Entscheidung in Cornwall
früher an ihm erlebt hatte und mit dem sie ohne Schwierigkeiten fertig wurde. Seine Finger umklammerten ihr Handgelenk, und mit der anderen Hand umspannte er ihren Hals.
»Was glaubst du, wie weit du’s noch treiben kannst?« Seine Stimme klang tief und rau, und der irische Akzent trat stärker hervor. Ramona lag ganz still und antwortete nicht. »Hör gefälligst auf, vor mir mit den Scharen deiner eingebildeten Liebhaber zu paradieren, ja! Wenn du’s nämlich so weitertreibst, hast du schneller einen echten, als du dir vorstellen kannst. Ob du es nun willst oder nicht.« Seine Augen funkelten vor Zorn. »Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich dich weder mit Champagner betrunken machen noch darauf warten müssen, bis du vor Erschöpfung fast umfällst. Ich könnte dich jetzt gleich haben, und ich wette, du würdest dich vorher höchstens fünf Minuten wehren. Dann wärst du nämlich mehr als bereit.« Seine Stimme wurde leiser. »Du bist ein Instrument, das ich meisterhaft beherrsche, Ramona, vergiss das ja nicht!«
Fluchend löste er sich von ihr und stand auf. Er sah sie starr an, wandte sich dann schroff ab und trat an ein Fenster.
Ramona blieb liegen und merkte nicht, dass sie sich das Handgelenk massierte, das noch von seinem schraubstockartigen Griff schmerzte.
Er fuhr sich mit der Hand durch das Haar. »Ich habe mich heute Nacht zu dir gelegt, weil ich dir nahe sein wollte«, sagte er nach einem tiefen, befreienden Atemzug. »Mehr war es nicht. Ich habe dich nicht angerührt. Es war alles sehr unschuldig und … sehr süß.« Er ballte die Hand zur Faust, weil er sich erinnerte, wie ihr Puls unter seinen Fingern geflattert hatte, als er ihren Hals umspannte. Zu wissen, dass er sie erschreckt hatte, war kein angenehmes Gefühl für ihn. »Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass ich dich damit so beleidigen könnte. Ich entschuldige mich.«
Ramona stiegen Tränen in die Augen, und sie bedeckte sie mit den Händen. Sie unterdrückte ihr Schluchzen, wollte nicht, dass Brian es hörte. Wie albern sie sich benommen hatte. Brians einfache liebevolle Geste hatte sie belohnt, indem sie ihn mit Worten zu schlagen versuchte. Sie hatte es aus Verlegenheit getan, aber mehr noch – das wusste sie –, weil ihr eigenes unterdrücktes Verlangen nach ihm sie zu Zorn und gehässigen Worten angestachelt hatte.
Sie hatte ihn provozieren wollen, und es war ihr gelungen. Ihr war aber auch klar geworden, dass sie ihn verletzt hatte. Entschlossen stand sie auf, um wiedergutzumachen, was sie angerichtet hatte.
Obwohl sie zu ihm ging und dicht hinter ihm stehen blieb, berührte sie ihn nicht, denn sie ertrug den Gedanken nicht, dass er zurückweichen könnte.
»Es tut mir so leid, Brian.« Sie versuchte ihrer Stimme Festigkeit zu geben. »Das war dumm von mir … nein, schlimmer, es war gemein. Ich schäme mich schrecklich, weil ich mich so benommen habe, aber ich wollte dich ärgern. Aus Verlegenheit, denke ich, und weil …« Sie fand nicht die richtigen Worte, als sie ihm beschreiben wollte, was sie empfunden hatte. Sogar jetzt noch fühlte sie Wärme und Zärtlichkeit, wenn sie daran dachte, dass sie neben ihm gelegen und die Intimität des Schlafs mit ihm geteilt hatte.
Sie hörte ihn leise fluchen, dann rieb er sich mit den Fingerspitzen den Nacken. »Ich habe dich gereizt.«
»Das ist dir ausgezeichnet gelungen.« Ramona schlug bewusst einen leichten Ton an, um zu überspielen, was zwischen ihnen geschehen war. »Du kannst es viel besser als ich. Wenn ich zornig bin, überlege ich nie, was ich sage.«
»Offenbar tu ich das ebenso wenig. Hör zu, Ramona …« Brian drehte sich um und sah sie an. In ihren Augen schimmerten Tränen. Er sprach nicht aus, was er hatte sagen wollen, sondern ging schweigend zum Tisch und holte sich eine Zigarette. Nachdem er sie angezündet hatte, wandte er sich wieder Ramona zu. »Es tut mir leid, dass ich die Beherrschung verloren habe. Das passiert mir oft, denn ich habe ein sehr hässliches Temperament. Du triffst aber auch ganz gut ins Schwarze. Es hat mich an unser letztes Zusammensein vor fünf Jahren erinnert.«
Ramona fühlte, wie sich ihr Magen zusammenkrampfte. »Ich glaube, daran sollten wir lieber beide nicht mehr denken.«
»Das sollten wir nicht.« Er nickte bedächtig. Sein Blick war wieder ruhig und nachdenklich. Ramona wusste, dass er versuchte, ihre Gedanken zu erraten. »Nicht jetzt jedenfalls. Wir sollten uns um das Heute kümmern und zusehen, dass wir damit
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