Entscheidung in Cornwall
lassen.«
»Ein paar … oh ja«, erwiderte sie und lachte leise in sich hinein. Sie wandte sich von dem dunklen Fenster ab und sah ihn in der Tür zur Küche lehnen. »Wie lange, glaubst du, wird es dauern, bis wir anfangen zu streiten?«
»Nicht besonders lange. Aber lass uns wenigstens damit warten, bis wir uns an das Haus und an die Umgebung gewöhnt haben. Geht Julie eigentlich nach L.A. zurück, oder habt ihr alle losen Fäden dort fest verknüpft?«
Ein Schatten flog über Ramonas Gesicht. Sie dachte an den einen kurzen Besuch, den sie seit Beginn der Tournee bei ihrer Mutter gemacht hatte. In Chicago hatten sie einen Tag pausiert, und sie hatte ihre freie Zeit dazu benutzt, nach Kalifornien und wieder zurückzufliegen. Es hatte gerade für die unvermeidliche Unterredung mit Dr. Karter und zu einem kurzen, gefühlsbeladenen Besuch bei ihrer Mutter gereicht. Erleichtert hatte Ramona gesehen, dass ihre Mutter etwas besser aussah. Es hatte Entschuldigungen, Versprechen und Tränen gegeben. Wie immer, dachte Ramona jetzt niedergeschlagen. Und wie immer hatte sie auch diesmal begonnen, an die Versprechen zu glauben.
»Ich scheine es nie zu schaffen, alles zu erledigen«, sagte sie leise.
»Willst du mir nicht sagen, was dich bedrückt?«
Sie schüttelte den Kopf. Im Augenblick ertrug sie keine deprimierenden Gedanken. »Es ist nichts, wirklich nichts.« Der Wasserkessel begann zu pfeifen, und lächelnd fügte sie hinzu: »Dein Stichwort, Brian.«
Er betrachtete sie forschend, dann wandte er sich ab und ging in die Küche, um Tee zu machen.
Langsam ebbte Ramonas überschüssige Energie ab. Fast hatte sie das Gefühl, zu spüren, wie sie nach und nach schwächer wurde.
Brian erkannte die Anzeichen, als er zurückkam. Er stellte einen Becher Tee vor sie hin und beobachtete sie schweigend.
Ramona fühlte Brians Gegenwart und schlug die Augen auf. Sie schwieg noch ein paar Minuten, zu groß war die dumpfe Trägheit, die sich nun ihres Geistes und ihres Körpers bemächtigt hatte.
»Was tust du?«, fragte sie schließlich.
»Ich erinnere mich.«
Sie senkte die Lider und verbarg den Ausdruck ihrer Augen vor ihm. »Tu’s nicht«, sagte sie.
Er trank einen Schluck, ohne den Blick von ihr abzuwenden. »Das ist ein bisschen viel verlangt, Ramona, nicht?« Es war eine Frage, auf die er keine Antwort erwartete, und Ramona antwortete auch nicht. Doch ihre Lider öffneten sich wieder.
Sie vertraute ihm nicht rückhaltlos, hatte es seiner Meinung nach nie getan. Das war der Kern aller Probleme zwischen ihnen. Ihre Wangen waren gerötet, und ihren Augen sah man an, wie müde und erschöpft sie war. Sie saß, wie es ihre Gewohnheit war, im Schneidersitz und hatte die Hände auf den Knien liegen.
Im Gegensatz zu dieser entspannten Haltung bewegte sie noch immer rastlos die Finger.
»Ich will dich noch immer. Du weißt es doch, oder?«
Wieder ließ Ramona seine Frage unbeantwortet, doch er sah, dass der Puls an ihrem Hals schneller zu klopfen begann. Nach einer Weile sagte sie: »Wir werden miteinander arbeiten, Brian, deshalb sollten wir die Dinge zwischen uns nicht komplizieren.«
Er lachte. Nicht ironisch, sondern aufrichtig belustigt. Seine Augen verloren den brütenden Ausdruck und leuchteten auf. »Gut, komplizieren wir unsere Beziehung nicht.« Als er seinen Tee ausgetrunken hatte, setzte er sich neben sie und zog sie an sich.
»Entspann dich«, sagte er, verärgert, weil sie sich wehrte. »Was traust du mir eigentlich zu? Ich weiß, wie müde du bist. Wann wirst du mir endlich vertrauen, Ramona?«
Sie neigte den Kopf so weit zurück, bis sie Brian sehen konnte. Zuerst musterte sie ihn mit einem langen, beredten Blick, dann machte sie es sich an seiner Schulter bequem und seufzte laut auf. Sie schlief so schnell ein wie ein Kind, und ihr Schlaf war auch so tief wie der eines Kindes. Brian blieb lange in dieser Stellung sitzen, dann legte er Ramona vorsichtig auf das Sofa.
Er stand auf, knipste das Licht aus, setzte sich im Dunkeln in einen Sessel und zündete sich eine Zigarette an. Die Zeit verging, er betrachtete den funkelnden Sternenhimmel vor dem Fenster und lauschte auf Ramonas leisen, regelmäßigen Atem. Schließlich konnte er nicht mehr widerstehen, ging zu ihr und legte sich neben sie. Sie regte sich, als er ihr das Haar von der Wange strich, und schmiegte sich enger an ihn. Plötzlich erfüllte ihn eine tiefe, zärtliche Zufriedenheit und verdrängte das Begehren. Behutsam legte er den Arm um
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