Entscheidung in Cornwall
das Geld nicht vertrank, bevor ich die nötigen Lebensmittel kaufen konnte. Sie war seit sechs Wochen trocken, arbeitete regelmäßig und hatte eine Affäre mit dem Manager. Er gehörte zu den netten Männern, die sie hatte. Wenn die Bar leer war, durfte ich immer auf dem Klavier herumklimpern. Einer von den Liebhabern meiner Mutter war Musiker gewesen. Er hatte mir die Grundbegriffe beigebracht und gesagt, ich hätte ein gutes Ohr. Mutter hörte es gern, wenn ich spielte.«
Ramona verstummte, und Brian sah, wie sie mit dem Finger die dunkle Fensterscheibe entlangfuhr.
»Ben, der Manager, fragte mich, ob ich Lust hätte, während der Lunchzeit zu spielen. Er sagte, ich könne auch singen, dürfe aber nicht laut werden und nicht mit den Gästen sprechen. So fing es bei mir an.« Ramona seufzte und strich sich mit der Hand über die Stirn. Hinter ihr krachte und prasselte das Feuer im Kamin. »Wir verließen Houston und gingen nach Oklahoma City. Ich gab ein falsches Alter an und bekam in einem Club einen Job als Sängerin. Es war eine von Mutters schlimmsten Perioden. Oft hatte ich Angst, sie allein zu lassen, aber sie arbeitete damals nicht, und …«
Ramona unterbrach sich und rieb sich die schmerzende Schläfe. Sie wollte aufhören, wollte alles verdrängen, wusste jedoch, dass sie schon zu weit gegangen war. Die Stirn an die Scheibe pressend, wartete sie, bis ihre Gedanken sich wieder geordnet hatten.
»Wir brauchten das Geld, also musste ich es riskieren, sie abends und nachts allein zu lassen. Eine Zeit lang tauschten wir die Rollen. Was ich schon als Kind lernte, aber immer wieder vergaß, war, dass ein Alkoholiker immer Geld für eine Flasche findet. Immer, egal wo und wie. Eines Abends schaffte sie es, sich irgendwie während meines zweiten Auftritts in den Club hineinzuschwindeln. Wayne, der auch dort arbeitete, erfasste die Situation sehr rasch, und es gelang ihm, sie zu beruhigen, bevor die Szene zu hässlich wurde. Später half er mir, sie nach Hause und ins Bett zu bringen. Er war wunderbar. Keine Belehrungen, kein Mitleid, kein Rat. Er hat einfach geholfen.«
Ramona wandte sich wieder vom Fenster ab und wanderte zum Kamin hinüber. »Aber sie kam noch zweimal, und dann warf man mich hinaus. Es gab andere Städte, andere Clubs, doch es war immer das Gleiche. Heute ist es kaum noch wichtig. Kurz vor meinem achtzehnten Geburtstag verließ ich sie.«
Ramonas Stimme zitterte leicht, und sie legte eine kurze Pause ein, um sich zu beruhigen. »Eines Abends kam ich nach Hause, und sie lag bewusstlos über dem Küchentisch. Ich wusste, dass ich verrückt werden würde, wenn ich noch länger bei ihr bliebe. Also legte ich sie ins Bett, packte einen Koffer, ließ ihr alles Geld da, das ich entbehren konnte, und ging. Ganz einfach so.« Sie bedeckte einen Augenblick das Gesicht mit den Händen und presste die Finger auf die Augen. »Mir war, als könnte ich zum ersten Mal im Leben frei atmen.«
Ramona ging zum Fenster zurück. In der dunklen Scheibe sah sie undeutlich ihr Bild. Sie betrachtete sich nachdenklich und horchte auf das leise Trommeln des jetzt stetig fallenden Regens.
»Ich arbeitete mich bis nach Los Angeles vor«, fuhr sie fort, »und dort sah mich Henderson. Er spornte mich an. Ich bin mir nicht sicher, was ich eigentlich wollte, bevor ich den Vertrag mit ihm unterschrieb. Einfach überleben, denke ich. Den einen Tag und dann den nächsten. Dann kamen die Verträge und Plattenaufnahmen, und der ganze verrückte Zirkus fing an. Türen öffneten sich. Ein paar Falltüren waren allerdings auch darunter.«
Sie lachte erstaunt auf. »Du meine Güte, es war fantastisch und zum Fürchten, und ich glaube nicht, dass ich diese ersten Monate noch einmal durchstehen könnte. Auf alle Fälle hat Henderson mir Publicity verschafft, und die erste Hit-Single machte mich noch bekannter. Und dann kam der Anruf aus einem Krankenhaus in Memphis.«
Ramona begann langsam auf und ab zu gehen. Die leichte Seide ihres Nachthemds schmiegte sich an ihren Körper und passte sich ihren Bewegungen an. »Ich musste natürlich hinfahren. Sie war sehr schlimm dran. Ihr letzter Liebhaber hatte sie verlassen und ihr das bisschen Geld gestohlen, das sie hatte. Sie weinte. Oh Gott, und wieder die gleichen Versprechen! Es täte ihr leid. Sie liebe mich. Nie, nie wieder wolle sie trinken. Ich wäre das einzig Anständige, das sie im Leben zu Stande gebracht hätte.«
Die Tränen fingen wieder an zu fließen, doch diesmal ließ
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