Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Entscheidung in Gretna Green

Entscheidung in Gretna Green

Titel: Entscheidung in Gretna Green Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DEBORAH HALE
Vom Netzwerk:
erregen, versuchte er, seinen Zorn zu mäßigen.
    Und dann stellte Ivy ihm eine völlig unerwartete Frage. „Ist Lady Lyte bei dir?“
    Was tat das zur Sache? Dennoch ergriff Hawthorn die Gelegenheit, das Gespräch ohne gaffendes Publikum fortzusetzen.
    „Ja.“ Er wies zum Eingang des Gasthofs. „Kommt mit und hört euch an, was sie zu eurem üblen Streich zu sagen hat.“
    Er nickte dem Hausburschen dankend für seine Hilfe zu, betrat das Gasthaus und stieg die Treppe hinauf, nicht ohne sich gelegentlich mit einem Blick über die Schulter zu vergewissern, dass die beiden Missetäter ihm folgten.
    Sie hielten einander an den Händen und machten Gesichter, als würden sie zum Schafott geführt. Wie so oft, wenn er gezwungen war, seine kleine Schwester zu bestrafen, begann Hawthorns Zorn abzuflauen.
    Wären die zwei nicht durchgebrannt, hätte er nie Gelegenheit erhalten, der Frau, die sein Herz erobert hatte, einen Heiratsantrag zu machen.
    Der Lärm der sich nähernden Schritte ließ Felicity an die Nacht denken, in der Hawthorn die Treppe ihres Hauses in Bath heraufgestürmt war. War seither wirklich erst eine knappe Woche vergangen? Die turbulenten Ereignisse der letzten Tage gaben ihr das Gefühl, es sei eine halbe Ewigkeit verstrichen.
    Die Schritte verharrten vor ihrer Tür, ein höfliches Klopfen ertönte und dann Hawthorns Stimme: „Lady Lyte, Ihr Neffe und meine Schwester sind bei mir. Dürfen wir eintreten?“
    Felicity hoffte, das Rosenwasser, mit dem sie sich und das Zimmer besprüht hatte, übertönte den säuerlichen Geruch des Erbrochenen. Bald wäre es ohne Belang, wenn ihr Zustand bekannt wurde. Aber der Vater des Kindes sollte die freudige Nachricht als Erster erfahren, und den Zeitpunkt wollte sie bestimmen.
    „Bitte treten Sie ein“, rief sie und erhob sich vom Stuhl neben dem Kamin.
    Hawthorn stieß die Tür auf und ließ Ivy und Oliver den Vortritt.
    Sich immer noch an den Händen haltend, traten die beiden ein. Oliver machte ein zerknirschtes, wenn auch entschlossenes Gesicht, und Ivy …
    Das junge Mädchen betrachtete Felicity mit einem unverhohlen forschenden Blick, als ahne sie weit mehr über Lady Lytes Gefühle, als diese bereit war, sich selbst einzugestehen. Ein Blick, der Felicity beträchtlich irritierte.
    Hawthorn schloss die Tür hinter sich, trat an Felicity Sei te und tauschte einen Blick liebevollen Einklangs mit ihr.
    „Es ist gelungen!“, rief Ivy und klatschte begeistert in die Hände. „Ich wusste, dass es klappt. Ich wusste es von Anfang an!“
    War seine Schwester verrückt geworden?, fragte Felicity sich verdutzt, als Ivy sich in Hawthorns Arme warf, ihm einen schmatzenden Kuss auf die Wange drückte und dann die Arme um sie schlang. Was hatte Ivy gewusst? Was war gelungen?
    Die Antwort kam in einem atemlos kichernden Wortschwall. „Ich sagte zu Oliver, wenn Lady Lyte und Hawthorn tagelang in einer engen Kutsche verbringen müssen, den langen Weg bis nach Schottland, begreifen sie beide, was sie füreinander empfinden.“
    Ivy strahlte übers ganze Gesicht und genoss ihren Triumph. „Und genau so ist es geschehen, habe ich nicht recht?“
    Die Wahrheit traf Felicity mit der Wucht eines Keulenschlags in den Magen. Schnell wand sie sich aus Ivys stürmischer Umarmung. Sie fürchtete, sich jeden Moment erneut übergeben zu müssen.
    Außerdem konnte sie Ivys Berührung und Hawthorns Nähe nicht länger ertragen. Plötzlich fühlte sie sich umzingelt von lauter Greenwoods, die versuchten, ihr ihren Willen aufzuzwingen. Wie die Hundemeute in ihrem Traum, die den verzweifelten Fuchs in sein Verderben trieb.
    „Wollen Sie damit sagen, Sie haben das alles geplant?“, stieß sie schließlich hervor. In ihrem Mund breitete sich ein bitterer Geschmack aus.
    Wieso fragte sie noch? Sie hätte es von Beginn an wissen müssen. Dies war die einzige Erklärung, die alle Fragen und Widersprüche beantwortete, die seit der überstürzten nächtlichen Abreise aus Bath an ihr nagten.
    Wie konnte sie nur so blind gewesen sein? Wie konnte sie sich auf so heimtückische Weise hintergehen lassen … wieder einmal?
    „Hatten Sie nicht die Absicht, meinen Neffen zu heiraten?“, fragte sie schroff.
    „Anfangs nicht“, antwortete Ivy fröhlich zwitschernd, und Felicity hätte sie am liebsten geohrfeigt. „Anfangs war alles nur als List gedacht, um euch einander näherzubringen, aber dann führte eins zum andern … und …“
    Eine List, um euch einander näherzubringen. Die Worte

Weitere Kostenlose Bücher