Entscheidung in Gretna Green
versuche mir nicht einzureden, mein Vermögen sei das Einzige, was zwischen uns stünde.“
Da sie ihm ihre Lippen verweigerte, hauchte er zarte Küsse an ihren schlanken Hals und ihre Schulter.
„Ich bin es leid, vernünftig zu sein“, raunte er heiser und küsste zart ihr Ohr. „Ich will uns beiden die Trennung so schwer machen, dass wir alles vergessen und zusammenbleiben. Es interessiert mich nicht, was zwischen uns steht. Ich ertrage den Gedanken nicht, dass es einen anderen Mann in deinem Leben geben könnte. Genauso wenig wie die Vorstellung, mein Leben ohne dich verbringen zu müssen.“
Felicity bog den Kopf nach hinten, um ihm in die Augen zu schauen. Ihr Blick war der eines Kindes, das verzaubert einer schillernden Seifenblase nachschaut.
Schließlich aber brachte sie das Wunder der Seifenblase selbst zum Platzen. „Der junge Mann vorhin in der Galerie bedeutet mir nichts.“
Hawthorn bemühte sich, die Fassung zu wahren. „Und wer ist er?“
Ein Schatten vergangener Seelenqualen und Demütigungen flog über ihr Gesicht. „Rupert Norburys Mutter war eine der Mätressen meines Ehemannes.“
Hätte sie ihm die schwere Schildkröte aus Jade auf den Kopf geschlagen, Hawthorn wäre nicht weniger benommen gewesen.
Eine spitze Bemerkung schoss ihm durch den Kopf, die Felicity einmal über die unehelich gezeugten Nachkommen ihres Mannes gemacht hatte. Einen von ihnen kennengelernt zu haben, öffnete ihm die Augen. Was für eine Pein musste sie wegen dieser Brut ausgestanden haben!
„Du … du lässt ihn hier wohnen?“ Offenbar ließ sie ihm auch noch eine hübsche Apanage zukommen, sonst könnte der hochnäsige Kerl sich nicht so stutzerhaft kleiden.
Felicity nickte widerstrebend. „Rupert Norbury ist der Meinung, er habe mehr Recht, auf Trentwell zu wohnen, als ich.“
„Welche Anmaßung!“ Hawthorn fand es empörend, dass dieser Kerl sich in Felicitys Haus einnistete. „Wie kannst du das zulassen? Dieser Flegel ist doch eine ständige Beleidigung für dich.“
„Er ist hier aufgewachsen und hat keine andere Bleibe. Ich habe es nicht übers Herz gebracht, ihn nach Percys Tod wegzuschicken“, erklärte sie beinahe zerknirscht, als gestehe sie ein Laster. „Hinter meinem weltoffenen Gehabe bin ich ein sentimentaler Schwächling, fürchte ich.“
„Ich warne dich!“ Er versetzte ihr einen zärtlichen Nasenstüber. „Ich sehe nicht tatenlos zu, dass die Frau, die ich liebe, beleidigt wird.“
„Die Frau, die du liebst …“, sie ließ sich die Worte auf der Zunge zergehen, „… ist ein Glückspilz.“
„Ich wäre ein weit größerer Glückspilz, wenn sie meine Gefühle erwidern würde.“
„Ich fürchte, das tut sie bereits, Mr. Greenwood.“ Felicity seufzte leise. „Aber sie ist auch sehr unsicher. Obwohl du nicht an meinem Vermögen interessiert bist, werden die Leute dir das unterstellen. Erträgt ein Ehrenmann den Gedanken, als Zielscheibe übler Nachrede herhalten zu müssen?“
Unwillkürlich zuckte Hawthorn zusammen.
„Siehst du?“ Sie hob die Hand und streichelte ihm über die Wange. Er wusste, diese Liebkosung war keine zärtliche Aufforderung zum Liebespiel, sondern eine Geste der Zuneigung und des Vertrauens. „Auch ich möchte mir nicht nachsagen lassen, ich hätte es nötig, mir nun schon den zweiten Ehemann zu kaufen.“
Er schüttelte heftig den Kopf. „Niemand mit einem Funken Verstand könnte glauben, eine charmante, schöne Frau wie du habe es nötig, sich einen Ehemann zu kaufen.“
Ihr Lächeln zauberte einen rosigen Glanz über Felicitys Gesichtszüge. „Und kein Mensch mit klarem Urteilsvermögen würde glauben, du könntest ehrlose Ziele verfolgen.“
„Wenn das so ist“, entgegnete er zuversichtlich, „wenn alle Leute mit klarem Verstand und gesundem Urteilsvermögen es besser wissen, wieso kümmern wir uns darum, was missgünstige Klatschmäuler über uns reden?“
Als er sie küssen wollte, entzog sie sich ihm erneut. „Da wäre immer noch die Sache mit Kindern, mein Lieber. Tue bitte nicht so, als könntest du dich darüber hinwegsetzen.“
„Nein, das kann ich nicht.“ Hawthorn sah sie eindringlich an. Plötzlich wusste er genau, was zu tun war. „Ich leugne nicht, dass ich mich nach eigenen Kindern sehne und glaube, dass ich ein guter Vater wäre.“
War dies die Erklärung für seinen starken Wunsch nach Kindern – das Bedürfnis, der Vater zu sein, der ihm so sehr gefehlt hatte?
„Aber wenn ich diesen Wunsch abwäge gegen
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