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Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBORAH HALE
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Kind erzählen. Sie kannte Hawthorns übersteigertes Pflichtbewusstsein, niemals würde es ihr gelingen, ihn wieder loszuwerden.
    „Wenn ich nur gewusst hätte, dass Witwenschaft der günstigste Stand für eine vermögende Frau ist.“ Sie brachte es nicht über sich, ihm während dieser bitteren Feststellung ins Gesicht zu sehen. „Sie kann alle Freuden der Ehe genießen, ohne in Abhängigkeit zu geraten.“
    Hawthorn zuckte zusammen. Felicity musste nicht hinsehen, um seine Betroffenheit zu spüren.
    Sie verhärtete ihr Herz gegen den Anflug von Reue, die sie nur verletzlich machen würde. Schließlich verdiente Hawthorn es, in seine Schranken verwiesen zu werden. Immerhin hatte er sie verleitet, diese qualvollen Erinnerungen aufzuwühlen.
    Sie machte sich auf eine verletzende Entgegnung gefasst. Damit würde er ihr wenigstens einen triftigen Grund geben, aufzustehen und nachzusehen, ob ihre Diener ihren Auftrag ausgeführt hatten. Sobald der Morgen dämmerte und sich ihre Wege für immer trennten, würde ihr der Abschied leichter fallen … möglicherweise.
    Stattdessen legte er einen Arm um sie und streichelte ihr tröstend übers Haar.
    „Ach Liebste“, seufzte er. „Kein Wunder, dass du dich gegen jeden auflehnst, der dir Vorschriften machen will.“
    Seine unerwartete Einsicht verschlug ihr die Sprache. Es war wirklich erleichternd, verstanden zu werden – aber auch beängstigend.
    „Und warum du dich grundsätzlich weigerst, auf andere zu hören“, fuhr er fort. „Sogar wenn es bedeutet, eine beschwerliche Reise zu unternehmen, um deinen auf Abwege geratenen Neffen zur Vernunft zu bringen, was ich dir liebend gerne abgenommen hätte.“
    Im Grunde gönnte sie ihm diesen kleinen Sieg. Aber sie musste sich vor seinem Scharfblick hüten. Welche Geheimnisse würde er ihr noch entlocken, wenn er es darauf anlegte? Und woher sollte sie wissen, ob er dieses gefährliche Wissen um ihre Schutzlosigkeit nicht eines Tages gegen sie verwenden würde?
    Hawthorn schien zu tief in Gedanken versunken, um ihren Stimmungswechsel zu bemerken.
    „Kein Wunder auch, dass du dich mit flüchtigen Liebesabenteuern zufriedengibst“, murmelte er sinnend, als führe er ein Selbstgespräch, „statt dich der Tyrannei eines Ehemanns zu unterwerfen.“
    „Wie kannst du es wagen, Hawthorn Greenwood?“ Felicity befreite sich aus seiner Umarmung. Ihre Augen funkelten wütend. „Wie kannst du es wagen, mich zu verurteilen – schlimmer noch, mich zu bemitleiden?“
    „Aber Liebste, das wollte ich nicht …“
    Er wirkte so verdutzt und gekränkt, dass sie sich nur mit Mühe daran hindern konnte, wieder in seine Arme zu sinken in der kindischen Hoffnung, er könne alles wiedergutmachen, was in ihrem Leben falsch gelaufen war. Andererseits nahm sie ihm übel, dass er den rosaroten Schleier ihres Selbstbetrugs weggerissen hatte und alles Schnöde und Unehrliche ans Tageslicht zerrte.
    „Ach, spare dir deine Belehrungen!“ Sie griff nach ihrem Kleid und den Strümpfen am Fußende des Bettes. „Eine Liebschaft kann genauso langweilig werden wie eine Ehe, wenn sie sich endlos in die Länge zieht. Und ein Liebhaber, der nicht begreift, wann er sich zurückzuziehen hat, ist genauso lästig wie ein Ehemann.“
    „Ich begreife dich nicht.“ Er setzte sich auf. „Ich wollte nur sagen, dass ich dich verstehe und dich gern habe. Ist das so falsch?“
    Felicity verschwand hinter dem Wandschirm in der Ecke.
    „Habe ich dich je um Verständnis gebeten?“, rief sie, in erster Linie, um ihn daran zu hindern, ihr mit weiteren Erklärungen über seine Gefühle aufzuwarten.
    „Habe ich je darum gebeten …“, sie schluckte gegen den Kloß in ihrer Kehle an, „… habe ich dich je darum gebeten, etwas für mich zu empfinden?“
    Sie schüttete Wasser aus dem Krug in die Waschschüssel, in der Hoffnung, das Plätschern würde seine Antwort übertönen. Jedenfalls hörte sie nichts.
    Sie tauchte den Waschlappen ein und reinigte sich vom schwachen Moschusduft der Liebesnacht.
    Das kalte Wasser ließ sie frösteln, und Felicity hoffte, damit ihr fieberndes Verlangen zu kühlen und wieder zur Vernunft zu kommen.
    Als sie nach dem Kleid griff, stand Hawthorn neben dem Wandschirm – nackt wie Adam vor dem Sündenfall. Beim Anblick seiner prachtvollen Nacktheit durchströmte sie sengende Hitze. Die kalte Waschung hatte nichts bewirkt.
    Sie zwang sich, den Blick zu heben, halb ängstlich, halb gespannt auf den Zorn in seinen Gesichtszügen.
    Was

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