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Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBORAH HALE
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die Aussicht, dich für immer zu verlieren … kann ich gerne darauf verzichten.“
    Felicity blinzelte heftig den Schleier vor ihren Augen fort. „Was … was sagst du da, Thorn?“
    Was sollte er sonst noch sagen? „Ich weiß, dies sind nicht die einzigen Hindernisse für eine gemeinsame Zukunft. Aber wenn wir alle Widrigkeiten gegeneinander abwägen, wie ich es getan habe, neigt die Waagschale sich zu unseren Gunsten.“
    Er machte einen Kniefall vor ihr. „Lass uns zusammenbleiben, Felicity … für immer. Bitte sage, dass du mich heiraten willst.“
    Das folgende Schweigen war wie die schwüle, drückende Stille vor einem Gewittersturm. Gespannt beobachtete Hawthorn, wie Zuneigung und Vertrauen mit Zweifel und Argwohn in Felicity einen erbitterten Kampf ausfochten.
    Warum war er nur so unachtsam damit herausgeplatzt – so knapp und farblos? Welche Frau mit Selbstachtung und Stolz würde einen solchen Antrag annehmen? Noch dazu eine Frau, die allen Grund hatte, an der Aufrichtigkeit eines Heiratsantrages zu zweifeln?
    In diesem Augenblick hätte er seine Seele verkauft, nur um fünf Minuten über Weston St. Justs Wortgewandtheit zu verfügen. Nur so lange, um das wichtigste Anliegen seines Lebens mit Überzeugung vorzubringen.
    Während er versuchte, sich gegen ihre Zurückweisung zu wappnen, gab Felicity ihm die Antwort.
    Für Hawthorn war es das schönste Wort, das er je gehört hatte.
    „Vielleicht.“

14. KAPITEL
    Vielleicht.
    Ein leises Echo ihrer Antwort auf Hawthorns unverhofften Antrag hallte in Felicity nach. Nicht nur in ihren Gedanken, auch in ihrem Herzen, und das Echo schwoll zu einer zauberhaften Musik.
    Vielleicht hatte er sie verzaubert.
    Sie hatte keineswegs beabsichtigt, falsche Hoffnungen in ihm zu wecken, und sich vorgenommen, mit einem festen, unwiderruflichen Nein zu antworten. Aber seine Begründungen hatten so vernünftig geklungen, seine Stimme so aufrichtig. Die Glut in seinen Augen und die zärtliche Inbrunst seiner Berührung hatten einen Zauberbann über sie gelegt. Ein Zauber, dem sie nicht hatte widerstehen können.
    Hätte sie nicht im letzten Moment die Reste ihrer schwindenden Willenskraft zusammengerafft, ihre Antwort wäre sogar ein Ja gewesen.
    „Ich gebe mich mit einem Vielleicht zufrieden.“ Er sprach leise und ohne Hast, sichtlich bemüht, sein glückliches Lächeln zu verbergen, als fürchte er, sie könne ihre Meinung ändern.
    Allerdings wollte er nicht darauf verzichten, einen Nachsatz hinzuzufügen. „Vorübergehend.“
    Er würde sie küssen, das wusste Felicity, wenn sie ihm auch nur die kleinste Ermunterung gäbe. Und dann wäre sie für immer verloren.
    „Der Tee!“, rief sie. „Der Tee wird kalt.“
    Er warf einen Blick auf das voll beladene Tablett. „Seit Bath haben wir keine ordentliche Mahlzeit mehr zu uns ge nommen, habe ich recht?“
    „Höchste Zeit, unseren Appetit zu stillen.“ Felicity zog ihn zum Sofa.
    Das vertraute Ritual, Tee einzugießen, bot ihr die willkommene Gelegenheit, sich zu sammeln. Es wäre nicht sinnvoll, bei Tee und Gebäck ein ernsthaftes Gespräch zu führen. Ständig würde die Unterhaltung unterbrochen von Zwischenfragen. Wie viel Zucker nimmst du in deinen Tee? Möchtest du noch ein Stück Kuchen?
    Da war es besser, in eine banale Plauderei zu flüchten.
    Mit leicht zitternder Hand goss sie die dampfende goldfarbene Flüssigkeit ein. „Sahne oder Zitrone?“
    „Ich habe meinen Tee mit Sahne getrunken, solange ich denken kann“, antwortete Hawthorn mit einer Ernsthaftigkeit, die der Frage keineswegs angemessen war.
    Neugier verführte Felicity dazu, den Blick zu heben, und sie begegnete seinen Augen, die unverwandt auf ihr ruhten. In seinem Kopf ging gewiss etwas anderes vor als die Frage nach Sahne im Tee …
    „In letzter Zeit finde ich die pikante Säure der Zitrone allerdings mehr nach meinem Geschmack.“
    Ein seltsames Prickeln lief ihr über den Rücken.
    „Zitrone.“ In ihrem Mund sammelte sich Wasser, als habe sie in die saure Frucht gebissen. Mit einer zierlichen Silberzange nahm sie eine Zitronenscheibe aus der Glasschale und ließ sie in Hawthorns Tasse gleiten.
    „Zucker oder Honig?“, fragte sie. „Wir haben auf Trentwell eigene Bienenvölker.
    „Honig aus deiner Heimat? Das klingt verlockend.“
    Aus dem Mund dieses Mannes klang jedes Wort wie eine Verlockung, dachte Felicity sinnend und ließ einen Löffel Honig träge in seine Tasse fließen. Ob er über Belanglosigkeiten wie Zutaten im Tee

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