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Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBORAH HALE
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Statuen heizte seinen Zorn nur noch mehr an.
    Felicity stand vor dem Kamin mit wogendem Busen und funkelnden Augen und wirkte dabei seltsam schutzlos. Und in ihrer Entrüstung war sie so schön, dass die Eifersucht ihn zerfraß bei der Vorstellung, sie in den Armen eines anderen zu sehen.
    „Wie können Sie es wagen, mir Vorschriften über meinen Umgang machen zu wollen?“ Er fürchtete beinahe, sie würde ihm eine der schweren Bronzebüsten an den Kopf schleudern, die neben ihr auf dem Kaminsims standen. „Sehen Sie sich lieber rechtzeitig nach einer rotwangigen Unschuld vom Lande aus gutem Hause um, der Sie einen Stall voller Kinder machen können, um ihnen Ihr nicht vorhandenes Vermögen zu vererben!“
    „Haben Sie einen besseren Vorschlag?“ Er näherte sich ihr drohend, aber sie wich nicht zurück. „Soll ich jede Chance auf ein künftiges Glück aufgeben und Ihnen den Rest meines Lebens nachtrauern? Ich bin ein praktisch veranlagter, unsentimentaler Mann, Felicity. Das wissen Sie. Mein ganzes Leben habe ich versucht, das Beste aus dem zu machen, was das Schicksal mir zugeteilt hat, und das werde ich auch in Zukunft tun.“
    Dabei nagten jetzt schon Schuldgefühle an ihm bei dem Gedanken an eine Braut zweiter Wahl und an Kinder, denen die unverdiente Last zufiel, ihrem Vater über die größte Enttäuschung seines Lebens hinwegzuhelfen.
    Aber vielleicht war der Zeitpunkt für ihn gekommen, sein ungerechtes Schicksal nicht länger klaglos hinzunehmen. Vielleicht war es Zeit, sein Herz und seinen Stolz zu riskieren und endlich um das zu kämpfen, was er sich so sehnlich wünschte.
    Felicitys schützender Wall der Empörung brach zusammen. „Aus deinem Mund klingt das so … düster“, flüsterte sie.
    Ihre Worte zwangen Hawthorn in die Knie. „Ein Leben ohne dich ist düster, Felicity. Und jetzt, nachdem ich Trentwell gesehen habe, begreife ich, warum du keinem Mann vertraust, warum du nicht glaubst, einer könnte dich lieben um deiner selbst willen … so bezaubernd du auch bist.“
    Sie bestätigte seine Mutmaßung mit einem scheuen Nicken. Als er sie kennengelernt hatte, hatten ihn ihr Geist, ihr Elan und ihre Selbstsicherheit bestochen.
    Mittlerweile aber wusste er um ihre Zweifel und Empfindsamkeiten, die sie so krampfhaft vor ihm zu verbergen suchte, und diese Erkenntnis hatte seine Zuneigung zu ihr nur vertieft. Er liebte gerade ihre Fehler und Unvollkommenheiten. Denn eben diese Eigenschaften waren es, die sie menschlicher und ihr bisweilen sprunghaftes Verhalten verständlicher machten.
    Felicity wehrte sich nicht, als er ihre Hände ergriff. Ihre Handflächen fühlten sich kalt und feucht an.
    Er hatte Mühe, weiterzusprechen, und räusperte sich. „Und darum fällt es dir natürlich umso schwerer, den Worten eines Mannes ohne jeden finanziellen Hintergrund zu glauben. Aber ich sage die Wahrheit. Du liegst mir am Herzen, Felicity. Mir geht es nicht um deinen Besitz und dein Vermögen.“
    Er drückte einen Kuss auf ihren Handrücken. „Mir geht es nur um dich, deine Nähe, deine Berührung, deine Stimme. Dein Lächeln.“
    Ihre Mundwinkel zogen sich ein wenig hoch. Aber ihre Augen lächelten nicht.
    „Lieber Thorn“, flüsterte sie. „Ich bin davon überzeugt, dass dir nichts an meinem Vermögen liegt. Daran habe ich nie gezweifelt.“
    Eine Woge der Hoffnung brachte ihn wieder auf die Füße, er suchte ihre Lippen, um ihre Bedenken mit seinem Kuss zu verscheuchen.
    Als ihre Lippen einander zaghaft berührten, spürte er, wie Widerstand und Sehnsucht in ihr kämpften. Aber sie gab sich seinem Kuss hin, und ihr Mund verschmolz mit dem seinen. Ermutigt durch ihre Worte, dass sie ihm Glauben schenkte, biss er zärtlich in ihre Lippen, wie sie es immer genossen hatte. Nach einem letzten Zögern erwiderte sie seinen Kuss mit verzweifelter Leidenschaft, als wolle sie ihn verschlingen. Seine Begierde drohte Hawthorn zu überwältigen.
    Erst letzte Nacht hatte er sie zweimal leidenschaftlich geliebt, und nun lechzte er ausgehungert nach ihr, als habe er Monate auf sie verzichten müssen. Am liebsten hätte er sie auf eines der Tigerfelle geworfen und sie auf der Stelle in Besitz genommen. Aber die Gefahr war zu groß, dass jemand die Herrin von Trentwell in einer höchst verfänglichen Position ertappte.
    „Sei bitte vernünftig, Thorn.“ Felicity wandte das Gesicht zur Seite und versuchte vergeblich, sich seinen Armen zu entwinden. „Mach nicht alles noch schlimmer, als es ohnehin ist. Und

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