Entscheidung in Cornwall
die Verwirrung, in die Brian sie gestürzt hatte. Sie wollte ganz einfach die Schätze bei Neiman-Marcus und Gucci bewundern, sich alles anschauen und nichts kaufen.
Als sie nach Hause kam, entdeckte sie an ihrer Schlafzimmertür einen riesigen handgeschriebenen Zettel von Julie.
Party bei Steve Jarett. Du hast sie vergessen, ich weiß. Sehr wichtig! Such Deinen schönsten Fummel raus, und dann los! Bin mit Lorenzo zum Essen gegangen.
Wir sehen uns auf der Party. J.
Ramona stieß eine heftige Verwünschung aus, lehnte sich innerlich auf und kapitulierte dann doch. Sie zog sich um und fuhr eine Stunde später mit hohem Tempo durch die Hügel von Hollywood. Diese Party durfte sie wirklich nicht versäumen.
Steve Jarett war der Regisseur von »Fantasie«. Er galt im Augenblick als der Wunderknabe unter den Filmregisseuren, nachdem er hintereinander drei große Erfolge gehabt hatte. Ramona wünschte sich genauso wie er, dass »Fantasie« sein vierter würde.
Bestimmt sind viel zu viele Leute da, dachte sie und sah wehmütig zum bestirnten Himmel hinauf. Und es wird schrecklich laut sein … Plötzlich musste sie über sich selbst lachen. Seit wann war eine laute Party mit vielen Menschen eine Mühsal für sie? Es hatte Zeiten gegeben, in denen sie sie genossen hatte. Und es ließ sich nicht leugnen, dass die Leute, die man auf diesen Partys traf, faszinierend waren und die unglaublichsten Geschichten kannten. Ramona fand sie auch jetzt noch interessant. Es war nur, dass …
Sie seufzte und gab sich endlich selbst gegenüber zu, was sie an dieser Party störte.
Brian würde da sein.
Würde er in Begleitung sein? Und wenn schon!
Warum eigentlich nicht?, fragte sie sich, während sie in der Kurve herunterschaltete. Falls er sich nicht entschlossen hat, sich auf der Party eine Partnerin zu suchen.
Ramona seufzte noch einmal, als Jaretts strahlend hell erleuchtetes Haus vor ihr auftauchte. Es war lächerlich, sich wegen einer Sache, die schon seit Jahren zu Ende war, innerlich völlig zu verkrampfen.
Im Licht ihrer Scheinwerfer tauchte ein starkes schmiedeeisernes Tor aus der Dunkelheit auf, und Ramona fuhr langsamer. Der Wächter ließ sich ihren Namen nennen, sah in seiner Liste nach, und sie durfte passieren.
Nachdem sie ungefähr die Hälfte der gewundenen, von Palmen gesäumten Zufahrt hinter sich hatte, hörte sie die Musik.
Ein Teenager im weißen Jackett wartete auf dem Parkplatz, um ihr aus dem Lamborghini zu helfen. Er war wahrscheinlich ein ehrgeiziger Jungschauspieler, ein künftiger Drehbuchautor oder Regisseur. Lächelnd sah Ramona zu ihm auf.
»Hallo, ich bin ein bisschen spät dran«, sagte sie. »Glauben Sie, ich schaffe es, mich unauffällig unter die Leute zu mischen?«
»Das glaube ich nicht, Miss Williams«, antwortete er. »Nicht so, wie Sie aussehen.«
Ramona war überrascht, dass er sie bei der schlechten Beleuchtung so schnell erkannt hatte. Doch selbst wenn ihm ihr Gesicht und ihr Haar nicht so vertraut gewesen wären, die Stimme hätte ihm verraten, wer sie war.
»Das war ein Kompliment, oder irre ich mich?«, sagte sie.
»Aber natürlich war es eins«, erklärte er hingerissen, und sie musste lachen.
»Ich will aber trotzdem mein Bestes versuchen«, sagte sie. »Auftritte mag ich nur auf der Bühne.« Sie betrachtete das weitläufige weiße Gebäude im Stil eines feudalen Herrensitzes. »Es muss einen Seiteneingang geben.«
»Auf der linken Seite.« Er zeigte in die Richtung. »Dort gibt es eine breite zweiflügelige Glastür, die in die Bibliothek führt. Nachdem Sie die Bibliothek verlassen haben, wenden Sie sich wieder nach links. Dann müssten Sie’s schaffen, unbemerkt hineinzuschlüpfen.«
»Danke.« Sie wollte einen Geldschein aus der Handtasche nehmen, stellte fest, dass sie noch im Wagen lag, und beugte sich durch das Fenster hinein, um sie herauszuholen.
Nach einigem Suchen entdeckte sie eine Fünfdollarnote und reichte sie dem Jungen.
»Oh, vielen Dank, Ramona«, sagte er begeistert, als sie sich abwandte. Dann rief er: »Miss Williams!« Sie drehte sich um, und er lief auf sie zu. »Würden Sie mir ein Autogramm geben?«
Ramona warf das Haar zurück. »Auf den Schein?«
»Ja, klar doch.«
Sie schüttelte lachend den Kopf. »Dann hätten Sie aber nicht viel davon. Hier!« Sie kramte wieder in ihrer Handtasche und brachte einen Zettel zum Vorschein. Es war eine Einkaufsliste für Lebensmittel, die Julie ihr vor ein paar Wochen gegeben hatte. Aber die andere
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