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Entscheidung in Cornwall

Entscheidung in Cornwall

Titel: Entscheidung in Cornwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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zurechtkommen.« Er lächelte, und Ramona merkte, wie sie sich entspannte. »Es scheint, dass wir’s einfach nicht abwarten konnten, uns zu streiten.«
    »Kommt mir auch so vor.« Sie erwiderte sein Lächeln. »Aber ich war schon immer ein ungeduldiger Mensch.« Sie ging auf ihn zu, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn leicht auf die Lippen. »Es tut mir wirklich leid, Brian.«
    »Du hast dich schon entschuldigt.«
    »Ja, das habe ich, und deshalb bist das nächste Mal du an der Reihe, einen Kniefall zu machen.«
    Brian zog sie leicht an den Haaren. »Jetzt mache ich uns noch eine Tasse Kaffee. Ich glaube, dazu ist gerade noch Zeit genug, bevor wir uns wieder anschnallen müssen.«
    Als er in der Küche verschwunden war, blieb Ramona einen Moment wie festgewurzelt stehen. Das letzte Mal, dachte sie, vor fünf Jahren …
    Sie erinnerte sich noch sehr genau daran: an jedes Wort, an jede Wunde, die sie sich gegenseitig schlugen. Und sie erinnerte sich auch, dass am Ende ihre Schuld die größere gewesen war.
    Damals waren sie allein gewesen. Er hatte sie gewollt und sie ihn. Und dann war alles schiefgegangen. Fast hysterisch hatte sie ihn angeschrien. Er war geduldig gewesen, doch dann war ihm der Geduldsfaden gerissen, wenn auch nicht so wie heute. Brian war schrecklich kalt geworden. Eiskalt. Wenn sie seine beiden Reaktionen verglich, musste sie zugeben, dass sie den Zorn und die Gewalttätigkeiten der eisigen Verachtung vorzog.
    Es fiel ihr nicht schwer, die Szene wieder heraufzubeschwören. Sie hatten sich in den Armen gehalten, und Begehren war in ihr aufgestiegen, war zur offenen Flamme geworden, in der sie zu verbrennen drohte. Und plötzlich hatte sie ihn angeschrien, er solle sie loslassen, solle sie ja nicht anfassen. Sie hatte ihm gesagt, sie ertrüge es nicht, von ihm berührt zu werden. Brian hatte sie beim Wort genommen und war gegangen. Nur allzu deutlich erinnerte sich Ramona an ihre Verzweiflung, ihre Reue und Verwirrung, die nur von einem Gefühl übertroffen worden waren – ihrer Liebe zu ihm.
    Aber als sie am nächsten Morgen zu ihm gegangen war, hatte er sein Hotelzimmer schon aufgegeben und Kalifornien verlassen. Sie verlassen – ohne ein Wort. Und fünf Jahre lang hatte sie kein Wort von ihm gehört.
    Kein Wort, dachte sie. Ich war einzig und allein auf die Klatschspalten der Illustrierten angewiesen. Sie alle und sogar die Tagespresse beschäftigten sich ausführlich mit ihm. Kein Wort. Nur das, was man sich auf den Partys hinter vorgehaltener Hand zuflüsterte. Oder in den Restaurants, sobald sie sich zeigte. Kein Wort. Abgesehen von den unaufhörlichen Fragen, den endlosen Spekulationen in der Presse, die immer nur ein Thema zum Inhalt hatten: Warum hatte Brian Carstairs auf einmal angefangen, Frauen wie Trophäen zu sammeln?
    Ramona hatte sich gezwungen, nicht mehr an ihn zu denken, ihn aus ihren Gedanken völlig zu verdrängen. Ihre Arbeit, ihr Talent und ihre Musik hatten die riesige Lücke gefüllt, die er in ihrem Leben hinterlassen hatte. Sie hatte sich selbst gefestigt und die Kontrolle über sich zurückgewonnen. So ist es am besten, hatte sie sich gesagt, alles andere ist zu gefährlich. Und, dachte sie jetzt, zur Küchentür hinüberblickend, es kann noch immer gefährlich sein. Er war noch immer gefährlich.
    Doch dann schüttelte sie heftig den Kopf. Brian hatte recht. Es war an der Zeit, sich auf das Heute zu konzentrieren. Sie mussten arbeiten, mussten gemeinsam ein Musical schreiben. Tief Atem holend ging sie in die Küche, um ihm beim Kaffeekochen zu helfen.

9. K APITEL
    Ramona verliebte sich auf der Stelle in die ursprüngliche Landschaft von Cornwall. Es schien ihr die perfekte Kulisse für den sagenhaften König Artus und seine Ritter. Es war leicht, sich das Klirren der Schwerter, das Schimmern der Rüstungen und den donnernden Galopp schneller Pferde vorzustellen.
    In den Hochmooren erwachte der Frühling, zeigte sich das erste Grün. Hier und da sah man hauchzart das Rosa wilder Blüten über dem braunen Boden. Ein feiner leichter Nieselregen erhöhte noch die romantische Atmosphäre. An den Straßen standen kleine, oft windschiefe Häuschen, deren Vorgärten allmählich bunt zu werden begannen. Die Rasenflächen zeigten spärliches helles Grün. Dann wieder entdeckte Ramona ganze Teppiche gelber Narzissen und blauer Waldhyazinthen. Brian fuhr nach Süden, schlug die Richtung zum Meer, zu den Klippen und nach Land’s End ein.
    Sie hatten in einem

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