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Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBORAH HALE
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Zeit, so lange Sie wünschen.“ Sie griff nach Umhang und Retikül und begab sich zur Tür. „Ich warte zehn Minuten in der Kutsche. Wenn Oliver bis dahin nicht erschienen ist, reise ich nach Bath zurück und veranlasse meinen Rechtsanwalt umgehend, meinen Neffen aus meinem Testament zu streichen.“
    Während sie dieses Ultimatum stellte, mied sie geflissentlich Hawthorns Blick. Zu groß war die Macht, die er über ihr Herz hatte, eine Macht, die er gewiss bedenkenlos einsetzen würde.
    Nachdem die Tür hinter Lady Lyte ins Schloss gefallen war, hatte Hawthorn große Mühe, einen klaren Gedanken zu fassen. Es war so, als stürze er noch einmal kopfüber in eiskal tes Wasser.
    Er hatte sich eine glückliche Zukunft erhofft, in der sich alles zum Guten wenden würde. Felicity hatte ihm ihr Jawort gegeben. Es war ihnen gelungen, Ivy und Oliver einzuholen. Und plötzlich, ohne jede Vorwarnung, war seine Welt eingestürzt, und er stand vor dem Trümmerhaufen seiner Träume.
    Mit kaltem Hass in den Augen hatte Felicity ihn beschuldigt, sich mit seiner Schwester verschworen zu haben, um sie heimtückisch zur Heirat mit ihm zu bewegen. Dass die Frau, die er liebte, ihm ein derart infames Verhalten zutraute, verletzte Hawthorn Greenwood wie ein Dolchstoß mitten ins Herz.
    Während sein Blick zwischen seiner Schwester und Oliver hin und her wanderte, versuchte er Worte zu finden, um erklären zu können, was soeben geschehen war. Die beiden wirkten ebenso verstört, wie er es war. Einerseits wollte er Ivy für ihren gut gemeinten Versuch, die Vermittlerin zu spielen, danken, andererseits wünschte er, sie hätte sich in ihrem kindlichen Eifer nicht eingemischt.
    Er war von dieser plötzlichen Schicksalswende zu tief erschüttert, um einen vernünftigen Satz herauszubringen. Eine Minute der zehn Minuten war bereits verstrichen, die Lady Lyte ihrem Neffen als Bedenkzeit eingeräumt hatte.
    Mit einem Seufzer und einem wehmütigen Kopfschütteln verließ Hawthorn das Zimmer und begab sich nach unten. Ihm war zumute, als wate er im dichten Nebel durch einen tiefen Sumpf.
    Auf dem Treppenabsatz hörte er, wie Lady Lyte unten im Vorraum ihre Rechnung beim Wirt beglich.
    „Sagen Sie meinen Dienern Bescheid, wir reisen ab“, befahl sie. „Und lassen Sie mein Gepäck herunterbringen und die Kutsche anspannen. Ich bin in Eile.“
    Offenbar hatte sie dem Wirt ein großzügiges Trinkgeld gegeben, denn er klatschte in die Hände, gab Lady Lytes Anweisungen mit lauter Stimme weiter und trieb die Dienstboten zur Eile an.
    Hawthorn wollte so lange auf dem Treppenabsatz stehen bleiben, bis Felicity das Gasthaus verlassen hatte. Danach konnte er sich zur Hintertür hinausschleichen und einen Spaziergang über den Marktplatz machen, bis sie aus der Stadt verschwunden war. Es hatte keinen Sinn, sie zum Bleiben überreden zu wollen. Mit seinen Bitten würde er auch noch den kläglichen Rest seiner Selbstachtung verlieren.
    Aber er konnte nicht anders. Bevor Hawthorn wusste, was geschah, trugen seine Füße ihn die letzten Stufen hinunter und zwangen ihn, der Frau gegenüberzutreten, die er gehofft hatte, in wenigen Stunden zu heiraten.
    Sein finsterer Blick veranlasste den Wirt zu einem hastigen Rückzug.
    „Bitte, Felicity.“ Er hatte vor dieser Frau einmal einen Kniefall gemacht, doch dazu würde er sich nie wieder erniedrigen. „Willst du dir nicht ein paar Minuten Zeit nehmen, um das Ganze zu überdenken? Du bist im Begriff, ebenso viel zu verlieren wie wir alle. Vielleicht sogar mehr.“
    Als er in ihre Augen blickte und ihre Schönheit sah, ungetrübt von Zorn und Gehässigkeit, entsann er sich jedes Sonnenstrahls, den Felicity in sein Leben gebracht hatte. Jedes Sternenfunkelns.
    Und plötzlich war ihm danach zumute, den Kopf zu senken und um diesen Verlust zu weinen.
    Felicity wich vor ihm zurück, als fürchte sie, von ihm geschlagen zu werden.
    „Lassen Sie mich zufrieden, Mr. Greenwood“, stieß sie gepresst hervor. „Reicht es nicht, was Sie und Ihre Schwester mir angetan haben?“
    „Ich würde dir nie wehtun!“ Er weigerte sich, auf seine innere Stimme zu hören, die ihm einredete, dass er auf verlorenem Posten kämpfte. „Und meine Schwester hat sich nichts zuschulden kommen lassen, außer sich von ihrem Ungestüm zu einer Torheit verleiten zu lassen. Ich habe dir einmal erzählt, dass sie gerne die Rolle der Heiratsvermittlerin spielt.“
    „Ach ja, ein weiblicher Amor“, entgegnete sie spöttisch. „Wenn ich mich

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