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Entsetzliches Gleichmaß

Entsetzliches Gleichmaß

Titel: Entsetzliches Gleichmaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Woods
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mich … was, wenn er sich irrt?«
    »Glauben Sie, Taran’atar agierte auf eigene Faust?«
    »Nein«, antwortete Kira. »Aber ich bin mir nicht sicher, ob er wirklich gegen seinen Willen handelte. Vielleicht war das, was geschehen ist, von Anfang an unausweichlich. Und vielleicht war ich eine Närrin, zu glauben, Taran’atar sei mehr als eine tickende Bombe. Auch wenn ich immer befürchtet habe, dass irgendwann so etwas passieren würde.«
    »Odo schien vom Gegenteil überzeugt«, betonte Sisko.
    »Ich weiß. Deswegen habe ich ja auch neun Monate lang gegen meinen Instinkt angekämpft.« Kira ballte eine Hand zur Faust, hob sie auf Augenhöhe und schlug gegen das Fenster. »Aber in all der Zeit verging kein einziger Tag, an dem ich keine Zweifel an Odos Einschätzung dieses Jem’Hadars hegte. An seiner Hoffnung. Vor fünf Jahren, als er dieses Jem’Hadar-Kind zu zähmen versuchte … Damals wusste ich,
wusste
einfach, dass es böse enden würde. Das Kind hatte keinerlei Selbstbeherrschung, es konnte seine genetische Programmierung nicht abschütteln, egal wie sehr Odo sich auch bemühte.«
    »Und was war an Taran’atar anders?«
    Kira betrachtete Siskos Spiegelbild in der glatten Fensterscheibe. »Er war älter, erfahrener, beherrschter. Er brauchte kein Ketracel-White und stellte sich gegen sein eigenes Volk, um mich zu beschützen und die Station zu retten. Ich dachte, wenn irgendein Jem’Hadar seine Programmierung hinter sich lassen kann, dann er.« Sie hielt inne und wandte sich zu ihrem alten Freund um. »Und ich akzeptierte ihn, weil Odo mich darum bat. Weil Taran’atar eine Verbindung zu dem Mann darstellte, den ich liebe. Zweifel hin oder her – ich
konnte
ihn nicht abweisen.« Abermals schüttelte sie den Kopf. »Ich war eine Närrin.«
    Sisko ging mit nachdenklicher Miene auf und ab. »‚Ich gehe in den Kampf, um mein Leben zurückzufordern‘«, murmelte er.
    Kira stutzte. »Was?«
    Am Rand des Tisches blieb er stehen und verschränkte die Arme. »Erinnern Sie sich an die Geschichte, die ich Ihnen erzählt habe, nachdem wir die Station zurückerobert hatten? Während des Krieges? Über die Jem’Hadar-Truppen, auf die wir auf dem Planeten in diesem dunklen Nebel gestoßen waren?«
    »Als Sie das Dominion-Schiff zum Absturz brachten.«
    Sisko nickte. »Die Einheit, auf die wir trafen, wurde von einem Jem’Hadar-Dritten namens Remata’klan befehligt. Taran’atar erinnert mich stark an ihn. Remata’klan fühlte sich seinem Vorta verpflichtet und griff uns an. Eine Kamikaze-Mission, er und seine Leute hatten nicht den Hauch einer Chance. Ich versuchte, Remata’klan zur Aufgabe zu überreden. Ich wollte ihm zeigen, dass er eine Wahl hatte, dass er sein Leben nicht für das wegwerfen musste, was er ‚die Ordnung der Dinge‘ nannte. Er erwiderte, es sei gar nicht sein Leben. Das sei es nie gewesen.«
    »Was wollen Sie damit sagen?«, fragte Kira. Allmählich wurde sie wütend. »Dass die Jem’Hadar nicht für ihre Taten verantwortlich sind?«
    »Nein«, erwiderte Sisko ruhig. »Aber ich hatte viel Zeit, über Remata’klan nachzudenken … und über Omet’iklan und weitere Jem’Hadar, denen diese Besatzung im Laufe der Jahre begegnet ist. Ich fragte mich, was es für sie bedeuten mag, einerseits so intelligent zu sein, andererseits aber ihres freien Willens beraubt zu werden. Und ich dachte über den Schwur nach, den sie aufsagen, wenn sie in einen Kampf ziehen. Den, der damit anfängt, dass sie sich als Tote bezeichnen.«
    »‚Ich gehe in den Kampf, um mein Leben zurückzufordern‘«, wiederholte Kira.
    Sisko nickte. »Einst hielt ich das für ein Ritual, nichts weiter. Etwas, das die Vorta ihnen beigebracht hatten, um sich besser auf ihr Ziel zu konzentrieren.«
    »Ich vermute, das denken Sie nicht mehr?«
    »Überlegen Sie mal, Nerys. Wenn die Jem’Hadar wirklich glauben, ihre Leben gehören ihnen nicht – wie können sie dann darauf hoffen, sie in der Schlacht zurückzubekommen? Es sei denn, den Kampf, von dem in diesem Schwur die Rede ist – der, den sie
tatsächlich
kämpfen –, führen sie gegen sich selbst! Sie kämpfen gegen die Programmierung durch die Gründer und für den Willen zur Selbstbestimmung.«
    »Ich weiß nicht, ob ich begreife, worauf Sie hinaus wollen.«
    »Kann es sein«, erklärte Sisko, »dass Odo Taran’atar nicht herschickte, um Frieden zu lernen? Sondern, damit er den Kampf gegen sich selbst gewinnt?«
    »Spielt das überhaupt noch eine Rolle?«, fragte Kira

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