Entscheidung in Cornwall
Ramona ihnen freien Lauf. »Sobald sie reisefähig war, brachte ich sie zu mir nach Hause. Julie hatte ein Sanatorium entdeckt, das von einem sehr ernsthaften jungen Arzt geleitet wurde. Justin Randolph Karter. Das ist doch ein wunderbarer Name, nicht wahr, Brian?« Bitterkeit stieg mit den Tränen auf. »Ein wunderbarer Name, ein bemerkenswerter Mann. Er führte mich in sein eindruckvolles Büro und erklärte mir, wie er meine Mutter behandeln wolle.«
Ramona wirbelte herum und blieb Brian gegenüber stehen. Ihre Schultern bebten, so heftig schluchzte sie. »Ich wollte es nicht wissen, ich wollte nur, dass er es tat. Er sagte mir, ich solle meine Hoffnungen nicht zu hoch schrauben, und ich erklärte ihm, ich hätte überhaupt keine Hoffnungen. Er muss mich für eine Zynikerin gehalten haben, denn er nannte mir mehrere gute Organisationen, an die ich mich um Rat und Hilfe wenden könne. Er erinnerte mich daran, dass Alkoholismus eine Krankheit und meine Mutter ein Opfer dieser Krankheit sei. Ich antwortete ihm, dass er sich verdammt irre. Das einzige Opfer sei ich.«
Ramona rang sich das Wort förmlich ab und schlang die Arme noch fester um sich. »Ich war das Opfer. Ich musste mir ihr leben, ihre Lügen, ihre Krankheit und ihre Männer ertragen. Es war so leicht, so einfach für ihn, scheinheilig und verständnisvoll zu Liebe und Geduld zu mahnen. Ihn schützte sein weißer Arztkittel. Und ich hasste sie.« Wieder presste Ramona die Hände gegen die Augen. »Und liebte sie.« Mit jedem Atemzug brach sich etwas Bahn, das sich während der letzten Wochen im Zusammenhang mit ihrer Mutter in ihr aufgestaut hatte. »Ich liebe sie noch immer«, flüsterte sie.
Müde, fast erschöpft, wandte sie sich zum Kamin und stützte die Handflächen auf das Sims. »Dr. Karter ließ sich von mir anschreien, saß bei mir, als ich zusammenbrach, und dann fuhr ich nach Hause. Zwei Tage später lernte ich dich kennen.«
Ramona hörte nicht, dass Brian sich bewegte, wusste nicht, dass er hinter ihr stand, merkte es erst, als er ihr die Hände auf die Schultern legte. Wortlos drehte sie sich um und warf sich an seine Brust. Brian hielt sie fest und fühlte das leichte Zittern, das sie immer wieder durchlief. Über ihren Kopf hinweg blickte er in die gierigen Flammen. Der Sturm hatte sich gelegt, nur noch der Regen prasselte gegen die Scheiben.
»Wenn du es mir gesagt hättest, hätte ich es dir vielleicht erleichtern können, Ramona.«
Sie schüttelte den Kopf und schmiegte dann das Gesicht an seine Schulter. »Nein, ich wollte nicht, dass es diesen Bereich meines Lebens berührte. Ich war einfach nicht stark genug, um das zu ertragen.« Tief Atem holend bog sie den Kopf so weit zurück, dass sie ihm in die Augen sehen konnte. »Ich hatte Angst, du würdest nichts mehr mit mir zu tun haben wollen, wenn du es wüsstest.«
»Ramona!« Seine Stimme klang gleichzeitig gekränkt und tadelnd.
»Ich weiß, ich hatte unrecht, Brian, ich weiß, es war dumm von mir, aber du musst das verstehen. Plötzlich passierte alles auf einmal. Ich brauchte Zeit. Ich musste überlegen, wie ich mein Leben leben wollte, wie ich meine Karriere, meine Mutter und alles andere miteinander in Einklang bringen konnte.« Ihre Hand umklammerte Brians Arm. »Gestern noch war ich ein Niemand, und am nächsten Tag jubelten mir die Fans zu. Überall war mein Bild. Sobald ich das Radio einschaltete, hörte ich mich. Du weißt doch, wie das ist.«
Brian strich ihr das Haar von der Wange zurück. »Ja, ich weiß es«, sagte er und fühlte, wie sie sich endlich ein wenig entspannte.
»Bevor ich noch richtig Atem holen konnte, drängte sich Mutter wieder in mein Leben. Ein Teil von mir hasste sie, doch anstatt mir klarzumachen, dass das eine ganz natürliche Reaktion war, fühlte ich mich schuldig. Und ich schämte mich.« Sie schüttelte den Kopf, weil sie ahnte, was er sagen wollte, und fuhr fort: »Es ist sinnlos, mir einzureden, dazu hätte ich keinen Grund gehabt. Das ist eine verstandesmäßige Erklärung, eine logische Erklärung. Sie hat nichts mit Gefühlen zu tun. Ich glaube nicht, dass du das verstehen kannst, du hast etwas Ähnliches nie kennengelernt. Sie ist meine Mutter. Das kann ich nicht völlig außer Acht lassen, obwohl ich weiß, dass ich für ihre Probleme nicht verantwortlich bin.«
Ramona warf Brian einen langen Blick zu und wandte sich von ihm ab. »Und dann verliebte ich mich – zu allem anderen – auch noch in dich.« Die Flammen im Kamin
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