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Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBORAH HALE
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erschossen. Die Mutter starb bei einem Schiffsunglück auf der Rückreise nach England.“
    „Davon hatte ich keine Ahnung“, sagte Hawthorn. „Armer kleiner Kerl. Sein Schicksal erinnert mich ein wenig an meinen Schwager Merritt Temple, den ich in der Schule kennenlernte. Verarmte Familie. Keine Eltern. Ich lud ihn ein, die Sommerferien bei uns in Barnhill zu verbringen, weil er nicht wusste, wohin er gehörte.“
    Diese beiläufige Erwähnung überzeugte Felicity davon, dass Hawthorn sich mehr um Oliver gekümmert hätte, als sein eigener Onkel es je für nötig gehalten hatte.
    „Meine Schwiegermutter schenkte Oliver kaum Beachtung.“ Schon deshalb hatte Felicity sich zu dem verschlossenen Jungen hingezogen gefühlt. „Ständig klagte sie darüber, dass ihre Tochter gegen ihren Willen geheiratet hatte. Ich glaube, sie lehnte das Kind ab, weil sein Vater kein nennenswertes Vermögen vorzuweisen hatte.“
    Felicity schüttelte den Kopf. „Sie war stets unzufrieden, nichts konnte man ihr recht machen. Olivers Vater hatte zu wenig Geld … ich hatte zu viel Geld … jedenfalls nicht die richtige Sorte Geld.“
    „Deine Schwiegermutter hätte sich prächtig mit meinem Vater verstanden, wenn ich das so höre“,bemerkte er scherzhaft, aber Felicity hörte auch einen bitteren Unterton in sei ner Stimme.
    „Der arme Merritt verliebte sich in jenen Sommermonaten in Barnhill in meine Schwester Rosemary. Als mein Vater erkannte, was los war, zwang er meine Schwester, Merritts Aufmerksamkeiten zurückzuweisen, obwohl der ganzen Familie klar war, dass sie ihn liebte.“ Hawthorns Ton wurde schärfer. „Damals war ich der Meinung, mein Vater sei nur um das künftige Glück seiner Tochter besorgt. Erst später kam mir der Verdacht, dass er sie mit einem reichen Mann verheiraten wollte, um seine eigenen Schulden loszuwerden.“
    „Und wie ging die Geschichte weiter?“ Felicity drehte sich zu ihm um. „Du nanntest diesen Merritt vor Kurzem deinen Schwager.“
    Hawthorn schlang die Arme um sie. „Man könnte sagen, das Schicksal gab Merritt und Rosemary eine zweite Chance, die beide klugerweise ergriffen … mit etwas Nachhilfe von Ivy und mir, muss ich gestehen.“
    Er unterdrückte ein Gähnen. „Es war mir eine große Freude, meine Schwester endlich wieder glücklich zu sehen.“
    Für Rosemary Greenwood und ihren späteren Ehemann war es gewiss nicht einfach gewesen, einander wiederzufinden, überlegte Felicity schläfrig in der wohligen Geborgenheit von Hawthorns Umarmung.
    Ein stolzer junger Mann, mittellos und verschmäht von seiner ersten Liebe, und eine junge Frau, die gewiss daran gezweifelt hatte, ob er ihr je verzeihen würde. Und dennoch hatten sie einander gefunden zu einem glücklichen Ende … oder einem glücklichen Anfang.
    Könnte das Schicksal Hawthorn und ihr eine ähnliche Chance bieten?
    Sie kuschelte sich in die Decke und lauschte den gleichmäßigen Atemzügen Hawthorns. Wenn sie nur ein wenig Zeit und den nötigen Abstand hätte, um nachzudenken, könnte sie sich über ihre Gefühle klar werden. Ihr fielen die Augen zu. Eine beschauliche Woche in Trentwell, vielleicht, sobald die leidige Angelegenheit mit Oliver und Ivy geregelt wäre …
    „Trentwell, natürlich!“ Felicity fuhr mit einem Ruck hoch.
    „Was ist los, Liebling?“ Hawthorn versuchte, sich aufzurichten.
    „Nichts“, versicherte sie. „Ich kam nur gerade auf die Idee, wie wir Oliver und deiner Schwester den Weg abschneiden können – in Trentwell. Ich bin mir beinahe sicher, dass Oliver dort vorbeischaut, es liegt beinahe auf dem Weg.“
    „Aha? Gut, wenn du meinst.“ Er klang nicht sonderlich begeistert, vermutlich war er zu schläfrig. „Wo liegt denn Trentwell?“
    „In Staffordshire.“ Felicity überlegte fieberhaft. „Wenn wir morgen zeitig aufbrechen, können wir vor Einbruch der Dämmerung dort sein.“
    Die Aussicht, im eigenen Bett zu schlafen und an der eigenen Tafel zu speisen, gefiel Felicity ungemein.
    „Wir haben die beiden in Stroud und Gloucester verpasst.“ Hawthorn sank wieder ins Kissen zurück. „Wollen wir hoffen, dass wir beim dritten Mal Glück haben.“
    „Ganz nach dem Motto: Aller guten Dinge sind drei“, sagte Hawthorn voller Zuversicht an Mr. Hixon und Ned gerichtet.
    „So wahr uns Gott helfe, Sir.“ Der Stallmeister tauschte einen Blick mit Ned. „Dann wollen wir uns beeilen, damit wir Trentwell noch heute erreichen, nicht wahr, Mr. Greenwood?“
    Entschlossen nickte Hawthorn und

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