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Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBORAH HALE
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vielleicht, in Stroud Rast gemacht zu haben?
    Einerseits war es ihr eine Genugtuung, recht behalten zu haben, andererseits bereute sie den kurzen Aufenthalt nicht. Der kurze Schlaf und das leichte Frühstück hatten sie gestärkt.
    Die Anfälle morgendlicher Übelkeit traten nur in den ersten Wochen der Schwangerschaft auf, das wusste sie. Lag diese Phase bereits hinter ihr? Wenn sie es sicher wüsste, könnte sie vielleicht doch mit Hawthorn bis zum Ende des Sommers zusammenbleiben. Aber so musste sie befürchten, dass er Zeuge ihrer Unpässlichkeiten werden und den Grund dafür erahnen könnte.
    Die Vorstellung, die Affäre mit Hawthorn wieder aufzunehmen, zauberte ein Lächeln auf Felicitys Lippen, während sie sein kühn geschnittenes Profil bewunderte. Die wenigen Nächte, die sie auf ihn hatte verzichten müssen, erschienen ihr wie eine halbe Ewigkeit. Sie verzehrte sich nach seinen Zärtlichkeiten, dabei sollte sie als Frau in anderen Umständen eher nach ungewöhnlich zusammengestellten Speisen schmachten.
    Während ihre Equipage die letzten Meilen der Straße zwischen Bristol und Gloucester zurücklegte, und die Schatten der sinkenden Sonne immer länger wurden, betrachtete Felicity ihren verflossenen Liebhaber mit wachsender Sehnsucht. Ihre Gedanken wanderten zurück zu jener milden Vorfrühlingsnacht im März, in der er sie zum ersten Mal in Besitz genommen hatte.
    Dabei hatte sie nicht mit seiner Unerfahrenheit und Schüchternheit gerechnet. Hawthorn hatte nie geheiratet und war nicht der Typ Mann, der Gefallen an flüchtigen Abenteuern mit Frauen fand, und Felicity wunderte sich, wieso er in ihrem Fall eine Ausnahme gemacht hatte.
    Zu ihrem großen Erstaunen hatte sein Mangel an Erfahrung sie irgendwie fasziniert und ihre Erregung gesteigert.
    Ihr verstorbener Ehemann war ein geschickter Liebhaber gewesen, der seine Liebeskünste mit einer Reihe anderer Frauen verfeinert hatte. Für Felicity war es eine erfrischende Abwechslung, von einem Mann geküsst und liebkost zu werden, der ihren Körper wie eine Kostbarkeit behandelte und im Liebesakt so etwas wie ein feierliches Ritual sah.
    Behutsam hatte sie ihren unerfahrenen Liebhaber in die Kunst sinnlicher Spiele eingeweiht, und er hatte sich als ausgesprochen gelehriger Schüler erwiesen. Das Wissen um seine begrenzten Vergleichsmöglichkeiten hatte ihr die Hemmungen genommen, neue Spielarten der Leidenschaft zu erforschen … mit höchst beglückenden Resultaten.
    Ihr Puls beschleunigte sich, als sie sich an seinen starken Oberkörper erinnerte, der im flackernden Kerzenschein vor ihr gelegen hatte. Und wie seine Augen unter dem wirren Haar geleuchtet hatten!
    Mit Wehmut dachte sie an seine köstlichen Liebkosungen. Manche sanft und leicht wie eine Sommerbrise, die ihr Verlangen steigerten, bis sie erschauerte. Andere bedächtig, tief und sinnlich wie ein warmer Strom, der sie mit sich zog. Und wieder andere fiebernd und hitzig, die einen Sturm der Verzückung in ihr auslösten, bis ihr die Sinne schwanden.
    Hawthorn Greenwood hatte die Gabe, sie zu erregen, ohne sie zu berühren. Das Herz klopfte ihr bis zum Hals, sie atmete flach und gehetzt, während sie auf dem Sitz der sanft schaukelnden Kutsche unruhig hin und her rutschte.
    Nein, sie hätte nichts dagegen, die Affäre noch eine Weile fortzusetzen. Sobald sie Oliver und Ivy unter ihre Fittiche genommen hatten, bot sich vielleicht eine Gelegenheit zu einem kurzen Stelldichein mit Hawthorn in einem Gasthof in Gloucester, bevor sie alle die Rückreise nach Bath antraten.
    Bei dieser Aussicht liefen ihr prickelnde Schauer über den Rücken, gleichzeitig aber quälten sie die Worte, die sie im King’s Arms zu ihm gesagt hatte .
    Wenn die Trennung uns jetzt schon zu schaffen macht, um wie viel schwerer wird sie uns in einem Monat fallen.
    Sie würde den Schmerz riskieren für das beseligende Glück eines letzten Zusammenseins … aber er?
    Als sie ihm den Brief geschrieben hatte, hatte sie keinen Gedanken daran verschwendet, ob die Trennung ihn unglücklich machen könnte.
    Doch seit er mitten in der Nacht in ihr Haus gestürmt war, war sie sich immer sicherer geworden, dass er tiefere Empfindungen für sie hegte. Und als sie angedeutet hatte, es sei zu befürchten, dass sie eine tiefere Zuneigung zu ihm fassen könnte, hatte Felicity ein deutliches Echo dieser Zuneigung gespürt. Verborgen hinter seiner Maske entschiedener Verschlossenheit. Wäre er bereit, ihre Beziehung noch eine Weile fortzuführen,

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