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Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBORAH HALE
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recht entsinne, sorgte Amor für erheblichen Aufruhr zwischen den Göttern und den Sterblichen. Ihre Schwester wäre besser beraten gewesen, sich eine andere Zielscheibe für ihre Pfeile auszusuchen.“
    „Niemand hat uns gezwungen, uns ineinander zu verlieben, Felicity.“ Wieso konnte er ihr das nicht begreiflich machen? „Vielleicht drücke ich mich ungeschickt aus, aber du allein hast mich dazu gebracht, dich zu lieben. Und bis vor Kurzem glaubte ich, ich hätte dich dazu gebracht, mich zu lieben. Ivy und Oliver haben uns nur einander wieder nähergebracht, als wir im Begriff waren, voreinander wegzulaufen.“
    Im diesem Moment stürmten Mr. Hixon und Ned in die Halle. Ned hatte in der Eile seine Uniform falsch zugeknöpft und rieb sich den Schlaf aus den Augen.
    Mr. Hixon blickte bekümmert von Hawthorn zu seiner Herrin. „Ist es wahr, Mylady? Wir reisen ab? Was ist passiert?“
    „Eine Menge ist passiert“, antwortete Felicity spitz, „aber darüber müsst ihr beiden euch keine Sorgen machen. Wir brechen auf, sobald die Pferde eingespannt sind.“
    Ohne ein weiteres Wort rauschte sie an Hawthorn vorbei, gefolgt von ihren verdutzten Dienern.
    An der Tür blieb Ned stehen. „Reisen Sie nicht mit uns, Mr. Greenwood?“
    Er schüttelte den Kopf, und dann hörte er sich sagen: „Passen Sie für mich auf Lady Lyte auf.“
    „Ich versuche es, Mr. Greenwood“, antwortete der Lakai. „Lady Lyte macht es einem nicht immer leicht.“
    Der Anflug eines Lächelns umspielte Hawthorns Mundwinkel, als er nickte.
    Vom Hof her rief Mr. Hixon nach Ned, der immer noch zögerte.
    „Was immer geschehen ist, es tut mir leid, Mr. Greenwood“, murmelte er. „Für Sie … und auch für meine Herrin.“
    Damit rannte er los und knöpfte sich im Laufen den Frack richtig zu.
    Gegen seinen Willen folgte Hawthorn ihm. Vielleicht würde Felicity im letzten Moment doch noch einsehen, was sie verlor … wenn Oliver Armitage bei seinem Entschluss blieb.
    Er trat ins Freie und bog in einen schmalen Durchgang ein, der zu den Ställen hinter dem Haus führte. Im Hof neben einem Wassertrog stand Lady Lytes elegante Reisekarosse. Die Stallknechte hatten die Pferde bereits eingespannt, zweifellos in größter Eile. Ein Hausknecht schleppte Lady Lytes Gepäck die Außenstiege herunter und hob es zu Ned hinauf, der es hinten am Wagen festzurrte.
    Hawthorns Blick suchte Felicity, die steif und reglos wie eine Wachsfigur in der Kutsche saß, ausdruckslos vor sich hin starrte und durch nichts zu erkennen gab, dass sie seine Anwesenheit wahrnahm.
    Stumm flehte er sie an, sich nicht von ihrer leidvollen Vergangenheit ihre und seine Zukunft zerstören zu lassen.
    Als die Glocken der Kathedrale zur halben Stunde läuteten, ließ Mr. Hixon die Peitsche über die Pferderücken schnalzen, und die Karosse fuhr an.
    Hawthorn trat einen Schritt zurück, stand aber noch nah genug, um zwei glitzernde Tränen zu sehen, die langsam über Felicitys wachsbleiche Wangen rollten.
    Sie wusste also, was sie aufgab, ihre Tränen lieferten ihm den Beweis.

18. KAPITEL
    Felicity verfluchte diese zwei verräterischen Tränen, die ihre Schwäche preisgaben. Nicht um alles in der Welt hätte sie sich die Blöße gegeben, sie in Hawthorns Gegenwart wegzuwischen. Sie starrte weiterhin ins Leere, gab vor, ihn nicht zu sehen und verbarg ihren Schmerz hinter einer versteinerten Maske.
    Erst als die Karosse das Tor der mittelalterlichen Stadtmauer passierte und sie Gewissheit hatte, dass er sie nicht mehr sehen konnte, zerfloss Felicitys mühsam bewahrte Fassung in einem Meer aus Tränen.
    Sie versuchte sich einzureden, sie weine um Oliver.
    Dass ihr Neffe sich nach all den Jahren von ihr abwandte, nach allem, was sie für ihn getan hatte, schmerzte sie zutiefst. Dass er ihr so bedenkenlos den Rücken kehrte, bewies letztlich nur Felicitys Unfähigkeit, die Menschen, die sie gern hatte, dauerhaft an sich zu binden.
    Percy. Hawthorn. Oliver. Würde jeder Mensch, den sie liebte, sich am Ende gegen sie wenden und sie verletzen?
    „Nicht mein Kind“, schwor sie sich und schlang die Arme schützend um ihren Leib.
    Gottlob hatte sie sich nicht dazu hinreißen lassen, Hawthorn die Wahrheit zu gestehen, als sie noch in seinem Bann stand. Damit hätte sie ihr unschuldiges Kind zum Zankapfel in einem Krieg zwischen Mutter und Vater gemacht.
    Die Stunden zogen sich endlos dahin, während Lady Lytes Karosse nach Süden rollte, durch das Tal der Flüsse Eden und Petteril, die eine

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