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Entscheidung in Cornwall

Entscheidung in Cornwall

Titel: Entscheidung in Cornwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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nicht erkannt hätte. In der Art, wie sie spielte, spiegelte sich ihre Stimmung, genauso wie in ihren Augen. Auch als sie geendet hatte, schien die Luft noch von Zorn erfüllt.
    »Du bist zu Hause, wie ich sehe«, sagte Julie sanft und gelassen von der Tür her. Sie betrat das Zimmer, wie sie in Ramonas Leben getreten war – ruhig, selbstsicher und selbstverständlich. Als Ramona sie vor nunmehr fast sechs Jahren kennengelernt hatte, war Julie reich und gelangweilt gewesen, eine Party-Löwin, hineingeboren in eine alte Familie, die schon immer Geld gehabt hatte. Ihre Beziehung hatte beiden etwas Wichtiges gegeben: Freundschaft und gegenseitige Abhängigkeit. Julie erledigte die unzähligen Details, die mit Ramonas Karriere zusammenhingen, und Ramona gab Julies Leben einen Sinn, der ihr in der glitzernden Welt des Reichtums gefehlt hatte.
    »Hat es bei der Aufnahme Schwierigkeiten gegeben?« Julie war groß, blond, hatte eine beneidenswerte Figur und den berühmten lässigen kalifornischen Schick.
    Ramona hob den Kopf, und aus Julies Gesicht wich das Lächeln. Diesen Ausdruck völliger Hilflosigkeit hatte sie schon sehr lange nicht mehr in Ramonas Augen gesehen.
    »Was ist passiert?«
    Ramona atmete tief ein und aus. »Er ist wieder da.«
    »Wo hast du ihn gesehen?«
    Julie brauchte nicht zu fragen, von wem die Rede war. Nur zweimal hatte Ramona in all den Jahren ihrer Freundschaft so trostlos ausgesehen. Einmal war ein Mann schuld daran gewesen.
    »Im Studio.« Ramona fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. »Er war in der Tonkabine. Wie lange er schon da war, bevor ich ihn sah, weiß ich nicht.«
    Julie schob die Unterlippe vor. »Was kann Brian Carstairs in Kalifornien wollen?«
    »Keine Ahnung. Er sagte, er sei beruflich hier. Vielleicht geht er wieder auf Tournee.« Um sich ein wenig zu entspannen, rieb sie sich mit der Hand den Nacken. »Er kommt morgen zu uns.«
    Julie zog die Brauen hoch. »Ach ja? Ich werde den Termin vormerken.«
    »Spiel jetzt nicht die sachliche Sekretärin, Julie«, bat Ramona. »Hilf mir.«
    »Willst du ihn sehen?« Es war eine praktische Frage. Julie war ein praktischer Mensch, das wusste Ramona. Sie war logisch, ordnungsliebend und verlor nie den Überblick. All das war Ramona nicht. Sie brauchten einander.
    »Nein«, antwortete Ramona leidenschaftlich. Sie stieß einen Fluch aus und presste beide Hände an die Schläfen. »Ich weiß nicht«, setzte sie müde hinzu. »Du weißt, wie er ist, Julie. Oh Gott, ich dachte, es sei vorbei! Ich dachte, es sei zu Ende!«
    Mit einem Laut, der wie ein Stöhnen klang, sprang sie vom Klavierhocker auf und begann im Zimmer auf und ab zu laufen. In den Jeans und der einfachen Leinenbluse sah sie nicht wie ein Star aus. In ihrem Schrank hing einfach alles – vom Overall bis zum Zobelmantel. Der Zobel war für die Künstlerin, der Overall für das Mädchen Ramona.
    »Ich hatte den Schmerz begraben. Ich war so fest davon überzeugt.« Ihre Stimme klang ein wenig verzweifelt. Sie konnte es einfach noch nicht glauben, dass sie auch noch nach fünf Jahren so verletzlich war. Sie brauchte ihn nur wiederzusehen, und alles brach wieder in ihr auf. »Ich wusste ja, dass ich ihm früher oder später irgendwo begegnen würde.«
    Wieder fuhr sie sich mit den Fingern durch das Haar und hörte nicht auf, hin und her zu gehen wie ein gefangenes Tier. »Ich glaube, ich habe mir immer vorgestellt, es würde irgendwo in Europa passieren … in London zum Beispiel, auf einer Party oder bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung. Ihn dort zu sehen hätte mich nicht so überrascht, dort hätte ich ihn erwartet. Vielleicht wäre es leichter gewesen. Aber heute blickte ich einfach auf, und da war er. Und ich sang ausgerechnet das verdammte Lied, das ich schrieb, nachdem er mich verlassen hatte.« Sie lachte und schüttelte den Kopf. »Ist das nicht verrückt?«
    Es blieb lange still zwischen ihnen, dann fragte Julie: »Was wirst du tun?«
    »Tun?« Ramona wirbelte herum und sah sie an. »Ich werde gar nichts tun. Ich bin kein Teenager, der noch an das große Glück glaubt.« Ihre Augen blickten noch düsterer, doch ihre Stimme war allmählich fester geworden. »Ich war kaum zwanzig Jahre alt, als ich Brian kennenlernte, und ich war blind verliebt in sein Talent. Er war in einer Zeit nett zu mir, in der ich verzweifelt einen Menschen brauchte, der nett zu mir war. Ich war von ihm und von meinem Erfolg überwältigt.«
    Sie strich das schwere lange Haar über die Schulter

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