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Entsetzliches Gleichmaß

Entsetzliches Gleichmaß

Titel: Entsetzliches Gleichmaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olivia Woods
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es mir schwer, anderen zu vertrauen. Nicht einmal denen, die ich seit Jahren kenne.«
    »Das ist verständlich«, sagte Sisko. »Aber Sie werden sich dieser Angst stellen müssen – möglicherweise früher als Ihnen lieb ist. Sie haben gute Leute um sich, Nerys.«
    »Und was macht man, wenn man von einem von ihnen enttäuscht wurde?«
    »Darauf gibt es keine eindeutige Antwort. Jede Situation ist anders. Sie müssen damit klarkommen, so gut Sie können.« Stille legte sich über sie. Irgendwann fuhr Sisko fort: »In der Gerüchteküche heißt es, Sie hätten Vaughn wegen seiner Jagd auf Taran’atar vom Dienst suspendiert.«
    »Richtig«, erwiderte Kira schärfer als beabsichtigt. Sisko schwieg. »Gibt es diesbezüglich etwas, dass Sie mich fragen wollen?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Kommt drauf an.«
    »Worauf?«
    Sisko lächelte. Ein fast schon schelmisches Funkeln lag in seinen Augen. »Darauf, ob Sie in der Stimmung für Antworten sind.«
    Kira seufzte. »Mir geht es nicht darum, die Kommandostruktur der Station zu verändern, falls Sie das wissen möchten. Ich wäre eine Heuchlerin, würde ich meinen Ersten Offizier dafür feuern, dass er impulsiv und eigenständig agiert, oder?«
    »Falls Sie jetzt Widerspruch von mir erwarten …«
    »Na, besten Dank.« Kira stützte sich auf dem Tisch auf und senkte von einer plötzlichen Müdigkeit gepackt den Kopf. »Ich schätze, die Propheten achten stets auf die Balance. Wie lautet das Menschenwort dafür? Karma?« Sie sah zu Sisko. »Ich habe Vaughn vorgeworfen, er habe sich von persönlichen Motiven leiten lassen. Er fragte mich, ob ich das nie getan hätte. Ich. Und auf einmal konnte ich an nichts anderes mehr denken als an Silaran Prin.«
    Bei der Erwähnung dieses Namens hob Sisko leicht die Brauen. Kira ahnte, welche Erinnerungen sie gerade in ihm geweckt hatte. Prin, ein cardassianischer Zivilist, war Überlebender eines Bombenanschlags gewesen, den Kira während der Besatzungszeit verübt hatte. Dabei war die Residenz eines Guls zerstört worden – aus Rache für die Hinrichtung von fünfzehn bajoranischen Bauern. Vor knapp vier Jahren war Prin wieder aufgetaucht und hatte begonnen, die einstigen Mitglieder von Kiras Widerstandszelle zu töten. Und obwohl Kira im Endstadium ihrer Leihmutter-Schwangerschaft gewesen war, hatte sie sich allein an die Fersen des Cardassianers geheftet. Sie hatte ihr Leben und das des ungeborenen Babys der O’Briens aufs Spiel gesetzt, aber sie hatte den Mörder gestoppt.
    »Wissen Sie, was?«, gestand sie nun. »Rückblickend betrachtet weiß ich ehrlich nicht, wie Sie es je mit mir ausgehalten haben. Ernsthaft … Wie ist es uns gelungen, trotz meiner ganzen Alleingänge in den vergangenen Jahren miteinander auszukommen?«
    »Nerys, was wollen Sie jetzt von mir hören? Dass Hierarchie und Befehlskette gar nicht so wichtig sind? So leicht lasse ich Sie nicht vom Haken.« Sisko schüttelte den Kopf. »Aber ich glaube, irgendwann kommt jeder Captain zu der Erkenntnis, dass es Dinge gibt, die die Disziplin und die Pflicht übersteigen. Erst in derartigen Situationen erkennen ein Captain und sein Erster Offizier, wie belastbar das Band zwischen ihnen ist. Denn unterm Strich läuft es stets auf dieselbe Frage hinaus: Vertrauen Sie Ihrem XO oder nicht? Ich will nicht abstreiten, dass Sie und ich im Laufe der Jahre so unsere Probleme hatten. Aber ich habe Ihnen stets vertraut, Nerys. In jeder Sekunde.«
    Er hielt kurz inne, bevor er fortfuhr. »Wir wissen allerdings beide, dass es hier nicht um Sie und mich geht. Nicht einmal um Sie und Vaughn. Es geht hier um Schuld.«
    »Schuld?«, fragte Kira.
    »Ja, Schuld. Die Schuld, die Sie gerade empfinden. Die Fehlannahme, dass all dies letzten Endes Ihre Schuld sei – weil Sie krank waren, weil Taran’atar unter Ihren wachen Augen kompromittiert werden konnte … oder weil Sie es inzwischen für falsch halten, ihm je vertraut zu haben.«
    Kira schloss die Augen und atmete durch die Nase aus. Dann trat sie zu dem großen Fenster hinter ihrem Schreibtischstuhl und sah, die Arme verschränkt, hinaus ins All.
    »Das ist es, nicht wahr?«, fragte Sisko sanft. »Sie sind wütend auf sich selbst, weil Sie Taran’atar erlaubt haben, auf der Station zu bleiben.«
    Kira antwortete nicht sofort, sie blickte ziellos in den Sternenhimmel. »Ich geh im Geiste wieder und wieder durch, was passiert ist. Ich rufe mir in Erinnerung, wie sicher Julian sich ist, dass er fremdgesteuert handelte. Und ich frage

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