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Entscheidung in Cornwall

Entscheidung in Cornwall

Titel: Entscheidung in Cornwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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sie denken konnte, mit dieser Angst gelebt, und doch war es jetzt ein Schock für sie.
    »Ich weiß, es gibt keine ›gute‹ Art, dir das zu sagen, Ramona, und dennoch wünschte ich, ich könnte eine bessere finden.«
    »Was?« Wieder gelang es ihr mit einer ungeheuren Anstrengung, sich zusammenzureißen. »Nein, ich bin in Ordnung. Ich fahre sofort.«
    »Soll ich dich und Brian vom Flughafen abholen?«
    »Nein, nein, ich fahre sofort ins Krankenhaus. Wo liegt sie?«
    »Im ›St. Catherine‹, auf der Intensivstation.«
    »Sage Dr. Karter, ich komme, so schnell es geht. Julie …«
    »Ja?«
    »Bleib bei ihr.«
    »Das ist doch selbstverständlich. Ich erwarte dich hier.«
    Ramona legte auf und starrte das Telefon an.
    Mrs Pengalley kam mit einer Tasse Tee herein. Sie warf einen einzigen Blick in Ramonas kalkweißes Gesicht und setzte die Tasse ab. Wortlos ging sie zur Hausbar und nahm die Cognacflasche heraus. Nachdem sie gut zwei Finger breit eingeschenkt hatte, drückte sie Ramona den Schwenker in die Hand.
    »Hier, Miss, trinken Sie das«, sagte sie energisch.
    Ramona sah sie verloren an. »Was?«
    »Trinken Sie aus, Mädchen!«
    Ramona gehorchte, als ihr Mrs Pengalley die Hand mit dem Glas an die Lippen hob, und schnappte sofort nach Luft, weil der Alkohol so in der Kehle brannte. Sie nahm noch einen Schluck und seufzte dann auf.
    »Danke.« Sie sah wieder zu Mrs Pengalley auf. »Jetzt geht es mir besser.«
    »Manchmal kann man einen Schluck Cognac ganz gut gebrauchen«, erklärte die Haushälterin.
    Ramona stand auf und gab sich Mühe, ihre Gedanken zu ordnen. Sie hatte einiges zu erledigen und keine Zeit. »Ich muss sofort nach Amerika zurück, Mrs Pengalley«, sagte sie. »Können Sie mir ein paar Sachen packen, während ich mit dem Flughafen telefoniere?«
    »Aber ja doch.« Mrs Pengalley sah Ramona prüfend an. »Er will nur seinen Zorn abreagieren, wissen Sie. Das ist so Männerart, das tun sie alle. Bestimmt kommt er bald wieder.«
    Ramona begriff, dass Mrs Pengalley von Brian sprach, und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Dessen bin ich gar nicht so sicher. Wenn Brian noch nicht da ist, wenn ich zum Flughafen muss, könnte mich vielleicht Ihr Mann fahren, ja? Ich weiß, dass ich Ihnen damit schreckliche Ungelegenheiten bereite, aber es ist sehr wichtig.«
    »Selbstverständlich. Ich packe jetzt Ihre Sachen …«
    »Vielen Dank.« Ramona griff schon nach dem Telefonhörer.
    Eine Stunde später stand sie zögernd am Fuß der Treppe. Die Ereignisse schienen sich überschlagen zu haben. Sie wollte Brian herbeizwingen, aber sein Wagen tauchte nicht auf der Zufahrt auf. Sie wollte ihm ein paar Zeilen hinterlassen, doch nichts, was sie schrieb, schien die Worte aufwiegen zu können, die sie ihm entgegengeschleudert hatte. Und wie konnte sie ihm mit ein paar wenigen Worten schreiben, dass ihre Mutter im Sterben lag und sie zu ihr musste?
    Doch sie hatte keine Zeit, bis zu seiner Rückkehr zu warten. Sie konnte es nicht riskieren. Im letzten Moment noch zog sie einen Notizblock aus der Tasche und schrieb hastig:
    Brian, ich musste gehen. Ich werde zu Hause
    gebraucht.
    Bitte verzeih mir. Ich liebe Dich. Ramona.
    Sie rannte ins Musikzimmer zurück und legte den Zettel auf den Stapel Notenpapier auf dem Klavier. Dann lief sie wieder hinaus, nahm die beiden Koffer auf, die Mrs Pengalley in der Nähe der Haustür abgestellt hatte, und reichte sie Mr Pengalley, der sie im Kofferraum der kleinen Limousine verstaute. Kaum eine Minute später fuhren sie ab.

14. K APITEL
    Fünf Tage vergingen, ehe Ramona wieder anfing, klar zu denken. Dr. Karter hatte recht gehabt, es war nur eine Sache von wenigen Stunden gewesen. Ramona musste nicht nur mit ihrem Kummer, sondern auch mit dem unvernünftigen Schuldgefühl fertig werden, weil sie zu spät gekommen war.
    Die praktischen Anforderungen, die der Tod an die Lebenden stellt, bewahrten sie davor, in Selbstmitleid zu versinken und sich mit Selbstvorwürfen zu überhäufen. Einmal während der ersten niederschmetternden Stunden hatte sie sich gefragt, ob die Menschen um den Tod so viel Wesens machten und das Drumherum so komplizierten, um nicht völlig zu verzweifeln.
    Sie war dankbar, dass Dr. Karter sich mit der Polizei auseinandersetzte und dafür sorgte, dass die Presse keine Einzelheiten erfuhr.
    Nach den ersten hektischen Tagen blieb nichts zurück als die Erkenntnis, dass die Frau, die sie geliebt und verachtet hatte, nicht mehr da war. Sie konnte nichts mehr tun.

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