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Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBORAH HALE
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Felicity errötete verlegen.
    Natürlich wusste ihre Dienerschaft von Hawthorns nächtlichen Besuchen in ihrem Haus in Bath. Aber Mr. Hixons Anspielung auf ihre Beziehung, mochte sie noch so versteckt sein, brachte sie in Verlegenheit.
    „Gewiss.“ Hastig wechselte sie das Thema. „Höchste Zeit, euch drei ins Warme zu bringen, bevor die Sonne untergeht. Und Mr. Greenwood muss von einem Arzt untersucht werden. Sind Sie in der Lage zu kutschieren, Mr. Hixon?“
    „Ja, Mylady.“
    „Gut. Habt ihr Kleider zum Wechseln im Gepäck?“
    Die Männer nickten eifrig.
    „Lauft los und zieht euch um“, befahl sie. „Damit wir schleunigst weiterfahren können.“
    Ned ließ sich das nicht zweimal sagen und rannte los.
    Aber der Stallmeister zögerte einen Moment. „Verzeihung, Mylady. Ich habe ein Fläschchen Schnaps bei mir, für den Fall dass mir auf dem Kutschbock kalt wird. Es wäre vielleicht ratsam, Mr. Greenwood ein paar Tropfen davon einzuflößen, das wird seine Lebensgeister wecken.“
    „Fabelhafte Idee.“ Felicity hätte beinahe gestanden, dass auch sie ein Schlückchen davon brauchen könnte.
    „Ned soll die Flasche bringen, sobald er trockene Sachen anhat. Und nun laufen Sie, bevor Sie sich erkälten.“
    „Ja, Mylady.“ Mr. Hixon nahm die Decke von seinen Schultern und breitete sie über Hawthorn, bevor er loslief.
    Jede Sekunde, die Felicity allein mit dem Bewusstlosen verbrachte, zog sich wie eine Ewigkeit hin und zerrte an ihren Nerven.
    Sie streichelte seine Wangen, redete auf ihn ein, rief ihn beim Namen, aber er öffnete die Augen nicht. Sein fahles Gesicht und die Kälte seiner Haut jagten ihr Angst ein. Dazu kam eine grauenvolle Erinnerung.
    Ihr verstorbener Ehemann hatte nach einem Sturz vom Pferd das Bewusstsein nicht wiedererlangt.
    Kaltes dunkles Wasser verschlang ihn.
    Hawthorn wusste nicht, ob er nach oben trieb oder für immer in die Tiefe des Vergessens sank. Er versuchte, Kräfte zu sammeln und klar zu denken, aber die bleierne eisige Kälte drohte das Leben aus ihm zu saugen.
    Es war sinnlos, sich dagegen aufzulehnen, ihm war nichts geblieben, womit er sich wehren könnte … außer seinem Willen. Vielleicht sollte er einfach aufgeben und alles wäre vorbei.
    Und dann, aus weiter Ferne, hörte er ein Flüstern, eine sanfte Stimme, die sein Herz kräftiger schlagen ließ. Ein einziges Wort, sein Name.
    Er war nicht fähig, dem Flüstern ein Bild, der Stimme ein Gesicht zu geben. Aber die Stimme drang in die schwarze Tiefe seiner Grabesstarre wie ein hauchdünner Goldfaden. Er konnte keinen klaren Gedanken fassen, wusste nur, wenn er diesem dünnen Faden folgte, würde er wieder zu sich finden.
    Voller Angst, das Gespinst könne bei seiner Berührung reißen oder sich in nichts auflösen, klammerte er sich mit schwindender Kraft daran.
    „Thorn. Thorn.“ Die Stimme war das Licht, dem er folgen konnte. „Komm zurück, Liebster. Wach auf.“
    Er hatte vergessen, dass es andere Empfindungen gab außer Kälte, bleierne Schwere und Erschöpfung. Nun spürte er Schmerzen am ganzen Körper, die ihn wieder ins Leben zurückbrachten, so stark, dass Hawthorn sich beinahe nach der barmherzigen Betäubung zurücksehnte.
    Und er spürte noch etwas. Etwas, das ihn aufforderte, sich dem Schmerz zu stellen und ihn davor warnte, ins Nichts zu versinken. Eine Berührung! Die warme sanfte Liebkosung einer zarten Hand an seinem Gesicht, in seinem Haar.
    Plötzlich überfluteten ihn Erinnerungen. Dunkles schimmerndes Frauenhaar auf einem weißen Kissen und über einer runden hellen Brust. Weiche Lippen und Brustspitzen wie süßer roter Wein. Ein warmer Schoß …
    Was war das? Konnte sein Körper Hitze und Kälte zugleich spüren? Schmerz und Glück?
    Er versuchte sich zu bewegen … um sie zu erreichen. Wenigstens ein Auge zu öffnen, um sie zu sehen. Doch sein Körper verweigerte ihm den Gehorsam. Er blieb gefangen in den eisigen Krallen der durchdringenden Kälte, aus denen nur sein Geist sich mühsam zu befreien vermochte.
    Als etwas Warmes und unendlich Weiches seine Wange entlangstrich, erkannte er ihren Duft.
    „Kannst du mich hören, Thorn?“
    Diesmal war das Flüstern sehr nahe, und er fragte sich, ob es nur in seiner Fantasie bestand. Dann spürte er die Berührung wieder, und diesmal wusste er, dass es die Berührung ihrer Lippen war.
    Ob ihr Kuss ihn zum Leben erwecken könnte?
    Als er noch ein kleiner Junge gewesen war, hatte seine Mutter ihm die Geschichte von einer Prinzessin

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