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Entscheidung in Cornwall

Entscheidung in Cornwall

Titel: Entscheidung in Cornwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Landgasthof gegessen und waren dann wieder in den kleinen Wagen gestiegen, den Brian gemietet und der für sie am Flughafen bereitgestanden hatte.
    »Wie ist dein Haus eigentlich, Brian?«, fragte Ramona, während sie in ihrer Reisetasche nach einem Tuch suchte, mit dem sie sich das Haar zurückbinden konnte. »Du hast mir noch gar nichts davon erzählt.«
    Er warf einen Blick auf ihren gesenkten Kopf. »Ich möchte, dass du dir selbst ein Urteil bildest, wenn du es siehst. Wir sind bald da.«
    Ein Tuch fand Ramona zwar nicht, dafür aber zwei Gummiringe von verschiedener Größe und verschiedener Farbe. »Tust du geheimnisvoll, oder ist das deine Art, mich darauf vorzubereiten, dass das Dach leck ist?«
    »Das ist durchaus möglich«, gab Brian zu. »Obwohl ich mich nicht erinnern kann, nass geworden zu sein. Die Pengalleys würden es reparieren. Sie sind in diesen Dingen recht tüchtig.«
    »Die Pengalleys?« Ramona begann das Haar zu einem dicken Zopf zu flechten.
    »Meine Hausmeister«, erklärte er ihr. »Ungefähr eine Meile von meinem Haus entfernt haben sie ein Cottage. Sie halten meinen Besitz in Ordnung, wenn ich nicht hier bin, und wenn ich hier bin, arbeitet sie als Haushälterin bei mir. Er führt alle Reparaturen aus.«
    »Pengalley«, sagte sie vor sich hin und ließ den Namen über die Zunge rollen.
    »Eine alteingesessene Familie«, fügte Brian zerstreut hinzu.
    »Ich kann sie mir vorstellen.« Ramona wandte sich ihm lächelnd zu. »Sie ist klein und untersetzt, hat das dunkle Haar straff zurückgekämmt und trägt immer eine unerschütterliche, aber ein bisschen mürrische Miene zur Schau. Er ist mager, wird langsam grau und nimmt gern einen Schluck aus dem Flachmann, wenn er glaubt, dass sie nicht hinsieht.«
    Brian warf ihr einen raschen Blick zu. »Sehr schlau. Wie hast du das nur erraten?«
    »Die beiden können gar nicht anders aussehen.« Ramona war mit dem ersten Zopf fertig und begann den zweiten zu flechten. »Ich meine, sie können nicht anders aussehen, wenn in den historischen Romanen aus Cornwall, die ich gelesen habe, auch nur ein Fünkchen Wahrheit enthalten ist. Gibt es Nachbarn?«
    »Nicht in der Nähe. Deshalb habe ich das Haus ja gekauft.«
    »Bist du menschenfeindlich eingestellt?«
    »Nein, es ist reiner Selbsterhaltungstrieb. Manchmal muss ich einfach raus aus allem, sonst werde ich verrückt. Dann fahre ich hierher, ziehe meine Rüstung an und genieße das einfache Leben, sammle neue Kräfte.« Er fühlte, dass sie ihn nachdenklich ansah, und lachte. »Ich habe dir doch gesagt, ich bin sanfter geworden.«
    »Ja, das bist du.« Ramona schlang den Gummiring um den zweiten Zopf. »Und trotzdem hast du eine Menge geleistet. Die vielen Alben, die du herausgebracht hast, zum Beispiel das Doppelalbum im vergangenen Jahr. Und bis auf fünf hast du alle Lieder selbst geschrieben und getextet. Und die Lieder, die du für Cal Ripley komponiert hast! Sie sind auf seiner neuen LP bei Weitem die besten.«
    »Findest du das wirklich?«, fragte er.
    »Du weißt es selbst sehr genau«, sagte sie und ließ den Gummiring zurückschnellen.
    »Ich schreibe die meisten Sachen hier«, sagte Brian. »Oder in meinem Haus in Irland. Nein, doch eigentlich hier, weil dort auf der anderen Seite des Kanals meine Familie wohnt, die ich häufig besuche.«
    Ramona warf ihm einen neugierigen Blick zu. »Ich dachte, dass du noch in London lebst.«
    »Hauptsächlich, ja. Aber wenn ich ernsthaft arbeiten oder einfach allein sein will, komme ich her. Ich habe nämlich auch in London Familie.«
    »Ach so.« Ramona wandte den Blick ab und sah hinaus in die neblige Landschaft. »Ich nehme an, große Familien haben ihre Nachteile.«
    Etwas in ihrem Tonfall zwang ihn, wieder zu ihr zu sehen, doch sie hatte das Gesicht abgewandt. Er sagte nichts, denn er wusste aus Erfahrung, dass er Ramonas Familie nicht erwähnen durfte. Früher hatte er hin und wieder gefragt, hatte wissen wollen, ob ihre Eltern noch lebten, ob sie Geschwister hatte – das Übliche eben. Aber sie war ihm immer ausgewichen. Er erfuhr nur, dass sie mit siebzehn von zu Hause weggegangen war und keine Geschwister hatte. Aus reiner Neugier hatte Brian sich an Julie gewandt, denn er war überzeugt, dass sie alles wusste, was es über Ramona zu wissen gab. Doch auch sie hatte ihm nichts gesagt. Es war ein weiteres Geheimnis um Ramona, das Brian abwechselnd frustrierend und anziehend fand.
    »Uns werden jedenfalls weder Verwandte noch Nachbarn stören«,

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