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Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBORAH HALE
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versuchte, sich diesen wunderbaren Moment tiefen Friedens nicht durch Wehmut zerstören zu lassen, ein Frösteln durchlief sie, als habe sich ein Eiszapfen in ihr Herz gebohrt.
    Achtsam wie immer, zog Hawthorn die Bettdecke über sie. Wenn er nur wüsste – ein ganzer Berg warmer Decken wäre kein Ersatz für seine Umarmung und den melodischen Klang seiner Stimme.
    „Hast du je versucht, dir Glück zu kaufen, Felicity?“
    Seine Frage nahm ihr den Atem. Am besten wäre es, ihn mit einer kurzen trockenen Bemerkung in seine Schranken zu verweisen; aber diesmal gelang es ihr nicht.
    Vielleicht lullte die wohlige Mattigkeit sie ein, wahrscheinlich aber forderte das Geheimnis, das sie vor ihm bewahren musste, all ihre Zurückhaltung und schwächte ihre Abwehr auf anderen Gebieten.
    Sie lachte gekünstelt. „Woher sollte ich sonst wissen, dass man Glück nicht kaufen kann? Nach dem Tod meines Großvaters legte ich mir den schönsten Ehemann aus bestem Hause zu, den man für Geld bekommen konnte. Und ich glaubte, mir damit auch meine Freiheit zu kaufen. Aberauch die Freiheit erwies sich als flüchtig, genau wie die Jagd nach dem Glück.“
    Hätte Hawthorn eine Bemerkung dazu gemacht, vielleicht hätte sie dann schnell das Thema gewechselt. Aber sein verständnisvolles Schweigen löste ihre Hemmungen.
    Die Worte sprudelten nun unaufhaltsam aus ihr heraus. „Ich verstieg mich zur abwegigen Ansicht, als verheiratete Frau könne ich all den Menschen entfliehen, die immer versucht hatten, mich zu kontrollieren und mir Vorschriften zu machen – Erzieherinnen, Vermögensverwalter, Berater und habgierige Verwandte. Und dann lernte ich meine Schwiegermutter kennen.“
    Ein Schauder durchlief sie. „Diese Frau war schrecklicher als all meine Gouvernanten und Erzieherinnen zusammen. Sie ließ sich keine Gelegenheit entgehen, Anspielungen zu machen, dass mein schnödes Geld aus einem Handelsunternehmen den vornehmen Namen ihrer Familie befleckte. Gleichzeitig warf ihr Sohn mein Geld mit vollen Händen zum Fenster hinaus, nicht nur um Trentwell vor dem Ruin zu bewahren.“
    „Dieser Mistkerl!“ Seine Entrüstung klang aufrichtig.
    Fast glaubte sie, ihr Herz könne in seiner Obhut geschützt sein. Offenbar war er ehrlich und ritterlich, hatte also nicht die geringste Ähnlichkeit mit ihrem verstorbenen Ehemann.
    Aber sie musste auf der Hut sein, schon einmal war sie zum Narren gehalten worden. „Anfangs zeigte Percy sich verständnisvoll und ergriff meine Partei gegen seine Mutter. Und ich bemühte mich aufrichtig, ihm eine gute Ehefrau zu sein. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich mich ernsthaft bemüht, alles richtig zu machen.“
    Ihre Stimme wurde immer leiser, bis sie beinahe vom Knistern der sterbenden Glut im Kamin übertönt wurde. „Aber meine Bemühungen reichten nicht aus, da ich nicht fähig war, die wichtigste Pflicht einer Ehefrau zu erfüllen.“
    Hawthorn verriet mit keinem Wort, keiner Bewegung, was in ihm vorging, Felicity spürte es dennoch. Wenn es einen Menschen gab, der die niederschmetternde Schmach, ein Versager zu sein, nachfühlen konnte, dann er.
    „Meine Schwiegermutter machte kein Hehl aus ihrer Genugtuung, von Anfang an recht gehabt zu haben mit ihrer Meinung, ich tauge nicht als Schwiegertochter. Bis sie allmählich begriff, welche Konsequenzen meine Untauglichkeit für ihre noble Familie hatte.“ Mehr als alles andere hatte diese bittere Einsicht ihren gesundheitlichen Verfall beschleunigt und zu ihrem frühen Tod geführt, was Felicity allerdings keinen Trost verschaffte. „Percy hatte längst aufgehört, mir zur Seite zu stehen.“
    Sie schüttelte bedächtig den Kopf und seufzte tief. „Wenn ich nur damals schon gewusst hätte …“
    „Was gewusst?“
    Ruckartig holte sie die leise ernsthafte Frage aus ihrem schläfrigen Dämmerzustand.
    In ihrer Magengrube setzte ein seltsames Rumoren ein, ihr Herz überschlug sich, die Luft wurde aus ihren Lungen gepresst. Brauchte sie noch weitere Beweise, dass sie Hawthorn Greenwood meiden musste?
    Seine ruhige Anteilnahme verführte ihren müden Geist, ebenso wie seine zärtlichen Liebkosungen ihren sehnsüchtigen Körper verführt hatten.
    Am vernünftigsten wäre es, das Thema zu wechseln oder ihn zu küssen, bis ihm die Sinne schwanden. Alles, um sich davor zu bewahren, tiefer in die gefährlichen Gewässer zu geraten, in die beide sich vorgewagt hatten. Wenn sie nicht endlich einen Schlussstrich zog, würde sie ihm am Ende noch von ihrem

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