Entscheidung in Cornwall
zurückkam.«
»Du hast gehofft …« Ihr Erstaunen war so groß, dass sie nur noch flüstern konnte. »Willst du damit sagen, dass du fortgeblieben bist, um mir die Möglichkeit zu geben, erwachsen zu werden?«
»Ich schien keine andere Wahl zu haben.« Brian steckte die Hände tief in die Taschen und zog die Brauen zusammen.
»Tatsächlich?« Sie erinnerte sich, wie verzweifelt sie gewesen war, als er ging, an die Leere der Jahre, die danach kamen. »Und mir die Wahl zu lassen ist dir wohl nicht eingefallen? Mir eine Chance zu geben auch nicht? Du hast es einfach auf dich genommen, für mich zu entscheiden.«
»Es ging nicht darum, etwas zu entscheiden.« Er wandte sich ab, weil er fühlte, dass er allmählich die Beherrschung verlor. »Es ging mir nur darum, den Verstand nicht zu verlieren. Ich konnte nicht in deiner Nähe bleiben, ohne dass du mir gehörtest.«
»Also bliebst du fünf Jahre weg, tauchtest dann plötzlich wieder auf und nahmst meine Musik zum Vorwand, mich in dein Bett zu locken. Dir war die Qualität von ›Fantasie‹ verdammt egal. Du hast das Stück und das Talent und den Schweiß der Schauspieler nur für deine Zwecke benutzt.«
»Für diese Unterstellung«, sagte er mit gefährlicher Ruhe, »habe ich nur eines übrig … Verachtung.« Er wandte sich ab, und nach ein paar Minuten übertönte das Aufheulen eines Motors das Tosen der Wellen.
Ramona sah dem Wagen nach, der die schmale Straße hinunterjagte. Wenn es ihre Absicht gewesen war, ihm einen schweren Schlag zu versetzen, dann war es ihr gelungen. Der Schreck über ihre eigenen Worte ließ sie erschauern. Sie schloss fest die Augen.
Doch sogar mit geschlossenen Augen konnte sie deutlich den Ausdruck unbeherrschter Wut sehen, der Brians Gesicht entstellt hatte, bevor er sich abwandte und ging. Ramona fuhr sich durch das Haar. Ihre Hand zitterte heftig. In ihrem Kopf hämmerte es. Langsam öffnete sie die Augen und blickte auf die grüne See hinaus.
Alles, was wir in den letzten Wochen hatten, war Teil eines meisterhaften strategischen Plans, dachte sie.
Doch noch während sie dastand, verließ sie ihr Zorn, und zurück blieben nur Trauer und Hoffnungslosigkeit, die wie ein tonnenschweres Gewicht auf ihr lasteten.
Sie war noch immer verärgert, dass Brian heimlich die Zügel ihres Lebens in die Hand genommen hatte, war böse, weil er die größte berufliche Chance seines Lebens benutzt hatte, um sie zurückzugewinnen. Und dennoch …
Ramona schüttelte erbittert den Kopf. Verwirrt und unglücklich machte sie kehrt und ging zum Haus zurück.
Mrs Pengalley kam ihr an der Tür des Musikzimmers entgegen. »Eben ist ein Anruf für Sie gekommen, Miss Williams, aus Kalifornien.« Sie hatte den Streit mit gesunder Neugier durch das Fenster beobachtet. Jetzt jedoch rief der Ausdruck in Ramonas grauen Augen mütterliche Instinkte in ihr wach. Sie unterdrückte den Wunsch, Ramona über das Haar zu streichen. »Ich mache Ihnen eine Kanne Tee«, sagte sie.
Ramona ging zum Telefon und hielt den Hörer ans Ohr. »Ja, hallo?«
»Ich bin’s, Ramona. Julie.«
»Julie!« Sie ließ sich in einen Sessel sinken und blinzelte die Tränen fort, die ihr wieder in die Augen stiegen, als sie die vertraute Stimme hörte. »Bist du von den griechischen Inseln zurück?«
»Schon seit etwa zwei Wochen, Ramona.«
Natürlich. Sie hätte es wissen müssen. »Also, was gibt es? Warum rufst du an?«
»Karter hat sich mit mir in Verbindung gesetzt, weil er dich heute Vormittag nicht erreichen konnte. Die Leitung war anscheinend gestört.«
»Ist sie wieder verschwunden?«, fragte Ramona dumpf.
»Nicht verschwunden. Weggelaufen. Schon gestern Abend. Sie ist nicht sehr weit gekommen.«
Als sie das Zögern in Julies Stimme hörte, verwandelte sich Ramonas müde Ergebenheit in heftige Angst. »Julie?«
»Sie hatte einen Unfall, Ramona. Du solltest nach Hause kommen.«
Ramona schloss die Augen. »Ist sie … tot?«
»Nein, aber es steht schlecht um sie. Es fällt mir sehr schwer, dir das so ungeschminkt am Telefon sagen zu müssen. Die Haushälterin meinte, Brian sei nicht da …«
»Nein.« Ramona öffnete die Augen und sah sich vage im Zimmer um. »Nein, er ist nicht hier.« Es gelang ihr, sich zusammenzureißen. »Wie schlecht steht es, Julie? Ist sie im Krankenhaus?«
Julie zögerte abermals. »Sie wird es nicht schaffen, Ramona«, sagte sie dann. »Es tut mir leid. Karter gibt ihr höchstens noch ein paar Stunden.«
»Oh Gott!« Ramona hatte, seit
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