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Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBORAH HALE
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in Irland sein?“
    Seit ihrer ersten Begegnung mit ihm, als der kleine Junge auf dem Anwesen herumstolziert war, als gehöre dies alles ihm, hatte sie Rupert Norbury nicht so kleinlaut gesehen.
    „Aha … Lady Lyte, was führt Sie so frühzeitig aufs Land?“ Sein Versuch, eine blasierte Miene aufzusetzen, misslang kläglich.
    Felicitys unverwandter Blick, mit dem sie auf Antwort wartete, schien ihn aus der Fassung zu bringen.
    „Was passiert ist?“ Er schnitt eine abfällige Grimasse. „Ach das. Nur eine kleine Auseinandersetzung mit einem störrischen Gaul.“
    Felicity spürte Hawthorns Nähe hinter sich, ehe er etwas sagte.
    „Haben Pferde in Trentwell Krallen wie eine Katze?“, fragte er spöttisch. „Dann halte ich mich wohl besser von den Stallungen fern.“
    Der junge Mann musterte den Fremden anmaßend. „Ein tiefhängender dorniger Ast“, knurrte er und tastete mit der unversehrten Hand über die Kratzer an seiner Wange.
    Er war wieder einmal in Schwierigkeiten geraten, wie gewöhnlich. Felicity bemerkte die Schwellung an seinem Handgelenk. Vielleicht eine Prügelei mit einem Knecht, oder er hatte eines der Küchenmädchen belästigt.
    Es würde Felicity große Genugtuung bereiten, diesen selbstgefälligen Flegel ein für alle Mal aus Trentwell zu verbannen. Aber zunächst hatte sie andere Sorgen.
    „Hast du Oliver Armitage und die junge Dame in seiner Begleitung kürzlich gesehen?“
    Der junge Nichtsnutz war sichtlich erleichtert, von seinen Blessuren ablenken zu können. „Ja. Der langweilige Bücherwurm wollte seiner Verehrerin den alten Taubenschlag im verwilderten Teil des Parks zeigen.“
    Er wies zu den hohen Galeriefenstern hinüber, hinter denen der weitläufige Park sich erstreckte. „Ich denke nicht, dass die beiden vor dem Dinner zurück sind.“
    Gegen jede Vernunft fiel Felicity ein Stein vom Herzen. Sie wandte sich an Hawthorn. „Oliver denkt wohl, wir hätten die Verfolgung aufgegeben. Wenn sie erst zum Dinner zurück sein wollen, wird es für heute zu spät sein, um abzureisen.“
    Er antwortete mit einem tiefen Brummen, das nicht sehr überzeugend klang.
    „Kein Grund zur Sorge, dass die beiden sich nachts fortschleichen“, fuhr Felicity beschwichtigend fort und beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Rupert sich aus dem Staub machte. „Wenn nötig, lasse ich ihre Türen bewachen. Sie müssen wenigstens eine Nacht schlafen. Und morgen, wenn Sie ausgeruht sind, stellen wir die Ausreißer zur Rede, und dann sieht die Welt wieder freundlicher aus.“
    Ihre Worte klangen so heiter und zuversichtlich – wie ein Neuanfang.
    Und tatsächlich, morgen würde sie einen neuen Anfang machen. Endlich würde sie für klare Verhältnisse sorgen und Hawthorn Greenwood für immer aus ihrem Leben verbannen. Aber es gelang ihr nicht, sich darüber zu freuen.
    Während er dem sich eilends entfernenden jungen Gecken nachblickte, versuchte Hawthorn, seinen aufwallenden Unmut zu bezwingen.
    „Wer ist dieser unverschämte junge Stutzer?“, fragte er. „Und wieso stolziert er in Ihrem Haus herum, als gehöre es ihm?“
    Er ärgerte sich über die lächerliche Eifersucht, die in seiner Stimme schwang.
    Felicity fuhr herum, ihre Augen schossen gefährliche Blitze. „Was gibt Ihnen das Recht, in diesem anmaßenden Ton mit mir zu sprechen, Mr. Greenwood?“
    Dazu hatte er keinerlei Recht, gestand er sich in Gedanken. Das war ja das Problem.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte er, wie der junge Diener, der das Teetablett gebracht hatte, sich aus dem Salon stahl und hastig das Weite suchte.
    Hawthorn senkte die Stimme. „Ich nehme mir dieses Recht, so wie ich mir das Recht nahm, Sie auf dieser Reise zu begleiten. Weil mir Ihr Wohl am Herzen liegt.“
    Felicitys Unmut legte sich, und er befürchtete beinahe, sie würde in Tränen ausbrechen. Wenn das geschah, würde er sich vollends vor ihr demütigen und gleichfalls in Tränen ausbrechen.
    Er klammerte sich an seinen Zorn wie an eine Rettungsleine. Was schadete es schon, wenn er sie jetzt beleidigte? Sie hatte ihn schon einmal fortgeschickt, und bald würde er ohnehin für immer aus ihrem Leben verbannt werden.
    Er zeigte in die Richtung, in die Rupert verschwunden war. „Ein großspuriger Flegel wie der da bringt Ihnen doch nur Ärger.“
    „Sie selbstgerechter Heuchler!“ Felicity rauschte aufge bracht an ihm vorbei in den Nebenraum.
    Hawthorn folgte ihr und schloss die Tür. Der überladene Raum mit seinen roten Draperien und vollbusigen nackten

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