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Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBORAH HALE
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koketten Lächeln. „Wer weiß? Möglicherweise.“
    Vergeblich versuchte er, eine Erklärung für ihre rätselhafte Andeutung zu finden, und kam zum Schluss, dass sie sich vermutlich gar nichts dabei gedacht hatte.
    Dennoch breitete sich ein einfältiges Lächeln auf seinem Gesicht aus. „Ich fange besser an, bevor ich dich zu sehr auf die Folter spanne. Also, was gibt es über Barnhill zu erzählen? Es ist ein uraltes Haus, allerdings nichts Großartiges, fürchte ich. Der Sitz der Greenwoods seit Jahrhunderten. In der Nähe liegt ein Buchenwald, der meiner Familie wohl den Namen gegeben hat.“
    Wenn er in diesem Stil weitermachte, würde Felicity bald vor Langeweile einschlafen, fürchtete er und überlegte fieberhaft, was es Interessantes über Barnhill zu berichten gab.
    „Ein Bach schlängelt sich durch unser Tal. In den Sommerferien ging ich oft mit Merritt zum Angeln und Schwimmen. Einmal schlichen Rosemary und Ivy uns heimlich nach, weil sie herausfinden wollten, ob wir nackt badeten.“
    „Und?“
    „Natürlich badeten wir nackt!“, entgegnete Hawthorn entrüstet. „Miss Rose musste für ihre sündige Neugier bitter büßen. Sie verlor das Gleichgewicht und purzelte kopfüber ins Wasser.“
    Er lachte in sich hinein und schüttelte den Kopf. „Du musst wissen, als junges Mädchen war sie sehr eingebildet und auf ihre Würde bedacht. Es war ein Bild für die Götter, wie sie die Uferböschung hinunterrollte und mit einem lauten Platsch im Bach landete!“
    „Das arme Ding!“, übertönte Felicity sein schallendes Gelächter. „Hat sie sich verletzt?“
    „Nur ihre Eitelkeit.“ Er rang nach Luft. „Die war allerdings tief verletzt. Ihre sorgfältig frisierten Löckchen hingen ihr strähnig ins Gesicht, ihr Kleid war ruiniert. Beinahe wären Merritt und ich vor Lachen ertrunken. Rosemary rauschte ab, streckte die Nase in die Luft und sprach eine ganze Woche nicht mit uns.“
    „Ich hätte zwei Wochen nicht mit euch gesprochen“, stellte sie belustigt fest. „Was habt ihr in den Sommermonaten sonst noch für Streiche ausgeheckt, außer nackt zu baden und euch über das Missgeschick deiner armen Schwester lustig zu machen?“
    „Lass mich nachdenken. An windstillen Tagen spielten wir Federball. Manchmal wanderten wir mit einem Picknickkorb in den Wald, um Beeren und Pilze zu sammeln. An Regentagen spielten wir Karten und Schach oder lümmelten im Wohnzimmer herum, jeder mit einem Buch vor der Nase, und lasen uns spannende Stellen laut vor.“
    Hawthorn holte sich aus seinen Erinnerungen und warf ihr einen unsicheren Blick zu. „Klingt langweilig, wie?“
    Felicity schüttelte den Kopf. „Ganz und gar nicht. Ich hätte viel darum gegeben, mit Gleichaltrigen aufzuwachsen. Habt ihr auch Gartenfeste gefeiert?“
    „Nur selten konnten die Mädchen uns überreden, sie ins Kurhaus nach Lathbury zu begleiten. Ich erinnere mich auch noch dunkel an einen großen Ball, den Sir Edward Faversham auf Heartsease einmal veranstaltet hatte.“
    „Heartsease?“
    „Ein großes Landgut in der Nähe von Barnhill. Nach Sir Edwards Tod ging das Anwesen auf einen entfernten Verwandten über, der es kurz darauf verkaufte.“
    Nachdenklich schwieg Hawthorn. Sosehr er sich gefreut hatte, dass Merritt Temple später Heartsease hatte kaufen können, es hatte ihn auch bedrückt, dass der Besitz für die Familie Faversham verloren war.
    Musste er für Barnhill ein ähnliches Schicksal befürchten, wenn er keine Söhne in die Welt setzte?

12. KAPITEL
    „Eine Sache verstehe ich nicht recht“, sagte Felicity später, nachdem Hawthorn und sie auf dem Kutschbock Platz genommen hatten. „Wie kommt es, dass dein Schwager ein so großes Landgut wie Heartsease kaufen konnte? Ich dachte, er sei mittellos gewesen.“
    „In seiner Jugend war Merritt arm.“ Er hielt den Blick auf die Pferde und die Straße gerichtet. „Sein Erbe reichte gerade mal für den Besuch einer guten Schule und später für sein Offizierspatent. Mein alter Freund leistete seinen Militärdienst in Spanien unter General Wellington und kehrte als gefeierter Held nach England zurück. Als Kriegsheld zog er, wie nicht anders zu erwarten, die Aufmerksamkeit der Damenwelt auf sich und …“
    Sein kurzes Zögern machte Felicity zunächst stutzig, und dann begriff sie. „Und er heiratete eine reiche Erbin?“
    Hawthorn nickte.
    „Wie schade.“ Ihr Magen krampfte sich zusammen. „Dieser Mr. Temple schien mir ganz sympathisch zu sein … bis

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