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Entscheidung in Cornwall

Entscheidung in Cornwall

Titel: Entscheidung in Cornwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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eingeschlafen waren. Wieder glitt sein Blick zu dem leeren Kissen neben ihm. Aber wo – wo, zum Teufel, steckt sie jetzt? Mit einem Anflug von Panik stand er auf, schlüpfte in die Jeans und machte sich auf die Suche nach Ramona.
    Noch bevor Brian das Treppenende erreicht hatte, hörte er sie singen.
    »Jeden Morgen erwache ich
    und suche deinen Blick,
    der mir sagt: Ich liebe dich,
    du bist mein Glück …«
    Es war das Lied, das er ein bisschen ins Lächerliche gezogen hatte, als sie in seinem Wagen in den Hügeln über Los Angeles saßen. Seine Anspannung löste sich. Er ging den Flur entlang und lauschte ihrer leicht rauen Stimme, blieb dann auf der Schwelle stehen und beobachtete Ramona.
    Ihre Bewegungen passten sich dem Lied an, das sie sang, waren munter und leicht. Sie wirkte glücklich. Die Küche war von Morgengeräuschen und Düften erfüllt. Die Kaffeemaschine blubberte, und der Speck zischte und brutzelte in der Pfanne. Porzellan klapperte, als Ramona nach dem richtigen Teller suchte.
    Das Haar hing ihr über den Rücken, und der kurze Frotteebademantel rutschte weit über ihre Oberschenkel hinauf, als sie sich streckte, um das oberste Regal im Küchenschrank zu erreichen.
    Sie unterbrach ihren Gesang einen Augenblick und verwünschte ebenso laut wie gut gelaunt ihre Kleinwüchsigkeit. Nachdem es ihr gelungen war, die Platte, die sie gesucht hatte, aus dem Schrank zu nehmen, drehte sie sich um und entdeckte Brian. Sie erschrak so, dass sie die Gabel fallen ließ, die sie in einer Hand hielt, und fast hätte die Porzellanplatte das gleiche Schicksal ereilt, wenn es Ramona nicht im letzten Moment gelungen wäre, sie festzuhalten.
    »Brian!« Ramona fuhr sich mit der Hand an die Kehle und holte tief Atem. »Du hast mich erschreckt. Ich habe dich nicht herunterkommen hören.«
    Er erwiderte ihr Lächeln nicht. Stocksteif stand er da und sah sie nur an. »Ich liebe dich, Ramona«, sagte er.
    Ihre Lippen öffneten sich zitternd, als wolle sie etwas sagen, und schlossen sich dann wieder. Diese Worte, dachte sie, haben eine so unterschiedliche Bedeutung. Es war wichtig, dass sie einer ganz einfachen Erklärung keine allzu große Bedeutung beimaß. Sie bückte sich, hob die Gabel auf und sagte ganz beiläufig: »Ich liebe dich auch, Brian.«
    Stirnrunzelnd betrachtete er ihren gesenkten Kopf, und als sie sich zum Spülbecken wandte, um die Gabel zu säubern, ihren Rücken. »Das klingt, als wärst du meine Schwester. Aber Schwestern habe ich schon. Zwei. Eine dritte brauche ich nicht.«
    Ramona ließ sich Zeit. Sie drehte den Wasserhahn ab, setzte ein Lächeln auf und wandte sich ihm zu. »Ich denke an dich nicht wie an einen Bruder, Brian.« Sie überlegte einen Augenblick lang, bevor sie fortfuhr: »Es ist nicht einfach für mich, dir zu sagen, was ich empfinde. Ich habe deine Unterstützung, deine Rücksicht und dein Zartgefühl gebraucht. Du hast mir gestern Abend mehr geholfen, als ich dir sagen kann.«
    »Jetzt redest du, als wär ich ein idiotischer Seelendoktor. Ich habe gesagt, dass ich dich liebe, Ramona!« Diesmal schwang unterdrückter Zorn in seiner Stimme. Als Ramona sich wieder zu ihm umdrehte, war ihr Blick sehr beredt.
    »Brian, du musst dich nicht verpflichtet fühlen …«
    Sie unterbrach sich, als seine Augen plötzlich Funken zu sprühen schienen. Er stürmte in die Küche, schaltete die Gasflamme unter dem rauchenden Speck ab und riss den Stecker der Kaffeemaschine aus der Steckdose. Der Kaffee blubberte noch ein paar Sekunden weiter.
    »Sag mir nicht, was ich zu tun habe!«, schrie Brian. »Das weiß ich nämlich auch!« Er packte Ramona bei den Schultern und schüttelte sie. »Ich muss dich lieben! Das ist keine Verpflichtung, das ist eine Tatsache, ein Muss, ein furchtbarer Zwang!«
    »Brian!«
    »Halt den Mund!«, befahl er. Er zog Ramona näher und küsste sie, nicht auf die Tassen achtend, die sie noch in den Händen hatte. Sie fühlte die Verzweiflung, die in diesem Kuss lag, den Zorn. »Sag mir ja nie wieder so ruhig und gelassen, dass du mich liebst.« Er hob den Kopf nur lange genug, um Atem holen zu können. Sein Mund war hart und fordernd. »Ich will mehr von dir, Ramona, viel mehr.« Grünes Feuer loderte in seinen Augen, als er heftig hinzufügte: »Und ich werde es auch bekommen!«
    »Brian!« Ramona war atemlos, sie fühlte sich wie leicht beschwipst, und dann musste sie lachen. »Brian, du bohrst mir mit den Tassen Löcher in die Brust. Lass mich die Sachen bitte

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