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Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBORAH HALE
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„Tja, so genau kann ich das nicht sagen. Vor drei Stunden, schätze ich. Ich hoffe, die jungen Herrschaften sind nicht in Schwierigkeiten, Sir.“
    „In Schwierigkeiten? Nein, nicht die Spur.“ Mit der Aussicht, die Ausreißer noch vor Sonnenuntergang einzuholen, hob sich Hawthorns Stimmung, und er erlaubte sich einen kleinen Scherz. „Ich habe Neuigkeiten für die jungen Herrschaften, über die sie sich freuen werden. Gute Neuigkeiten.“
    „Ich schätze, Sie werden die Reisenden bald einholen, Sir.“ Der Zöllner wies zu Felicitys eleganter und moderner Karosse hinüber. „Was immer der junge Herr auch reparierte, besonders rasch kommen sie mit der alten Karre nicht voran.“
    Hawthorn bedankte sich erneut, eilte zur Kutsche und nahm die Zügel seines Pferdes auf.
    „Das hat ja eine Ewigkeit gedauert.“ Felicity bedachte ihn mit einem strengen Blick. „Was hatten Sie denn so lange mit dem Zöllner zu tratschen? Sie sehen so zufrieden aus.“
    „Ich erfuhr interessante Neuigkeiten über die Ausreißer.“ Er versuchte, sich seine Zufriedenheit nicht anmerken zu lassen.
    Aber er konnte sich eine spitze Bemerkung nicht verkneifen. „Ohne meine Begleitung hätten Sie diese Auskunft vermutlich nicht bekommen.“
    Seine Müdigkeit war von ihm abgefallen, und er berichtete ihr, was er von dem Zöllner erfahren hatte.
    Felicity hörte schweigend zu und zog dabei eine ihrer schönen Augenbrauen hoch.
    Als er fertig war, fragte sie mit einem honigsüßen Lächeln: „Soll das heißen, wir hätten die beiden bereits eingeholt, wenn wir nicht in Stroud Station gemacht hätten?“
    „Ähm… ich … das heißt …“, stotterte Hawthorn und brachte sie mit seiner Verlegenheit zum Lachen. Ein warmes Lachen, das irgendwie ansteckend wirkte.
    Vielleicht machte der Schlafmangel ihn kindisch, vielleicht lag es auch daran, dass er stets alles ein wenig zu ernst nahm. Jedenfalls begann er zu schmunzeln, dann lachte er herzhaft und schallend, bis ihm die Luft wegblieb.
    „Damit … dürften … wir quitt sein“, brachte er mühsam hervor, „was unsere Fehleinschätzungen betrifft. Wie wär’s, wenn wir uns einigen, wie wir weiter vorgehen sollen?“
    „Das ist doch sonnenklar.“ Felicity wischte sich eine Träne weg, die ihr vor Lachen über die Wange gekullert war. „Wir sind den beiden knapp auf den Fersen und beeilen uns, sie schnellstens einzuholen.“
    Er nickte. „Kein Einwand.“
    „Aber etwas erscheint mir merkwürdig …“
    „Was denn?“
    „Wenn Oliver und Ivy gestern Nacht vom King’s Arms aufgebrochen sind und nach Gloucester fahren wollten …“ Felicity furchte nachdenklich die Stirn. „Wieso brauchten sie die ganze Nacht bis zur Zollschranke?“
    „Gute Frage.“ Er ärgerte sich darüber, nicht selbst darauf gekommen zu sein. „Anscheinend war ja mit ihrer Kutsche etwas nicht in Ordnung. Oder denken Sie, die beiden haben die Nacht in Stroud verbracht und den Wirt bestochen, uns eine falsche Auskunft zu geben?“
    Felicity zuckte ratlos mit den Schultern. „Wir werden es erfahren, sobald wir die Ausreißer eingeholt haben. Und nun frage ich Sie zum letzten Mal, wollen Sie die letzte Wegstrecke nicht doch lieber in der Kutsche sitzen? Die paar gemeinsamen Stunden dürften uns nicht gefährlich werden … vor allem, wenn Sie schlafen.“
    So verlockend ihre Einladung klang, Hawthorn schüttelte den Kopf. „Ich kann ausschlafen, wenn ich meine Schwester zur Räson gebracht habe. Außerdem verlieren wir weniger Zeit, wenn ich vorausreite und die Zollgebühren bezahle.
    Ihr enttäuschter Blick verleitete ihn beinahe dazu, ihr Angebot doch noch anzunehmen, ihr schroffer Ton belehrte ihn jedoch eines Besseren. „Na schön, wie Sie wünschen.“
    Er hatte ihren Blick wohl missverstanden, und ihr Angebot war nur eine höfliche Geste gewesen.
    Eilig stieg er aufs Pferd. „Dieser Ausflug kommt mir zusehends vor wie eine Fuchsjagd, fehlt nur, dass einer ins Horn bläst.“
    Felicity lachte über seine trockene Bemerkung. „Ich wünschte mir eine Hundemeute, um die Fährte unserer Jagdbeute aufzunehmen.“
    Damit schloss sie den Wagenschlag, und die Reise nach Gloucester wurde zügig fortgesetzt.
    Als die Sonne hinter den walisischen Bergen immer tiefer sank, verfiel Hawthorn in Grübeleien über Felicity und die Zukunft.
    Falls es eine gemeinsame Zukunft geben könnte.
    Woran mochte er wohl so versonnen denken?, überlegte Felicity, die ihn heimlich durchs Fenster beobachtete. Bedauerte er

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