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Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBORAH HALE
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leisen Stimmen.
    Stimmen, die sie kannte.
    „Mr. Hixon, Ned, seid ihr das?“, fragte sie in die dunkle Nacht.
    Ein erschrockener Fluch. „Guter Gott, Mylady, Sie haben mich erschreckt“, murmelte der Kutscher. „Warten Sie auf uns? Mr. Greenwood, sind Sie schon wieder auf den Beinen?“
    Felicity ging nicht auf Mr. Hixons Fragen ein und stellte ihrerseits die Frage, die ihr auf der Seele brannte. „Habt ihr Miss Greenwood und Mr. Armitage gefunden? Wo übernachten sie? Wir müssen sofort abreisen.“
    Nach kurzem Zögern seufzte der alte Stallmeister und kratzte sich am Kopf. „Wir haben uns in jedem Gasthaus in Gloucester erkundigt, Mylady.“
    „Zweimal“, fügte Ned klagend hinzu.
    Es war kaum nötig, dass Mr. Hixon hinzufügte: „Keine Spur von den beiden, Mylady.“
    Felicity hatte es bereits befürchtet.
    Was nun?

11. KAPITEL
    „Sie sind nicht in der Stadt?“, wiederholte Felicity benommen und schwankte gegen Hawthorn, der seinen Arm um ihre Mitte legte.
    Als pflichtbewusster Bruder, der Ivy vor ihrem unbedachten Schritt bewahren wollte, hätte er nach dieser schlechten Nachricht erschüttert sein müssen.
    Stattdessen kostete es ihn Mühe, sich seine Freude über die Aussicht, die gemeinsame Reise fortzusetzen, nicht anmerken zu lassen. Sobald das Ausreißerpärchen gefunden war, würde Lady Lyte so plötzlich aus seinem Leben verschwinden, wie sie aufgetaucht war.
    Im Augenblick aber wusste er nicht, wie er die Verantwortung für seine Familie mit der verbotenen Leidenschaft in Einklang bringen sollte, die sich zu tief in sein Herz eingenistet hatte. Und außerdem zweifelte er daran, Felicity könne mehr für ihn empfinden als eine flüchtige Zuneigung. Er wusste lediglich, dass er seine Pflichten nicht vernachlässigen durfte, aber auch in ihrer Nähe bleiben musste, in der Hoffnung, Felicitys Liebe zu gewinnen.
    Der Kutscher räusperte sich, offenbar hatte er seiner Herrin noch weitere schlechte Nachrichten zu überbringen.
    „Im letzten Gasthaus, in dem wir uns erkundigt haben, Mylady …“
    „Zum zweiten Mal“, betonte Ned, um keinen Zweifel an ihrer Sorgfalt aufkommen zu lassen.
    Mr. Hixon achtete nicht auf seinen Einwurf und fuhr fort: „Also an der Poststation erfuhren wir von einem Stallknecht, dass ein Herr und eine Dame kurz vor Einbruch der Dämmerung eine andere Kutsche gemietet haben, da ihr Wagen in einem schlechten Zustand war.“
    „Sagte der Knecht, in welche Richtung das Paar fuhr?“, fragte Felicity, und Hawthorn spürte ihr Zittern.
    „Nein, Mylady, er sagte nur, dass sie sofort aufgebrochen seien, nachdem die Pferde angespannt waren, und dass der junge Herr den Wagen vor der Abreise genau untersucht habe.“
    „Was soll ich denn jetzt nur tun?“, flüsterte sie ratlos.
    Sie brauchte seinen Rat. Mit diesem Gedanken durchströmte Hawthorn neue Lebenskraft, die seine Schmerzen, Müdigkeit und Zweifel vertrieb. „In den nächsten Stunden können wir gar nichts tun und sollten das Beste aus der Situation machen.“
    Er wandte sich an Felicitys Diener. „Geht zu Bett und versucht, ein paar Stunden zu schlafen. Danke für eure Bemühungen, ihr habt eure Sache gut gemacht.“
    Die Männer blieben unschlüssig stehen, erwarteten vielleicht, dass ihre Herrin seinen Anweisungen widersprach.
    Aber Felicity nickte nur zustimmend.
    Als die beiden todmüde den Flur entlangschlurften, rief Hawthorn ihnen mit gedämpfter Stimme nach: „Ihr habt mir heute das Leben gerettet. Vielen Dank für eure Tapferkeit und euer rasches Eingreifen.“
    „Das haben wir gerne getan.“ Der Kutscher gähnte herzhaft. „Gute Nacht, Mr. Greenwood. Gute Nacht, Mylady.“
    Felicity stand starr und blieb stumm, bis die Schritte ihrer Diener verhallten.
    Sobald die Tür der Kammer am Ende des dunklen Flurs ins Schloss gefallen war, schob Hawthorn sie zur Stiege. „Komm ins Bett.“ Um ihren Protest zu vereiteln, fügte er hinzu: „Diesmal wollen wir Pläne für morgen machen und schlafen, sonst nichts.“
    Felicity gab keine Antwort, vielleicht nickte sie im Dunkeln. Jedenfalls leistete sie keinen Widerstand, als er ihr seinen Umhang um die Schultern legte und sie die unbeleuchtete Stiege hinaufführte.
    Während er die Glut im Kamin aufstocherte und seine Kleider wieder zum Trocknen aufhängte, begab sie sich hinter den Wandschirm und erschien kurz darauf im Nachthemd, das dunkle Haar zu einem Zopf geflochten.
    Sie warf einen etwas unsicheren Blick zum Bett, in dem Hawthorn bereits lag, die Decke

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