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Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBORAH HALE
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dieser Brücke von ihren regelmäßigen Reisen zwischen Bath und ihrem Landgut in Staffordshire. Unter der Brücke strömte ein reißender Fluss von den Cotswold Hills herab seiner Mündung in den Severn entgegen.
    In ihrem Kopf begannen Alarmglocken zu schrillen, die Brust wurde ihr eng. Mit gerafften Röcken rannte sie zum Ufer. Im gleichen Moment kämpfte Hawthorns Pferd sich die steile Uferböschung herauf und schüttelte Wasser aus seiner dunklen Mähne. Unten im reißenden Bach standen Ned und Mr. Hixon bis zur Brust im Wasser.
    Wo aber war Hawthorn?
    Die Angst, die Felicity gepackt hatte, als der Straßenräuber sie bedroht hatte, war eine lächerliche Lappalie verglichen mit dem namenlosen Grauen, das seine Krallen jetzt in sie schlug.
    Sie sah den jungen Ned untertauchen, kurz darauf kam er prustend wieder an die Oberfläche und hatte sich Hawthorns Arm um die Schulter gelegt. Hawthorns Kopf hing leblos knapp über den sprudelnden Wellen.
    Atemlos schlug Felicity sich die Hand vor den Mund.
    Mr. Hixon zog sich Hawthorns anderen Arm um die Schultern. Und dann kämpften die beiden Männer sich zum Ufer und schleppten den bewusstlosen Mann mit sich.
    Sie musste etwas tun, um zu helfen.
    Mit aller Macht bekämpfte sie ihr Entsetzen und rannte zur Kutsche zurück, zog Reisedecken unter den Sitzbänken hervor und eilte damit wieder zum Ufer, gerade als die Männer den leblosen Körper des Geretteten an Land zogen.
    „Lebt … er noch?“ Felicity wagte kaum, die Frage zu stellen, aber sie brauchte Gewissheit.
    Den Kopf hochrot und keuchend vor Anstrengung, vermochte Mr. Hixon nur zu nicken. Mit letzter Kraft zogen die Männer Hawthorn ein Stück die Böschung hinauf, bevor sie röchelnd neben ihm zusammenbrachen.
    „Sind Sie sicher?“ Obwohl sie daran zweifelte, eine Antwort zu erhalten, konnte sie nicht länger warten.
    Während sie Mr. Hixon und dem jungen Diener Decken um die Schultern legte, stieß Ned keuchend hervor: „Ja … Mylady. Er hat viel Wasser … gespuckt … als wir ihn … ans Ufer … schleppten.“
    Hawthorn aber lag beängstigend reglos auf dem Bauch, wo seine Retter ihn ins Gras gelegt hatten.
    „Hawthorn, können Sie mich hören?“
    Sie legte auch ihm eine Decke um die Schultern. Als sie vorsichtig auf seine Wange schlug, erschrak sie, wie kalt sich seine Haut anfühlte. In seinem Bart glitzerten Wasserperlen.
    „Thorn?“ Ihre Stimme wurde drängender, sie rüttelte ihn sanft an der Schulter.
    Und dann, als sei es die einzige Antwort, zu der er fähig war, sprudelte erneut ein Schwall Wasser aus seinem Mund. Er begann zu husten und röchelnd nach Luft zu schnappen, und Felicity hatte plötzlich das Gefühl, als könne auch sie wieder freier atmen. Ein Windstoß kühlte ihre Wangen, und sie bemerkte, dass ihr Tränen übers Gesicht liefen.
    Mit zitternden Fingern strich sie ihm das nasse Haar aus der Stirn und warf Mr. Hixon einen ratlosen Blick zu, dessen Gesicht allmählich die beängstigende Röte verlor. Und auch seine Atemzüge hörten sich nicht länger an wie das Fauchen eines Blasebalgs.
    „Haben Sie gesehen, wie der Unfall passierte?“, fragte Felicity.
    Natürlich, sonst hätte er nicht so geistesgegenwärtig gehandelt.
    „Ja, Mylady.“ Mr. Hixon zog die Decke enger um seine Schultern, seine Zähne begannen klappernd aufeinanderzuschlagen.
    „M…Mr. Greenwood jagte wie der Teufel hinter der anderen Kutsche her“, stammelte er. „Ich glaube, er … er hat die Brücke gar nicht gesehen. Und plötzlich … sprang sein Pferd mit einem riesigen Satz … die Böschung hinunter. Dann … sah ich nichts mehr, weil ich Mühe hatte, unsere Kutsche zum Stehen zu bringen.“
    Der andere Wagen! Den hatte Felicity in der Aufregung völlig vergessen. Saßen Oliver und Ivy darin? Hatte Hawthorn in seinem Eifer, die beiden zur Rede zu stellen, die Brücke zu spät gesehen?
    Ein leises Stöhnen entrang sich seiner Brust, aber er öffne te die Augen nicht. In Felicitys Ohren klang dieses Stöhnen wie eine süße Melodie.
    Sie blickte zwischen Mr. Hixon und Ned hin und her. „Was ihr getan habt, war sehr heldenhaft. Ich weiß gar nicht, wie ich euch danken soll. Dafür bekommt ihr eine hohe Belohnung, das verspreche ich.“
    Mr. Hixon brachte, immer noch zähneklappernd, eine schiefes Lächeln zustande. „Dagegen habe … ich nichts einzuwenden, Mylady, und ich bin froh, dass wir Mr. Greenwood helfen konnten. Er ist ein feiner Mann, Mylady.“
    Der junge Lakai nickte heftig, und

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