergewichtig oder nicht, Sie versammeln
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