Entscheidung in Cornwall
Ramona warf mit einer Kopfbewegung die Haare über die Schultern zurück. »Keine Ahnung, was du meinst.«
»Ich glaube, du wirst nie begreifen, wie ungeheuer erregend deine Stimme ist«, sagte er nachdenklich, während er den Kaffee trank und ihr Gesicht betrachtete. »Dieses Zusammenwirken von Unschuld und einer verruchten Stimme …«
»Das gefällt mir.« Ramona stellte ihre leere Tasse hinter ihm ab. Durch die Bewegung öffnete sich ihr Bademantel, und man sah die Wölbung ihrer Brüste. »Willst du eins von diesen Eiern? Sie schmecken wahrscheinlich grässlich.«
Brian wandte den Blick von der glatten, weichen Haut ab, die aus dem offenen Bademantel schimmerte. Wieder schüttelte er den Kopf. »Wie du sie anpreist, sind sie geradezu unwiderstehlich«, sagte er lachend.
»Ein Verhungernder kann nicht wählerisch sein«, erklärte Ramona und reichte ihm eins. »Wahrscheinlich sind sie steinhart.«
Er zog eine Braue hoch. »Isst du keins?«
»Nein. Ich bin klug genug, nicht zu essen, was ich gekocht habe.« Sie reichte ihm eine Serviette.
»Wir könnten auswärts essen.«
»Nimm deine Fantasie zu Hilfe«, schlug sie vor. »Bilde dir ein, du hast schon gegessen. Das funktioniert bei mir immer.«
»Ich habe keine so lebhafte Fantasie wie du.« Brian begann das Ei zu pellen. »Vielleicht geht es besser, wenn du mir sagst, was ich zu essen bekommen habe.«
»Eine Riesenportion Rührei«, antwortete Ramona, die Augen zukneifend. »Wenigstens fünf oder sechs. Du solltest wirklich auf deinen Cholesterinspiegel achten. Und drei Scheiben Toast mit der grässlichen Marmelade, die du dir immer so dick aufstreichst.«
»Du hast sie ja noch gar nicht versucht«, meinte er.
»Ich bilde mir aber ein, dass ich’s getan habe«, erklärte sie geduldig. »Außerdem hast du fünf Scheiben Speck gegessen.« Das klang ein wenig tadelnd, und er lachte übermütig.
»Ich habe morgens einen gesunden Appetit.«
»Ich begreife nicht, wie du nach alldem noch einen einzigen Bissen hinuntergebracht hast. Kaffee?« Ramona griff nach der Kanne.
»Nein, ich denke, mir reicht’s.«
Sie lachte, beugte sich vor und schlang ihm die Arme um den Nacken. »Habe ich dich wirklich verrückt gemacht, Brian?« Das Gefühl ihrer Macht berauschte sie. Es war ein süßes Gefühl.
»Ja.« Er rieb seine Nase an der ihren. »Zuerst war es mir fast unmöglich, mich mit dir im selben Raum aufzuhalten, so sehr wollte ich dich. Dann dieses Lied.« Er lachte leise und rückte dann ein Stückchen von ihr ab, um sie besser sehen zu können. »Musik bringt nicht immer Frieden in den Aufruhr, der im Inneren tobt. Und zu allem anderen noch diese verdammte Plattenhülle. Ich musste mich in Wut retten, sonst hätte ich dich auf der Stelle auf den Teppich geworfen.«
Er sah ihre Verblüffung, und dann dämmerte in ihren Augen Verständnis auf. »Hast du deshalb …« Sie unterbrach sich, und ihr Lächeln vertiefte sich. Sie legte den Kopf schief und fuhr sich mit der Zungenspitze langsam über die Zähne. »Und nun, da du deinen Willen durchgesetzt hast, werde ich dich wahrscheinlich nicht mehr verrückt machen.«
»Das stimmt.« Er küsste sie leicht. »Ich kann dich nehmen oder links liegen lassen, wie’s mir gerade einfällt.« Brian setzte die leere Tasse ab und zauste ihr das Haar, belustigt, weil sie ein Gesicht schnitt. »Es ist Mittag«, fuhr er mit einem Blick auf die Uhr fort. »Wenn wir heute noch arbeiten wollen, sollten wir damit anfangen. Und zwar mit der neuen Nummer für die zweite weibliche Hauptrolle. Mir ist da eine recht gute Idee gekommen.«
»Ach, wirklich? Und was ist das für eine Idee?«
»Wir könnten das Tempo erhöhen … etwa in der Art eines Jive aus den frühen Vierzigerjahren, weißt du? Das gäbe einen guten Kontrast zur übrigen Partitur.«
»Hm, es wäre auch eine gute Tanznummer.« Ramona schob die Hände unter seinen Pullover und strich leicht über seine nackte Brust. Sie musste lächeln, als sie den Ausdruck des Erstaunens in seinen Augen sah. »Wir brauchen an der Stelle eine gute Tanznummer.«
»Das finde ich auch«, murmelte Brian. Die leichte Berührung ihrer Hände weckte sein Begehren, seine Muskeln spannten sich, wurden hart, und in seinen Schläfen begann es zu hämmern. Er griff nach ihr, doch sie stand auf und ging zum Klavier.
»Meinst du es so?« Ramona spielte ein paar Takte der Melodie in dem Tempo, das er vorgeschlagen hatte. »Ein bisschen Boogie?«
»Ja.« Er wollte sich zwingen, auf den
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